Lokale Kultur

Witzige und virtuose Klassik-Highlights

„Nichts für schwache Nerven“: Harmonic Brass präsentierten in der Owener Marienkirche „Highlights in Blech“

Konzert mit Blechbläserensemble "Harmonic Brass" in der Marienkirche Owen
Konzert mit Blechbläserensemble "Harmonic Brass" in der Marienkirche Owen

Owen. Am Samstagabend füllte sich die Marienkirche mit Blechbläser-Fans: Der CVJM Posaunenchor

Elisabeth Kanski

Owen hatte nach drei Jahren erneut mit dem Münchner Blechbläser-Quintett Harmonic Brass ein musikalisches Schmuckstück eingeladen. Ihr aktuelles, dichtes Konzertprogramm „Highlights in Blech“ liest sich wie eine Top Ten-Liste der Klassik: lauter bekannte und beliebte Schmankerl, meist für Sinfonieorchester geschrieben.

Hornist und Moderator Andreas Binder verkündete gleich, dass dieses Konzert „nichts für schwache Nerven“ sei, da nun die Zeit für richtig große Gefühle sei. In der Tat folgte mit der Ouvertüre von Händels Feuerwerksmusik mit vollem Blechbläserklang ein pompöser, festlicher Auftakt zum Konzert. Im schnellen Mittelteil zeigten die Musiker einen ersten Vorgeschmack auf ihr virtuoses Spiel.

Weiter ging es mit J. S. Bach, dem „Mont Blanc der Kirchenmusik“. In der Fuge in G-Moll machte sich der klare, durchsichtige Klang des Ensembles bezahlt, denn so war es leicht möglich, den vielen, sich jagenden Einzelstimmen durch das Stück zu folgen und dabei trotzdem das gesamte Stimmengewebe wahrzunehmen.

Im Laufe des Abends stellte Andreas Binder alle Ensemble-Mitglieder vor; den Anfang machte er mit dem jüngsten Mitglied Gergely Lukács an der Trompete. Im anschließenden romantischen Blumenduett aus Delibes Oper „Lakmé“ vermisste man kaum die Gesangsstimmen aus der Original-Version, so gefühlvoll sangen die Blechinstrumente. Eines der bekanntesten Ballett- und Orchesterwerke, „Bolero“ von Ravel, lebt

eigentlich vom allgegenwärtigen Percussion-Ostinato und den beiden darüber liegenden Melodien, bei denen jeweils die verschiedene Instrumentierung Abwechslung einbringt – spannend also, wenn fünf Blechbläser diese Klangvielfalt nachahmen. Dies gelang dem Quintett durch verschiedene Techniken und Dämpfer.

Wieder zurück zu schwelgeri-schen Opernarien führte das „Nessun Dorma“ aus „Turandot“ von Puccini mit dem Hornisten als dramatischem Solo-Tenor. Kurz vor der Pause konnte der Trompeter Hans Zellner nicht nur seine musikalischen Fähigkeiten, sondern auch sein Verführungstalent zeigen: Als hochbegehrte Carmen aus der gleichnamigen Oper von Bizet wurde er von den anderen Musikern heftig umworben.

Im Laufe des Abends lachte das Publikum noch oft über die schauspielernden Musiker mit Entertainment-Einlagen. Nach der Pause, in der das Können der fünf Musiker Hauptthema beim beeindruckten Publikum war, präsentierten Harmonic Brass eine andere Seite des Blech-bläser-Klangs auf humorige Weise. Mit alten Fürst-Pless-Hörnern und Hundegebell verkündeten ihre Jagdsignale den Beginn des zweiten Teils. Nach der Vorstellung des „Oberförsters“ Manfred Häberlein an der Tuba folgte Jenkins Denkmal für den

Architekten Palladio.

Von einer Amerika-Fahrt brachte das Ensemble nicht nur American-Football-Fan und Posaunist Thomas Lux wieder mit zurück, sondern auch das größte Werk von Bernstein, die „West Side Story“. Das Medley vereinte alle bekannten Melodien des Musicals, die Spieler wechselten mit Musik und Gestik spielend leicht zwischen spritzig, aggressiv, spöttisch, romantisch und melancholisch. Besonders berührte das Ende mit dem Sehnsuchts-Motiv aus „Somewhere“ zu den düsteren Tönen der Realität. Ähnliches geschah mit der Tarantella. Mit demselben südländischen Temperament folgten „Libertango“ von Piazzolla und das gut gelaunte „Tico Tico“ von Abreu.

Doch der Abend war hier noch nicht vorbei: Nach langem Applaus und Standing Ovations des offen-sichtlich begeisterten Publikums wurde in alter Harmonic-Brass-Tradition der Tubist „gequält“: Bis hierhin hatten nämlich alle Musiker die Gelegenheit gehabt, ihr Können solistisch unter Beweis zu stellen – bis auf den Tubisten. Mit Improvisation auf die Melodie von „Ein Hut, der hat drei Ecken“ verblüffte er nun das Publikum mit seinem großen, sonst so gemütlichen Instrument, da sich Tempo und Virtuosität ins Unglaubliche steigerten.

Nachdem der Chorleiter des Posaunenchors Rainer Däschler dem Ensemble für die beeindruckende Performance mit einem kulinarischen Korb aus der Region gedankt hatte, schloss das Quintett den Abend mit einem beschaulichen Münchner Abendsegen. Mit ihrem reichen, warmen Klang, perfekter musikalischer Ausführung und einer lustigen, lockeren Show um die Musik herum zeigte Harmonic Brass, dass sie zu Recht internationalen Erfolg als Musiker und Entertainer genießen.