Weilheim. Nicht nur die Infotour im Sattel quer durch die Limburgstadt vom Egelsberg bis zum Hochbehälter Hagelholz trieb den Stadträten am Dienstag die Schweißperlen auf die Stirn. Hitzig war es auch bei der zuvor im Sitzungssaal geführten Diskussion um die Einrichtung eines Bike-Parks zugegangen. Gestritten wurde vor zahlreichen (jugendlichen) Zuhörern im Raddress nicht um das Ob, sondern um den Standort und insbesondere um die Vorgehensweise der Verwaltung.
Im April waren erstmals Jugendliche auf Bürgermeister Johannes Züfle mit dem Wunsch nach einem Bike-Park zugekommen. Weitere Gespräche mit Radsportlern des TSV Weilheim folgten. Vertreter der Verwaltung besichtigten verschiedene Bike-Parks und ließen einen ersten Entwurf erstellen. Erstmals wurde der Gemeinderat in der nicht öffentlichen Sitzung vergangene Woche über das Vorhaben informiert. In der Beratung diese Woche hätte Bürgermeister Züfle gerne einen Knopf an die Sache gemacht. „Wir wollen die Sommerpause nicht ungenutzt verstreichen lassen für ein schönes Projekt für die Jugend, das die Stadt darüber hinaus kaum Geld kostet“, so der Rathauschef in seinem Eingangsplädoyer. Vorgesehen sei nichts Überdimensioniertes. Eine 1 000 Quadratmeter große Fläche, auf der rund 450 Kubikmeter Erde bewegt und zu Hügeln, Wellen oder Steilwandkurven modelliert werden müssten, reiche aus.
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort hatte die Verwaltung unter anderem das Gelände neben der Lindachsporthalle ins Auge gefasst. „Sie dient aber als Ausgleichsfläche und kommt deshalb nicht infrage“, erklärte Züfle. Ein neben dem Skaterplatz liegendes, spitz zulaufendes Grundstück wiederum sei zu klein. Favorisiert wurde von der Verwaltung schließlich die Fläche zwischen Radweg und Tennisplätzen. „Außer dem TSV wollen wir auch die Schule und den Jugendtreff einbeziehen“, sagte der Bürgermeister. Gedacht sei daran, die Jugendlichen in die Planung und Herstellung des Bike-Parks einzubinden. „Die Finanzierung können wir weitgehend über Sponsoren abdecken. Auch hier sind wir in guten Gesprächen.“ Wie ihm mitgeteilt worden sei, habe einzig der Tennisclub aufgrund der Nähe zu seiner Anlage Bedenken geäußert. „Ich glaube aber, dass sich beides verträgt. Ein Bike-Park ist keine Partyzone, sondern wir wollen dort Bewegungsmöglichkeiten für Jugendliche und andere Vereinsmitglieder schaffen“, argumentierte Züfle.
Uneingeschränktes Lob für die Verwaltung gab es nur von Stadträtin Gerda Schrägle. Die übrigen Redner hielten nicht mit ihrem Unmut hinterm Berg: „Schade, dass es keine Gespräche mit dem Tennisclub gab. Wir sollten einen anderen Standort suchen“, meinte Joachim Naasz. Er bekam unter anderem Rückendeckung von Albrecht Narr, den das Vorgehen der Verwaltung befremdete. Selbst Tennisspieler, hob Narr die Unverträglichkeit der beiden Anlagen hervor. „Auch wenn es auf dem Gelände nebenan leise zugeht, allein durch die Bewegung ist die Konzentration beim Tennis weg.“ Der TCW habe derzeit über 20 Mannschaften und viele Jugendliche. Das vorgesehene Areal sei zudem immer als eventuelle Erweiterungsfläche für Tennisplätze vorgesehen gewesen. „Vielleicht kann man den Bike-Park auch auf dem Gelände erstellen, das die Stadt für ein neues Freibad gekauft hat. Das wird in absehbarer Zeit ohnehin nicht gebaut.“
Rainer Bauer machte seinem Ärger Luft: „So springt man nicht mit dem Gemeinderat um.“ Es gehe nicht an, dass das Ratsgremium nur eine Woche Zeit habe, um sich mit so einem Projekt zu befassen. „Auf einer 26 Quadratkilometer großen Gemarkung kann es nicht sein, dass nur zehn Ar infrage kommen.“
Züfle verwahrte sich dagegen, eine Hopplahopp-Entscheidung herbeiführen zu wollen. Eine Vertagung habe aber zur Folge, dass es 2012 keinen Bike-Park mehr gebe. Ordnungsamtsleiter Helmut Burkhardt verwies auf eine gut funktionierende Nachbarschaft von Bike-Parks und Tennisplätzen beispielsweise in Unterensingen. Bike-Parks dienten lautlosem Geschicklichkeitsfahren. Darüber hinaus lasse sich mit Pflanzen und einer Modellierung des Geländes viel machen.
Damit konnte er das Ruder allerdings nicht herumreißen. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat zwar dafür aus, einen Bike-Park einzurichten. Mit acht zu drei Stimmen wurde die Verwaltung jedoch damit beauftragt, sich auf die Suche nach einem anderen Standort zu begeben.