Kirchheim. Ein besonderer Tag war das Jubiläum für Walter Weber: Der Trompeter war schon bei der Geburtsstunde des Posaunenchores dabei. Zumindest fast, verbessert der 64-Jährige. „Bei der ersten Probe war ich nicht, aber ich bin 1962 mit 14 Jahren dazugestoßen.“ Außer der damals in der Schule obligatorischen Blockflöte konnte Weber kein Instrument spielen. Doch als er bei einem Pfadfindertreffen gefragt wurde, ob er nicht Lust habe, mitzumachen, man benötige noch Trompeten, versuchte es der Jugendliche – und fing Feuer. Er lernte Trompete und das Instrument ließ ihn nicht mehr los. „Ich habe dann auch beim VHS-Orchester gespielt und Solo-Konzerte gegeben“, erzählt der Ruheständler, der inzwischen viel reist und deswegen sein musikalisches Engagement ausschließlich auf den heimischen Posaunenchor beschränkt hat.
Den mag er nicht missen. „Die Musik und die Kameradschaft – das hat mich all die Jahre dabeibleiben lassen“, unterstreicht der gelernte Elektriker. Also geht er brav montagabends zur Probe. „Das Musizieren sorgt für Ausgleich. Und wenn man dann ein Konzert hat, und es wird applaudiert – dann weiß man, warum man das tut.“ Wie ihm geht es auch den anderen Trompeten, Hörnern und natürlich Posaunen – beziehungsweise deren Spielern.
Dass die Musiker zwischen zwölf und 71 Jahren mit Spaß dabei sind, konnten die knapp 100 Zuhörer am Samstagabend in der Thomaskirche hören. Mit Schwung und meist auch den richtigen Ton treffend, spielte der Chor unter der engagierten Leitung seiner Dirigentin Anne Pech ein buntes Programm. Es begann mit dem allerersten Lied, das der Chor 1962 eingeübt hatte: „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“, setzte sich barock fort mit Stücken wie „Alles lobe seinen Namen“ aus der „Schöpfung“ von Joseph Haydn und „Sie schallt, die Posaun´“ aus Georg Friedrich Händels „Messias“.
Schon moderner erklangen kleine Stücke aus Edvard Griegs „Peer Gynt“, und für Schmunzeln sorgte das Potpourri aus Abba-Hits wie „Dancing Queen“ und „Mamma Mia“. Vor allem bei den jüngsten Besuchern sorgte das Medley aus der Filmmusik der „Wickie“-Filme für Freude.
„Die heutige nordische Ausrichtung des Konzerts liegt nicht nur daran, dass unsere Familie gern nach Skandinavien reist“, erläuterte Chorleiterin Pech. „Der Chor ist auch schon in Norwegen gewesen, und so ist uns die skandinavische Musik nähergekommen.“
Aufgelockert wurde das musikalische Programm durch die Pfarrer Gottfried Settgast und Bernd Küster, die dem Chor für die fünf Jahrzehnte musikalischer Unterstützung bei Gottesdiensten mit fünf Flaschen Rotwein dankten.
Die Hornistin Sigrid Brendel erzählte, wie schwierig es war, 1964 als erste Frau in den Chor aufgenommen zu werden. Erst nachdem drei Herren des Chores ihr Können geprüft und die Kirchengemeinderäte zugestimmt hatten, durfte die junge Frau mitblasen. Brendel: „Seitdem haben immer mehr Frauen zu Blechblasinstrumenten gegriffen und – Sie werden mir zustimmen – die Posaunenchöre wurden seitdem sehr bereichert.“