Kirchheim

Wachsam bleiben

Es ist wie die Fahrt in dichtem Nebel. Keiner weiß, was kommt. Die Leitplanken lassen sich allenfalls erahnen. Nach zwei Jahren Chaos, Krisenmanagement und Provisorium können Behörden-Mitarbeiter, Sozialdienste und freiwillige Helfer bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen zwar durchatmen. Die Zahl der Neuankömmlinge sinkt. Von einem dauerhaften Trend zu reden, traut sich dennoch niemand. Die jüngsten Dramen im Mittelmeer verbieten dies. Trotz des nahenden Winters.

Der Landkreis tut deshalb das einzig Richtige: Er nutzt die Zeit der Entspannung, um Strukturen zu verfeinern, Integrationsprojekte voranzutreiben und wachsam zu bleiben. Notquartiere als stille Reserven ruhen zu lassen, bereits erschlossene Grundstücke als Manövriermasse zu sichern, um im Notfall rasch reagieren zu können, ist vernünftig. Oder wie der Esslinger Landrat es ausdrückt: Wir machen den Pfropf drauf. Wo Ungewissheit herrscht, ist Flexibilität die einzig schlüssige Antwort.

Das passt nicht jedem. Kommunen, denen Leerstände drohen und denen die hälftige Anrechnung auf ihre Pflichtquote nicht genug ist. Kreispolitiker, die Personal, das vor Monaten händeringend rekrutiert wurde, am liebsten gleich wieder nach Hause schicken würden. Jetzt heißt es, die Lehren zu ziehen aus der Vergangenheit. Nur eines ist gewiss: Solange Krieg, Armut und Hunger in der Welt nicht ausgerottet sind, werden Menschen nach Europa drängen.

Kommentar Bernd Köble über trügerische Ruhe