Kirchheim

Virtuoser Ausdruck von Spiritualität

Konzert Das Duo Sigi Finkel und Monika Stadler begeistert in der Bastion mit Saxofon, Flöte und Harfe.

Kirchheim. Der Saxofonist und Flötist Sigi Finkel bildet mit der Harfenistin Monika Stadler ein kongeniales Duo, das wunderbar musikalisch kommuniziert und aufeinander reagiert. In der Bastion begeistern sie das Publikum mit Improvisationskunst und präsentieren eigene Kompositionen, in denen Weltmusik und Jazz eine faszinierende Symbiose eingehen.

Wichtige Quellen der Inspiration sind für beide ihre vielen Reisen, andere Musikkulturen und das Musizieren mit Künstlern aus verschiedenen Ländern. Musikalische Gedanken und Stile aus allen Kontinenten lassen sie in ihre Werke einfließen und verbinden sie mit Elementen des Jazz.

Sigi Finkel gastierte schon mehrmals in der Bastion. Er fühlt sich in der familiären Atmosphäre sichtlich wohl, und das Publikum spürt schon bei den ersten jazzigen Grooves, dass ein begeisternder hochkarätiger Abend bevorsteht. Nicht nur mit Tenor- und Sopransaxofon zieht er die Zuhörer in den Bann, auch mit der originalen Holzflöte aus Pakistan stellt er in seiner Komposition „Lahore“ seine Virtuosität unter Beweis.

Monika Stadler demonstriert mit perfekter Technik, äußerst differenzierter Dynamik und Agogik höchste Musikalität und Sensibilität. Sie präsentiert ihre Konzertharfe nicht traditionell, sondern wechselt zwischen Weltmusik, Naturmusik und Jazz. „Meine Musik ist sehr persönlich, Ausdruck meiner Seele, meiner Spiritualität, meiner Weiblichkeit, eine Art inneres Tagebuch. Sie entspringt aus dem Lebendigsein, der Verbundenheit mit der Natur, dem Fließen und dem Fühlen“, sagt sie. In ihrer Komposition „Good Bye My Friend“ verarbeitet sie eine sehr persönliche Lebenssituation.

In „Live Goes On“, ebenfalls eine Eigenkomposition Stadlers, spielt das Sopransaxofon wild kreisende, nach vorne drängende Skalen - Aufbruch zu einem neuen Leben? Unverkennbar erinnert das Spiel Finkels hier an Modern Jazz und speziell an den Bebop des legendären Charlie Parker. Zum Finale setzt Sigi Finkel einen „Looper“ ein: Er nimmt mit dem Mikrofon „live“ kurze Riffs als Sequenzen auf, die dann in einer Endlosschleife aus der Box ertönen, fügt eine zweite und dritte Stimme hinzu und improvisiert schließlich atemberaubend über diesem Background.

Beim Vortrag der letzten Jazz- nummer zieht das Duo nochmals alle Register mit eindrucksvollen Improvisationen des Tenorsaxofons über den ständig pulsierenden Riffs der Harfe. Improvisation vom Feinsten, eine nicht enden wollende Fülle an Kreativität, technische Brillanz und nicht zuletzt Balsam für die Seele. Das Publikum bedankt sich mit großem Applaus für die Reise in außergewöhnliche und vielfältige Klangwelten. Hans-Günther Driess