Kirchheim

Wer rauchen will, geht vor die Tür

Rauchergesetz Seit zehn Jahren ist das Rauchen in Restaurants und Bars nicht mehr erlaubt. Spüren die Besitzer das heute noch? Oder haben manche Gastronomiebetriebe daraus sogar Vorteile gezogen? Von Linda Kircheis

Seit zehn Jahren dürfen die Kirchheimer nur vor den Restaurants und Bars rauchen.Foto: Jean Luc-Jacques
Seit zehn Jahren dürfen die Kirchheimer nur vor den Restaurants und Bars rauchen.Foto: Jean Luc-Jacques

Restaurants, Bars, Diskotheken, Gasthäuser: Nirgendwo darf mehr geraucht werden, sofern es keinen abgegrenzten Raucherbereich gibt. Glück haben Gaststätten mit Außenbewirtung und Festzelte: Sie betrifft das Nichtraucherschutzgesetz in Baden-Württemberg nicht. Als das Gesetz erlassen wurde, gab es einen großen Aufschrei unter Lokalbesitzern. Es wurde um die Existenz gebangt, Widerspruch gegen das Verbot wurde eingelegt.

Zehn Jahre später merkt die Pizza-Bar „QGina“ in Kirchheim davon nicht viel. „Manche Gäste gehen wieder, weil sie hier drinnen nicht rauchen dürfen, aber die meisten zünden sich ihre Zigarette einfach draußen an“, meint eine Angestellte des Lokals. „Die nehmen dann ihr Trinken mit und setzen sich dort an die Tische.“ Selbst im Winter kommen ins „QGina“ nicht weniger Gäste, auch wenn diese in der komplett rauchfreien Pizzeria in die Kälte müssen, um am Glimmstängel zu ziehen. Vor allem wird viel Wert darauf gelegt, dass das Rauchverbot im ganzen Gebäude eingehalten wird. „Mit den ganzen Lebensmitteln ist das einfach besser“, sagt eine Angestellte.

„Heute ist alles viel strenger“

Nicht sehr begeistert über das Nichtraucherschutzgesetz scheint Daniel Rau, Chef des Wachthauses in Kirchheim, zu sein. Er stellt fest, dass vor allem im Winter weniger Gäste kommen. Die Leute, die dafür heute an den ehemaligen Rauchertischen sitzen und essen, können die Raucher leider auch nicht ganz ausgleichen. „Früher, als noch geraucht wurde, da wurde auch getrunken, es war eine lustige Atmosphäre. Heute ist alles viel strenger“, so der Inhaber. Und da es früher normal war, eine Zigarette im Lokal anzuzünden, habe sich auch niemand über den Rauch beschwert oder sei gegangen.

An sich wirkt sich das Rauchverbot aber vor allem auf die Gesundheit sehr gut aus. So scheint es nicht nur das Wohlbefinden der Passivraucher zu verbessern, auch aktive Raucher greifen seitdem weniger zur Zigarette. Dies bestätigt das Deutsche Krebsforschungszentrum.

Lärmbeschwerden gibt es nicht

Einen guten Mittelweg scheint das Dreikönigs in Kirchheim gefunden zu haben: Einen Bereich für Raucher, einen Bereich für Nichtraucher. Dieser muss so abgetrennt sein, dass niemand ungewollt passiv rauchen muss. Genutzt werde der Raucherbereich hauptsächlich von den Älteren, so der Chef der Restaurant-Bar, Elef­therios Dogdalenoglou. „Die Jüngeren, also die 19- bis 20-Jährigen, sitzen lieber im Nichtraucherbereich und gehen im Sommer raus zum Rauchen.“ Im Winter kämen natürlich mehr Gäste. Lärmbeschwerden aufgrund der vermehrten Gäste, die draußen rauchen, habe er bisher auch noch nie bekommen.

Auch bei der Bar-Lounge Mauritius in Kirchheim wird das Rauchverbot positiv aufgenommen. So erzählt ein Mitarbeiter, dass die Raucher im Sommer den Außenbereich nutzen, während im Winter zwischen drinnen und draußen hin- und hergependelt werde, um eine Raucherpause einzulegen. Beschwerden von Nichtrauchern, die eine Sommernacht auch draußen verbringen wollen, habe es noch nie gegeben, so der Angestellte.

Es scheint also, als haben sich die meisten Gaststättenbesitzer mit dem Nichtraucherschutzgesetz abgefunden, wenn sie auch nicht ganz glücklich darüber sind. Auch die meisten Gäste können, bis auf ein paar Ausnahmen, damit leben, ihre Raucherpause nach draußen oder in einen anderen Raum zu verlegen.