Das taten die Schüler bei Frage fünf, die folgendermaßen lautete: „Welche Regierungsbezirke gibt es in Baden-Württemberg?“ Korrekt notierte die Schülergruppe die Antwort: „Tübingen, Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg“, wobei die Reihenfolge keine Rolle spielte. Bei den Landtagskandidaten dagegen sah es anders aus, obwohl sie die richtige Antwort auf jeden Fall gewusst hätten. Sie hatten die Frage wohl zu flüchtig gelesen. Ihrer Antwort zufolge („4“) waren sie der Meinung, es sei nach der Anzahl der Regierungsbezirke gefragt worden. Damit haben die Kandidaten den Sieg leichtfertig verschenkt, denn für jeden Regierungsbezirk hätte es einen Punkt gegeben.
Es soll hier aber nicht darum gehen, die Schwächen der Quizteilnehmer aufzudecken, obwohl es bei beiden Gruppen gewisse Ausrutscher gab. So dachten etwa die Schüler nicht weit genug zurück in der Geschichte und suchten den „Eisernen Kanzler“ nicht - wie es korrekt gewesen wäre - im Kaiserreich, sondern in der Bundesrepublik. Dafür haben sich aber auch die Landtagskandidaten einmal gründlich in der Epoche vertan und statt den drei Komponisten der „Wiener Klassik“ (Haydn, Mozart, Beethoven) die Walzer- und Operettenkomponisten Johann Strauß (Vater und Sohn) sowie Franz Lehár aufgeschrieben.
Insgesamt aber waren die Antworten auf die - zugegebenermaßen etwas „bildungsbürgertumslastigen“ - Fragen durchaus beachtlich, sodass weder am Bildungsniveau der Schüler noch an dem der Kandidaten grundsätzlich gezweifelt werden müsste. Die „Wiener Klassik“ oder auch Schiller-Dramen scheinen im Unterricht nach wie vor fest genug verankert zu sein, weshalb die Schülergruppe auch keinerlei Probleme mit diesen Fragen hatte. Die Politiker dagegen mussten längere Zeit überlegen, bis ihnen schließlich doch ein dritter Dramen-Titel von Schiller eingefallen war. Stark waren die Politiker dann allerdings bei der Schriftstellerfrage: Sie fuhren die volle Punktzahl ein bei der Frage nach den Autoren von „Buddenbrooks“, „Stolz und Vorurteil“, „Anna Karenina“, „Bis(s) zum Morgengrauen“, „Madita“ und „Ich bin dann mal weg“.
Problematischer waren für alle Gruppen die Sportfragen, die auch als zu fußballlastig kritisiert wurden. Einen eindeutigen Vorteil wiederum hatten die Schüler bei der Frage nach dem Arbeitsplatz von Homer Simpson: Die versprochenen Sonderpunkte für die Aufzählung weiterer fünf Jobs des Zeichentrickserienhelden hatte die Schülergruppe dann aber gar nicht nötig. Auch ohne diese Sonderpunkte wurden die jungen Herausforderer zu Quizsiegern. Pech für die Politiker war es in diesem Fall, dass sie durchaus an die Möglichkeit „Atomkraftwerk“ gedacht hatten, sich aber letztlich nicht dazu durchringen konnten, diese Antwort auch aufzuschreiben.
Einen klaren Wissensvorsprung dagegen hatten die Politiker gleich bei der allerersten Frage: Besonders freute sich darüber der FDP-Kandidat für den Wahlkreis Kirchheim, Rainer Stephan, war doch der erste Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg ein Liberaler: Reinhold Maier. Andreas Schwarz (Grüne) vermisste die naturwissenschaftlichen Fragen, die das Redaktionsteam des Teckboten bei der Auswahl der Quizfragen tatsächlich vernachlässigt hatte. „Ich habe extra noch mal den Zitronensäurezyklus gelernt und hätte auch gerne erklärt, was Wasserstoffbrücken sind“, meinte der Grünen-Kandidat hinterher.
Am Ergebnis dürfte ein zusätzlicher Block mit naturwissenschaftlichen Fragen aber kaum etwas geändert haben. Schließlich sind die Schüler als klassische „12er“ auch in Biologie, Physik und Chemie gut beschlagen. Für den CDU-Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann war das Wissensquiz deshalb von vornherein eine krisensichere Angelegenheit: „Entweder gewinnen wir, oder aber die Schüler zeigen, wie gut unser Schulsystem in Baden-Württemberg funktioniert.“
Eines zumindest hat beim Quiz bei beiden Teams hervorragend funktioniert: die Gruppenarbeit. Wobei festzustellen bleibt, dass die Schülergruppe letztlich konzentrierter zu Werke ging. Die vier Gymnasiasten ließen sich weder durch fototechnisch bedingte Ortswechsel irritieren noch durch einen Versuch der Politiker, über die Schüler an die richtige Homer-Simpson-Antwort zu gelangen: „Wir könnten doch Antworten austauschen.“ Außerdem haben die Schüler ja auch die Aufgaben richtig gelesen und so geantwortet, wie gefragt worden war.
Dass sich Gründlichkeit auszahlen kann, stellten immerhin auch die Kandidaten fest: Zunächst waren sie nämlich von sieben bisherigen baden-württembergischen Ministerpräsidenten ausgegangen. Als sie aber damit anfingen, die Namen einzeln aufzuschreiben, und danach abzählten, kamen sie dann doch auf acht. Passend dazu hatte Sabine Fohler schon frühzeitig bemerkt: „Wir ergänzen uns bis jetzt perfekt.“ Und so sollte es in der Politik eigentlich immer sein.