Kirchheim

Wenn Kinder nicht Kind sein dürfen

Vortrag Im Schlossgymnasium zeigte Benjamin Pütter, was man unter Ausbeutung versteht.

Kirchheim. Benjamin Pütter kämpft gegen die Ausbeutung von Kindern und das nicht nur am Schreibtisch - aus diesem Grund hat der Kinderrechtsexperte den Siebtklässlern des Schlossgymnasiums in Kirchheim einen Besuch abgestattet. Er informierte über das Hilfswerk „Sternsinger“ und über die Auswirkungen von Kinderarbeit.

Der Referent machte den Schülern deutlich, was der Unterschied ist zwischen „Mama zu Hause ein bisschen helfen“ und der realen Kinderarbeit. In manchen Ländern können Kinder nicht zur Schule gehen, weil sie arbeiten müssen. „Wenn ihre Arbeit, dann ausbeuterisch und gesundheitsschädlich ist, werden Hilfswerke aktiv, um sie zu befreien“, erzählte der Experte. So auch das Kindermissionswerk „Sternsinger“.

Benjamin Pütter ist in den letzten 25 Jahren insgesamt 84 Mal nach Indien gereist. Dort lernte er Kinderarbeit in vielen Facetten kennen. „Die meisten Mädchen und Jungen leben Tausende von Kilometern von ihren Familien entfernt. Die Familien versuchen, aus einer Schuldenfalle herauszukommen, die zur Endlosschleife wird“, erklärte Benjamin Pütter. Mit der Organisation und Helfern vor Ort versucht der Rechtsexperte, die Kinder zu befreien und ihnen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

Wie Kinderarbeit aussehen kann, erklärte der Referent anhand eines Beispiels. „Teppichknüpf-Kinder“ müssen laut Benjamin Pütter zwölf bis 14 Stunden am Tag arbeiten. Bei seinen Reisen sah der Kinderrechtsexperte auch eine 5-Jährige die sieben Tage in der Woche damit verbringt, mit einem Bunsenbrenner Glasringe zusammenzulöten.

Kinderarbeit ist nicht ungefährlich. „Das Herstellen von Räucherstäbchen und Zigarren oder auch das Müllsortieren auf riesigen Müllhalden bringt Giftstoffe in Kinderkörper“, erzählte Benjamin Pütter.

Extrem schwer haben es laut dem Experten Kinder in Steinbrüchen: Das Herstellen von Granit-Grabsteinen, Schotter für den Straßenbau und Pflastersteinen sei körperlich sehr anstrengend und gefährlich. „Es kann passieren, dass Dynamit explodiert und Finger und Zehen wegreißt, große Hämmer treffen nicht immer nur Steine, Bohrmaschinen machen Ohren taub und der Steinstaub, der sich in der Lunge absetzt, verkürzt die Lebensdauer“, sagte der Kinderrechtsexperte in seinem Vortrag. Allerdings sei es schwer, diese Missstände nachzuweisen oder gegen sie vorzugehen.

Nach dem Vortrag erklärte Benjamin Pütter, was man alles gegen Kinderarbeit tun kann. Er wies auf Siegel auf Schuhen, Kleidern, Lebensmitteln und Teppichen hin, die gewährleisten, dass die Produkte aus fairem Handel kommen.

Am Ende der Veranstaltung bekam Benjamin Pütter symbolisch 550 Euro überreicht, die im Weihnachtsgottesdienst und von der SMV des Schlossgymnasiums im Dezember gespendet worden waren. Für das kommende Schuljahr ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Kirchheimer Schlossgymnasium und dem Kinderrechtsexperten in Form eines Projekttages geplant.pm