Kirchheim

Viele Händler drängen auf den Markt

Lebensmittel Der Kirchheimer Wochenmarkt ist bei Verkäufern heiß begehrt. Die Warteliste auf einen Standplatz ist lang. Bewegung gibt es jedoch nur wenig. Von Antje Dörr

Der Kirchheimer Wochenmarkt findet immer montags, donnerstags und samstags von 7 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz und in der Kornst
Der Kirchheimer Wochenmarkt findet immer montags, donnerstags und samstags von 7 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz und in der Kornstraße statt.Fotos: Markus Brändli

Er ist einer von rund 100 Anwärtern auf einen Verkaufsstand auf dem Kirchheimer Wochenmarkt: Jonathan Gruel, einer der Geschäftsführer des gleichnamigen Biolandhofs in Owen. „Das ist ein großes Ziel, das wir verfolgen“, sagt der 26-Jährige.

Die Gruels bauen auf fünf Hektar Fläche in und um Owen Getreide, Linsen und Freilandgemüse an, dazu Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln. Das frische Gemüse wird im eigenen Hofladen und seit 2017 auf dem Esslinger Wochenmarkt verkauft. Der ist allerdings 30 Kilometer entfernt. Nach Kirchheim sind es lediglich acht Kilometer. „Als Biobauer muss es mein Ziel sein, mein Gemüse in der Region zu verkaufen“, sagt er.

Bislang sind die Gruels jedoch nicht zum Zug gekommen. Verwunderlich ist das nicht: Der Weg auf den Kirchheimer Wochenmarkt ist für neue Verkäufer steinig. Zum einen ist da die lange Warteliste. Und zum anderen sind diejenigen im Vorteil, die schon lange dabei sind - auch wenn laut Marktordnung alle dieselben Voraussetzungen haben. „Man muss sich jedes Jahr neu bewerben“, sagt Dennis Koep, Sprecher der Stadtverwaltung Kirchheim. Allerdings hätten die Stammverkäufer aufgrund ihrer guten Voraussetzungen auch gute Chancen, die Plätze zu bekommen. Mit guten Voraussetzungen meint Koep: Die Händler sind in den Augen der Stadt zuverlässig, verkaufen qualitativ hochwertige Ware und sorgen mit ihrem Angebot dafür, dass die Besucher den Markt als vielfältig wahrnehmen.

Dass neue Verkäufer gar keine Chance haben, will Koep allerdings nicht gelten lassen. „Von den Marktbeschickern gehen in den nächsten Jahren einige in den Ruhestand“, sagt er. Aus aktuellem Anlass sucht die Stadt außerdem Verkäufer, die zwei frei gewordene Standplätze besetzen: Der erste gehörte der Firma Bucci, die bis Mitte August Obst und Gemüse verkaufte. Ihr hat die Stadt gekündigt, weil sich „die Firma nicht mehr der Marktordnung entsprechen verhalten“ habe, so der Stadtsprecher. Die Firma hatte ihr Kunden auf Handzetteln über die aus ihrer Sicht kurzfristige Kündigung informiert. Für eine Stellungnahme war sie nicht erreichbar. Außerdem ist der Stand „Mediterrane Produkte“ von Rainer Weiss nicht mehr vor Ort. „In den nächsten Wochen beginnen die Gespräche mit den Bewerbern, die oben auf der Warteliste stehen“, sagt Dennis Koep.

Allerdings gibt es eine große Unbekannte: Die Volksbank, die ihren Standort direkt am Marktplatz hat, will im kommenden Jahr umbauen. „Das müssen wir natürlich berücksichtigen“, sagt Dennis Koep. „Es bringt ja nichts, wenn wir die Plätze vergeben, und dann braucht die Volksbank doch mehr Fläche für die Baustelle.“

Jonathan Gruel ist gespannt, ob er im Rahmen der neuen Vergabe einen der Plätze erhält. Er macht sich allerdings angesichts der langen Warteliste nicht allzu große Hoffnungen. „Vermutlich wird dann erst einmal mit denen gesprochen, die sich vor langer Zeit beworben haben“, sagt er. Er würde sich wünschen, dass bei der Vergabe andere Kriterien zählen, zum Beispiel die Regionalität. „Ich weiß nicht, welche Philosophie der Kirchheimer Wochenmarkt hat“, sagt er. „Aber ein Wochenmarkt in meinem Sinne ist, dass die Produkte aus der Region kommen.“

Regionalität kein Kriterium

Das Stichwort Regionalität sucht man in der Satzung zur Regelung des Marktwesens vergebens. Allerdings sind die Distanzen, die die Händler zum Kirchheimer Markt zurücklegen, nicht sehr groß. „Der Radius beträgt circa 50 Kilometer“, sagt Dennis Koep. Die weiteste Anfahrt habe die Allgäuer Käsehütte aus Ulm. Die anderen Händler kämen aus Kirchheim und Umgebung, aus Wendlingen, Aichwald, Oberboihingen oder von den Fildern. Darunter sei eine Handvoll Selbsterzeuger, sagt Koep. „Angesichts der Menge der verkauften Ware kaufen aber fast alle auf dem Großmarkt etwas dazu.“

Auch die Belegung des Wochenmarktes ist unterschiedlich. Samstags seien es etwa 40 Händler, so Koep, donnerstags ein bisschen weniger und montags noch weniger. Die meisten Bewerber hätten Interesse an allen drei Verkaufstagen, oder zumindest donnerstags und samstags, weil da am meisten Publikumsverkehr sei. „Wenn jemand käme und sagen würde, er will nur montags verkaufen, wären wir dafür auch offen“, sagt Dennis Koep. Bioland-Bauer Jonathan Gruel kann sich das allerdings nicht vorstellen. „Montags verkauft man immer am wenigsten“, sagt er.

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