Kirchheim

Zum Wandern berufen

Landesfest Der Schwäbische Albverein hat Deutschlands prominentesten Wanderer nach Kirchheim eingeladen: Manuel Andrack. Der gebürtige Kölner ist schließlich Mitglied der Ortsgruppe Oberboihingen. Von Andreas Volz

Beim Wandern kann man sich nur wundern: Wer gerne wandert, wundert sich über die, die niemals wandern - und umgekehrt. Ein bisschen wandern aber scheint gar nicht zu gehen. Wie so oft, gilt auch hier die Devise „ganz oder gar nicht“. Was einen dann aber noch mehr wundert, ist das, was Manuel Andrack so ganz nebenbei ins Vorgespräch zum Landesfest des Schwäbischen Albvereins einfließen lässt: „Ich habe das Wandern zum Beruf gemacht.“

Wie bitte? Ja, das geht. Zumindest wenn man einen Promi-Bonus mitbringt, und den wiederum hat sich Manuel Andrack vor zehn bis 20 Jahren erarbeitet: als Fernsehpartner von Harald Schmidt. In dieser Zeit - 2005 - hat er auch sein erstes von bislang fünf Wanderbüchern veröffentlicht, mit dem Titel: „Du musst wandern“.

Was zunächst nach wenig erfreulicher Kindheit klingen mag, entpuppt sich bei Manuel Andrack aber als innerer Drang: „Selbstverständlich bin ich ein großer Wanderfreund“, sagt der 53-Jährige gleich zum Einstieg ins Gespräch. „Das ist schon in der Kindheit angelegt worden. Da bin ich mit meinen Eltern gewandert - und war immer begeistert dabei.“

Weil er damit häufig auf Unverständnis stößt, schränkt Manuel Andrack seine Aussage gleich darauf ein, indem er auf die Außensicht verweist: „Viele sagen, das ist verhaltensgestört.“ Kurzfristig muss er das auch selbst so empfunden haben, weil er dann eben eine „pubertäre Wanderpause“ eingelegt hat. Mit ungefähr 30 hat er das Wandern aber wiederentdeckt - und nie wieder abgelegt.

„Zu meinen aktiven Zeiten mit Harald Schmidt sind ganz viele Ideen beim Wandern entstanden“, plaudert er aus dem Nähkästchen eines Fernseh- und Wanderprofis. Als Berufsbezeichnung gibt er heute „Autor, Moderator und Wanderer“ an. Wie man mit Wandern Geld verdienen kann? Da sind zum einen die Bücher und zum anderen eben sein Bekanntheitsgrad. Immer wieder wird er für Wanderveranstaltungen angefragt, bei denen er dann Touren und Patenschaften übernimmt.

Die große Ausnahme ist das Landesfest, das der Schwäbische Albverein am 9. und 10. Juni in Kirchheim abhält. Da führt er zwar auch eine Wanderung an - als Zugnummer, nicht direkt als Wanderführer, der jeden Stein auf der Strecke kennt: „Aber das mache ich alles ehrenamtlich. Schließlich bin ich Vereinsmitglied, in der Ortsgruppe Oberboihingen.“

Als gebürtiger Kölner hat Manuel Andrack mit der Schwäbischen Alb eigentlich nicht ganz so viel am Wanderhut. Andererseits aber doch, denn als Berufswanderer ist er in ganz Deutschland unterwegs, wobei seine Schwerpunkte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg liegen - „und ein bisschen Hessen“. Andere (Bundes)-Länder, andere Sitten. Zum Beispiel Bayern, wo das Wandern noch deutlich tiefer verwurzelt zu sein scheint: „Die brauchen mich nicht so, um vor Ort Werbung fürs Wandern zu machen.“

Ein Lob auf die Schwäbische Alb

Von Bayern ins alte Preußen: Auch dort war Manuel Andrack schon mit dem Wanderstock unterwegs, wenn auch nicht komplett auf den Spuren von Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Aber um Berlin rum gebe es ganz reizvolle Seen, die zu erwandern sich durchaus lohne. Dann aber kommt er doch auf die Schwäbische Alb zu sprechen - und jedem Albtraufbewohner geht sofort das Herz auf: „Verglichen mit dem Wasserfallsteig bei Bad Urach kann natürlich ganz Brandenburg einpacken, wandertechnisch gesehen.“

Die Wasserfalltour ist auch ein Höhepunkt, der zu seinem neuen Buch passt: „Mit Kindern wandern“. Kinder lieben Abwechslung und Abenteuer. Da passt nichts so gut wie Wasser - auch gleich noch in Form von zwei unterschiedlichen Wasserfällen -, Wald, Wiesen, Grillstellen und dazu ein Kiosk. „Mit Kindern gilt erst recht das Motto: Der Weg ist das Ziel.“ Bei seinen eigenen Kindern ist Manuel Andrack zuversichtlich, dass er das Wander-Gen übertragen konnte: „Die wandern ab und zu, und sie sind beide volljährig.“

Manuel Andrack schreibt also nicht nur über die Theorie des Wanderns. Er scheint auch Tricks und Kniffe zu kennen, wie sich das mit Kindern in die Praxis umsetzen lässt - sei es nun auf der Schwäbischen Alb oder sonst irgendwo in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt.