Kirchheim

Wie der Lachs an die Lauter kam

Gastronomie Der Imbiss „Fischbrötchen“ hat sich in Kirchheim einen Namen gemacht. In der Max-Eyth-Straße hat er einen ungewöhnlichen, aber idealen Platz gefunden. Von Clara Schillinger

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In Kirchheim kennt man ihn: Fischbrötchenverkäufer Ebazar Cimeken. Foto: Carsten Riedl
Nordseefeeling an der Lauter: Für die passende Deko ist gesorgt.
Nordseefeeling an der Lauter: Für die passende Deko ist gesorgt. Foto: Carsten Riedl

Mitten in der Fußgängerzone zwischen dem Postamt und Modehaus Bantlin lockt ein kleiner Imbiss mit einer Spezialität, die man nicht unbedingt in einer süddeutschen Stadt erwartet, die 420 Kilometer vom nächsten Meer entfernt liegt: Fischbrötchen.

Als einziger in der näheren Umgebung verkauft Ebazar Cimeken seit rund sechs Jahren seine Brötchen mitten im Herzen Kirchheims. In dem kleinen Kiosk - höchstens 20 Quadratmeter groß -gibt es Fisch aus allen Teilen der Erde. Es gibt Lachs, Forelle, Shrimps und sogar exotischen Butterfisch aus dem indischen Ozean. „Am liebsten mögen die Leute Backfisch und Lachs, das sind die zwei ungeschlagenen Favoriten“, erzählt Ebazar Cimeken. Zwischen zwölf und halb zwei, wenn viele Kirchheimer Mittagspause haben, herrscht in seinem kleinen Laden Hochbetrieb. Fischhungrige drängen sich vor der Theke, die Schlange reicht bis nach draußen. Im Sommer stehen Geschäftsleute an Stehtischen auf der Lauter-Brücke. Unter ihnen rauscht der Fluss, vor ihrem Teller steht ein kleines Holzboot, im Schaufenster weht eine Moin-Moin-Flagge.

Ein großer Zufall

Ein ungewöhnliches Konzept, an einem ungewöhnlichen Standort. „Dass ich mein Restaurant hier aufgemacht habe, war Zufall“, sagt Cimeken. Über 15 Jahre lang hat er auf den Wochenmärkten in Göppingen, Esslingen und Stuttgart seine Ware verkauft. Aber dort lief es nicht so richtig. „Je größer die Stadt, desto größer ist die Konkurrenz. Irgendwann wollte ich einen Neuanfang“, erzählt er. Als das Gebäude, ein ursprünglicher Antiquitätenladen, frei wurde, hat er einen Antrag gestellt. „Ich hatte wenig Hoffnung, dass es hier in Kirchheim klappt, aber manchmal hat man eben auch Glück.“

Ein ungeschlagener Kundenliebling: Das Lachs-Brötchen. Foto: Carsten Riedl
Auf jedem von Ebazars Tellern ist ein anderer Fisch abgebildet.
Auf jedem von Ebazar Cimekens Tellern ist ein anderer Fisch abgebildet. Foto: Carsten Riedl

In Bursa in der Türkei geboren, kam Cimeken als junger Mann nach Deutschland. Ende der 1960er-Jahre begann er eine Lehre als Textilfärber in Wendlingen. Als viele Textilfabriken schlossen, war er gezwungen, sich anderweitig umzusehen: „Im Grunde war das Verkaufen ein Beruf aus der Not heraus“.

Heute liebt er seinen Job, fühlt sich in Kirchheim wohl, und vor allem die Kundschaft in der Stadt gefällt ihm. „Am Anfang war es noch ruhiger“, erzählt er. Die Leute wussten noch nicht so recht, was sie von Kirchheimer Fischbrötchen halten sollen und waren zögerlich. „Aber ich arbeite mit guten Lebensmitteln, Qualität ist mir sehr wichtig“, erklärt der 60-Jährige. Mittlerweile sind seine Kunden bunt gemischt, viele von ihnen kommen regelmäßig.

"Vor allem im Winter fehlen die Kunden"

Open-Air-Veranstaltungen wie die Kirchheimer Musiknacht oder das Haft- ond Hokafescht sind für ihn besonders gewinnbringend. Eine Reihe von Stühlen und Tischen lädt dann dazu ein, sein Wecken mit Getränk draußen zu genießen. Dann ist es für Cimeken, der das Geschäft mit der Unterstützung seiner Frau führt, auch selbstverständlich, seine Kunden zu bedienen. Doch es gibt auch schwierigere Zeiten. „Vor allem im Winter oder wenn es regnet, gehen die Leute ungern auf die Straße und mir fehlt Kundschaft.“

Ebazar Cimeken träumt davon, sich zu vergrößern - und damit auch sein Angebot. Seine Vorstellung: ein Laden, der Fischbrötchen zum Mitnehmen anbietet, und gleichzeitig Platz für eine Fischtheke hat, in der frische Ware zum Verkauf ausliegt. Aktuell sei das wegen seinem Mietvertrag nicht möglich. Auf die Frage, warum er sich nicht einen anderen Standort sucht, antwortet er: Die Mieten in Innenstädten seien im Moment viel zu hoch. Wer also neugierig geworden ist, hat gute Chancen, Ebazar Cimeken auch in Zukunft in seinem kleinen Reich an der Lauter anzutreffen.