Lokale Kultur

Warten auf die Pikten

In Kirchheim verhaltene Euphorie über den neuen Asterix-Band

Kirchheim. „Beim Teutates!“ Worauf die eingeschworene Asterix-Fangemeinde lange Zeit vergeblich gewartet und was sie vielleicht schon

Andreas Volz

nicht mehr zu hoffen gewagt hatte – am morgigen Donnerstag soll es eintreffen: Ein neuer Asterix-Band stellt sich dem kritischen Urteil der Öffentlichkeit. Der Band präsentiert sich mit der Nummer 35, obwohl der letzte „richtige“ Band („Gallien in Gefahr“) noch die Nummer 33 getragen hatte. Dazwischengeschoben wurde in der Zählung der Jubiläums-Band „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“.

Der neue Band jedenfalls heißt –unabhängig von allen Zahlenspielereien – „Asterix bei den Pikten“. „Asterix bei den was?“ wird sich da so mancher fragen, und die Antwort müsste dann lauten: „Bei den Pikten; das waren Menschen, die zu der Zeit, in der die Asterix-Abenteuer spielen, im heutigen Schottland lebten.“

Somit wäre also eine wichtig Frage beantwortet. Eine andere wichtige Frage ist die oben angeschnittene mit dem kritischen Urteil der Öffentlichkeit. Darauf bezieht sich beispielsweise Ralf Bauer vom Kirchheimer Buchcafé Aroma, der den neuen Band am Donnerstag natürlich anbieten will, aber wohl nicht in der ganz großen Stückzahl. Die Kritik an den letzten Bänden, die Zeichner Albert Uderzo in Alleinregie zu verantworten hatte, lässt ihn hier vorsichtiger agieren. Vielleicht ist der ganz große Asterix-Boom auch bereits zu Ende, wer weiß?

Dabei beginnt morgen eine ganz neue Ära: Nicht nur gibt es erstmals seit René Goscinnys Tod 1977 wieder einen eigenen Texter – Jean-Yves Ferri –, sondern auch einen neuen Zeichner – Didier Conrad. Albert Uderzo hat also den Zeichenstift weitergereicht und sich nur noch auf die Rolle als graue Eminenz im Hintergrund beschränkt. Das müsste die Massen eigentlich elektrisieren.

Trotzdem zeigten sich auch die anderen Kirchheimer Buchhändler nicht gerade euphorisch bei einer spontanen Umfrage zum Wochenende. Roland Schöllkopf will ebenfalls einige Bände bereithalten, und Anette Leiser von der Buchhandlung Schieferle bedauerte im Vorfeld, dass ihr der Verlag kein Werbematerial zur Verfügung gestellt hatte. Sibylle Mock­ler von der Buchhandlung Zimmermann kündigte immerhin an, für morgen einen Teil des Schaufensters dem kleinen Gallier widmen.

Aber dass sich die Kunden den neuen Band aus den Händen reißen werden, davon war im Vorfeld keinesfalls die Rede. Und wer weiß, ob sich nicht auch bei Harry Potter der Hype irgendwann abgenutzt hätte, wenn es einmal einen 35. Band gegeben hätte?

Aber vielleicht gehört ein bisschen Zurückhaltung nach außen einfach zu dem kleinen, fast allen wohlbekannten gallischen Dorf. Wichtige Geheimnisse werden nicht gerne verraten, und so kennt außer dem Druiden Miraculix auch bis heute niemand die Rezeptur für den Zaubertrank. Ein ebenso gut gehütetes Geheimnis war bis jetzt der Inhalt des Pikten-Bands. Selbst beim Pressegespräch im Lesezelt der Frankfurter Buchmesse haben weder Jean-Yves Ferri noch Didier Conrad oder gar der deutsche Übersetzer Klaus Jöken inhaltliche Details verraten.

Was auch immer durchgesickert sein mag, wurde eher dementiert als kommentiert. So tauchte die Frage auf, ob es im neuen Band viel Schnee im gallischen Dorf gebe. Darüber erfuhr das gespannte Fachpublikum aber so wenig wie über andere Einzelheiten. Nur ein Auftritt des Druiden-Spions „Null-null-six“ wurde deutlich verneint. Als Sean-Connery-Parodie hätte er vielleicht ganz gut nach Schottland gepasst. Eine weitere Frage wurde wohl vom Titelbild inspiriert – wie es Idefix gehe, und was der Wald mache: Immerhin taucht Idefix auf dem Cover nicht auf, und Obelix übt sich im schottischen Baumstammwerfen. Jean-Yves Ferri antwortete grinsend: Idefix gehe es gut, er lasse herzlich grüßen. Und Wälder gebe es in Schottland ohnehin kaum.

Alles weitere ergibt sich morgen.