Kirchheim

Vikare sollen keine Stellvertreter sein

Verpflichtung Im evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim haben vier junge Theologen nach Abschluss des Studiums mit der zweiten Phase der Ausbildung begonnen. Sie lernen ihren Beruf nun in der Praxis kennen. Von Andreas Volz

Dekanin Renate Kath verpflichtet die vier Vikare (Mitte, mit Urkunden in der Hand) auf den neuen Dienst.Foto: Markus Brändli
Dekanin Renate Kath verpflichtet die vier Vikare (Mitte, mit Urkunden in der Hand) auf den neuen Dienst.Foto: Markus Brändli

Was macht eigentlich ein Vikar? Mit dieser Frage setzen sich im evangelischen Kirchenbezirk Kirchheim vier „Neue“ auseinander: Marius Böhmerle, Thorben Haase, Larissa Hopp und Lars Peinemann. Sie absolvieren bis Juli 2021 ihr Vikariat, in Weilheim, in der Kirchheimer Stadtkirchengemeinde, in Neidlingen/Hepsisau sowie in Ötlingen. Der feierlichen Verpflichtung in der Kirchheimer Martinskirche folgte zum Dienstantritt eine Gesprächsrunde im Kreis der „Arrivierten“ - über die Freuden des Pfarrberufs wie auch über Sorgen und Nöte.

„Vikar“ heißt eigentlich „Stellvertreter“, stellt Dekanin Renate Kath bei Kaffee und Kuchen fest, um sogleich zu betonen: „Aber genau das sollen unsere Vikare während ihrer Ausbildung nicht sein. Sie müssen nicht gleich alle die Dinge tun, für die jemand in ihrer Gemeinde immer schon gerne jemanden hätte.“ Und schon beginnt sie, die Diskussion über den Beruf, durch den man plötzlich zur öffentlichen Person wird.

Es geht darum, trotzdem die Balance zu halten und sich nicht Tag und Nacht vom Beruf, der ja auch Berufung ist, vereinnahmen zu lassen. Sonst hält man es nicht lange durch. „Auch das ist eine Frage der Disziplin“, meint die Dekanin und empfiehlt, klare Grenzen zu ziehen. „Um als Pfarrer für andere da sein zu können, muss es mir gut gehen, und um das zu erreichen, brauche ich auch Zeit für mich.“

Dennoch freuen sich die „Neuen“ erst einmal auf ihre öffentliche Aufgabe, die zunächst an staatlichen Schulen auf sie wartet - im Religionsunterricht. Im Herbst beginnt dann die Einführung in die eigentliche Gemeindearbeit, mit Gottesdienst und Seelsorge.

„Nach dem Studium bin ich jetzt froh, das Gelernte in der Praxis anwenden zu können“, sagt Larissa Hopp. Thorben Haase ergänzt: „Im Studium produziert man ja vor allem Papier.“ Marius Böhmerle und Lars Peinemann wiederum freuen sich auf die Begegnungen mit Menschen - aus allen Altersklassen und mit den unterschiedlichsten Hintergründen.

Respekt vor der neuen Aufgabe

Alle vier haben aber auch großen Respekt vor dem, was da auf sie zukommt. Da gibt es viele ungewohnte Rollen: im Religionsunterricht oder in der Seelsorge - und eben auch in der Öffentlichkeit. Marius Böhmerle hofft, dass ihm der Beruf auch noch Zeit lässt, sich als Theologe ständig auf dem Laufenden zu halten.

Diesen Zahn ziehen ihm allerdings die Ausbildungspfarrer. Sie freuen sich nämlich auf den Austausch mit jungen Kollegen, die frisch von der Universität kommen - weil sie selbst in rund 20 Berufsjahren nur wenig Zeit hatten, um sich mit der reinen Wissenschaft zu beschäftigen. Trotzdem wollen sie den jungen Kollegen die Freude am Pfarramt vermitteln. Dekans-Stellvertreterin Margarete Oberle, die in einem halben Jahr in den Ruhestand geht, bringt es auf den Punkt: „Es ist ein erfüllender Beruf. Ich würde ihn auf jeden Fall wieder ergreifen, auch wenn nicht jeden Tag eitel Sonnenschein herrscht.“