Kirchheims Wahlamtsleiter Jochen Schilling erläutert den Ablauf der Landtagswahl 2011
Viele Wege führen zur Wahl

Bei der Landtagswahl am 27. März stehen nicht nur viele verschiedene Kandidaten von vielen verschiedenen Parteien zur Wahl. Die Wahlberechtigten können auch unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen, wie, wann und wo sie ihre Stimme abgeben möchten.

Andreas Volz

Kirchheim. Der klassische Weg zur Stimmabgabe führt nach wie vor am Wahlsonntag ins Wahllokal, das von 8 bis 18 Uhr geöffnet ist. Wieder wird vor Ort auf Umschläge verzichtet, sodass allein der Stimmzettel in der Urne zu versenken ist. Wie das bei Landtagswahlen üblich ist, stehen auf den Stimmzetteln nur die Kandidaten des Wahlkreises, und nur für diese ist die Stimme abzugeben. Im Gegensatz zur Bundestagswahl gibt es also keine Zweitstimme für eine Partei. Im Wahlkreis Nummer 8, Kirchheim, stehen elf verschiedene Bewerber auf dem Stimmzettel, unter denen die Wähler auswählen können, wer ihrer Meinung nach am besten geeignet ist, den Wahlkreis Kirchheim im 15. Landtag von Baden-Württemberg zu vertreten.

Wer am 27. März keine Zeit oder keine Möglichkeit hat, das Wahllokal aufzusuchen - aus welchen Gründen auch immer -, hat verschiedene weitere Möglichkeiten, seine Stimme abzugeben. Sie alle fallen unter den Begriff „Briefwahl“, wie Kirchheims Wahlamtsleiter Jochen Schilling in einem Gespräch mit dem Teckboten erläutert hat. Die Wahlbenachrichtigungskarte ist für die Briefwahl nicht weniger wichtig

als für den Besuch im Wahllokal. Wie immer lassen sich die Briefwahlunterlagen beantragen, indem man die ausgefüllte und unterschriebene Karte ans Wahlamt zurückschickt. Dann geht alles wie gehabt: Die Wahlunterlagen kommen per Post und müssen spätestens am Wahlabend um 18 Uhr wieder im Briefkasten des Rathauses liegen, wenn die Stimmabgabe bei der Auszählung berücksichtigt werden soll.

Es gibt aber für wahlberechtigte Kirchheimer auch die Möglichkeit, mit der Karte direkt ins Rathaus zu gehen. In Zimmer 23/2 bekommt man dann die Wahlunterlagen und kann sofort zur Wahl schreiten - nicht anders als im Wahllokal, allerdings zu einer beliebigen Zeit vor der Wahl. Diese Möglichkeit fällt ebenfalls unter die Rubrik „Briefwahl“. Notfalls geht das auch - genau wie am Wahlsonntag selbst - ohne Benachrichtigungskarte. Dann muss man allerdings einen Personalausweis oder einen Reisepass vorlegen. Einfacher, schneller und bequemer geht es aber tatsächlich mit der Wahlbenachrichtigungskarte.

Wer sich für längere Zeit im Ausland aufhält, aber nach wie vor in Kirchheim den Hauptwohnsitz hat und somit wahlberechtigt ist, der beantragt seine Briefwahlunterlagen am besten über das Internet: Unter www.kirchheim-teck.de findet sich auf der Startseite ein Hinweis auf die Landtagswahl mit einem Link zur Beantragung eines Wahlscheins. Dort sind zur Legitimation einige persönliche Daten einzutragen, vor allem aber auch die Nummer des Wahlbezirks und die Wählernummer, die beide auf der Wahlbenachrichtigungskarte zu finden sind.

Außerdem kann man sich bei dem Antrag im Internet entscheiden, ob die Briefwahlunterlagen an die Adresse auf der Wahlbenachrichtigungskarte geschickt werden sollen oder an eine beliebige andere Adresse, die dann ohne Nennung des eigenen Namens eingetragen werden kann. Die Unterlagen werden daraufhin so schnell wie möglich verschickt, selbst ins entfernteste Ausland - quasi als amtlicher Gruß aus der Heimat. Zu beachten ist dabei allerdings die Dauer des Postwegs, natürlich auch für den Rückweg. Denn auch in diesem Fall gilt, dass Stimmen nicht mehr gezählt werden können, die erst nach 18 Uhr am 27. März eintreffen.

Die Wahlbenachrichtigungskarten werden in Kirchheim seit Donnerstag verschickt und sollten eigentlich bis zum heutigen Samstag in jedem Briefkasten angekommen sein. Speziell für die Beantragung der Briefwahlunterlagen per Internet ist es wichtig, frühzeitig die entsprechenden Angaben von dieser Karte zu erhalten.

Wahlamtsleiter Jochen Schilling geht davon aus, dass die Zahl der Briefwähler - wie seit Jahren - weiter zunimmt. Inzwischen ist es auch nicht mehr erforderlich, einen zwingenden Grund für die Abwesenheit am Wahlsonntag anzugeben. Gespannt ist Jochen Schilling bereits auf die Wahlbeteiligung in Kirchheim, die bei den beiden zurückliegenden Wahlen schon deutlich gesunken ist: von 64,83 Prozent bei der Landtagswahl 2001 auf 56,65 Prozent im Jahr 2006. Die genaue Zahl für 2011 wird er mit der Unterstützung von insgesamt rund 300 ehrenamtlichen Wahlhelfern ermitteln und am Abend des 27. März ans Landratsamt weiterleiten. Sobald die Kirchheimer Zahlen vorliegen, stellt sie das Wahlamt auch auf die Homepage der Stadt.

Wer allerdings tatsächlich gewählt wurde, lässt sich daraus nicht ersehen. Schließlich ist Kirchheim zwar die größte, aber letztlich doch nur eine von 22 Städten und Gemeinden, die zum Wahlkreis mit der Nummer 8 gehören. Neu hinzugekommen sind dieses Mal Oberboihingen und Unterensingen, die bislang zum Wahlkreis Nürtingen gehört hatten.

Das Direktmandat erhält derjenige Bewerber eines Wahlkreises, der die meisten Stimmen auf sich vereinen kann. Bei den übrigen Kandidaten geht es zunächst darum, wie viele Sitze ihrer Partei im neuen Stuttgarter Landtag zustehen. Wenn die Zahl der Sitze feststeht, werden sie - anteilig auf die vier Regierungsbezirke verteilt - an diejenigen Kandidaten ihrer Partei vergeben, die die jeweils höchsten Prozentzahlen in ihren Wahlkreisen geholt haben. Seither wurden statt der prozentualen Ergebnisse die absoluten Stimmenzahlen berücksichtigt. Das neue Sys­tem soll für mehr Gerechtigkeit sorgen. Es eröffnet einzelnen Kandidaten neue Chancen, birgt aber auch neue Risiken. Welche Chancen und Risiken zurecht erhofft oder befürchtet werden, das zeigt sich irgendwann am Montag, 28. März.