Lokale Kultur

Virtuose Leistungen

Konzert von Classic Brass und Professor Matthias Eisenberg in Dettingen

Dettingen. Ein Hoch auf den Posaunenchor Dettingen, der das gemeinsame Konzert von Classic Brass und Professor Matthias Eisenberg am

Sonntag in der Sankt Georgskirche Dettingen organisiert hatte. Dass der Bezirksposaunentag am selben Tag viele potenzielle Besucher vorenthielt, ist den solide planenden Dettingern gewiss nicht anzulasten. Diese Tatsache brachte die Kalkulation jedoch so in Gefahr, dass im Lauf des Abends aus dem Soli Deo Gloria leider ein Soli Euro Gloria wurde.

Jürgen Gröblehner, Gründer und Leiter des Ensembles, musste regelrecht um Spenden betteln. Auch sonst hatte er keine rechte Fortüne an diesem Abend. Denn wie er seine Musiker vorstellte, war ziemlich peinlich. Ein Kirchenkonzert ist doch keine Fernsehschau! Die fünf Virtuosen – zwei Trompeter, je ein Hornist, Posaunist und Tubaspieler – überzeugten allein schon durch ihr überragendes Können und ihre überaus sympathische Bescheidenheit, ganz zu schweigen von dem Organisten Professor Matthias Eisenberg, der zwar wie ein gebrechlicher älterer Herr wirkte, aber wie ein junger Gott spielte. Sein Stil glich dem der Bläser so sehr, dass man sich fragen musste, ob sich da Gleichgesinnte gefunden hatten oder ob sich die Beteiligten im Laufe ihrer häufigen Auftritte immer mehr angleichen mussten.

Ihr Spiel war durchweg makellos, aber meistens zu schnell, völlig ungegliedert und ohne erkennbare Seelentiefe. Das mag hart klingen, erklärt sich aber aus dem Programm selbst: keine einzige Originalkomposition, lauter Ohrwürmer oder Kassenschlager, eine Zumutung für die Zuhörer und noch mehr für die Spieler selbst, die sich wegen des verdienten Zubrotes dafür hergeben müssen. Ironie des Zufalls: Ausgerechnet der kurzfristig eingesprungene erste Trompeter brachte jene überzeugende Musikalität ein, die man der Gruppe im Ganzen so sehr gewünscht hätte. Wie er beim einleitenden Eurovisionsmarsch, im Programm mit einem englischen Titel verballhornt, die aberwitzigsten Verzierungen einfügte und wie er bei den Händelschen Grobschmied-Variationen die rasenden Tonleitern mit Leben erfüllte, das bleibt unvergessen.

Überhaupt waren es die virtuosen Leistungen der einzelnen Musiker, vor denen man sich ehrfürchtig verneigte. Ein Hornist, der sich mit engelsgleicher Leichtigkeit durch alle Register seines Instrumentes bewegte; ein Posaunist, der sein Instrument so elegant spielte, als wäre es eine Flöte; ein Tubist, musikalisch schlank und beweglich wie eine Ballerina; last but not least der zweite Trompeter, dessen Spiel unter der zusätzlichen Belastung von Organisation und Conference kaum gelitten hat.

Das situationsbedingte Ungleichgewicht zwischen Orgel im Chorraum und Bläsern vor dem Chorbogen auf den Altarstufen überwand der Organist durch spielerische Präsenz. Bravourös auch seine Solovorträge: Bach, Mendelssohn und Improvisation über das Kirchenlied „Lobe den Herren“. Einzelne Manierismen, oder soll man sagen Marotten, verzieh man ihm gerne – seine Spiel- und Registriertechnik verdient höchste Bewunderung. Ob sein Musizieren aber so stromlinienförmig und atemlos sein muss? Trotz allem: Es war ein sehr schönes Konzert.