Kirchheim

Der Trubel ist noch nicht zurück

Nach den Übergriffen vom vergangenen Mittwoch herrscht im Freibad „gespenstische Stille“

Im Freibad sind Gäste und ­Bedienstete noch nicht zur ­Tagesordnung übergegangen. Zu einschneidend waren die ­Ereignisse vom Mittwoch.

So bunt geht es im Freibad an schönen Tagen zu. - Letztmals war dies am Mittwoch der Fall, als unser Foto kurze Zeit vor den Übe
So bunt geht es im Freibad an schönen Tagen zu. - Letztmals war dies am Mittwoch der Fall, als unser Foto kurze Zeit vor den Übergriffen entstand. Derzeit ist man im Freibad weit entfernt vom normalen Alltag.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Am Mittwochnachmittag war es zu Gewaltanwendungen, zahlreichen Anzeigen sexueller Belästigungen und Polizistenverunglimpfungen im Kirchheimer Freibad gekommen. Die mutmaßlichen Täter, gegen die die Polizei nun ermittelt, wurden durchweg als arabisch-stämmige Männer beschrieben. Die Ereignisse haben nicht nur die Kirchheimer Bevölkerung aufgewühlt, sondern das beschauliche Bad an der Lindach bundesweit in die Schlagzeilen gebracht.

Wie angekündigt, hat die Stadt sofort einen Wachdienst im Freibad eingesetzt. Die Mitarbeiter taten übers Wochenende erstmals Dienst. Die Erfahrungen von Betriebsleiter Alfred Krause sind positiv. Nicht nur die Besucher würden durch die Anwesenheit der Security beruhigt, auch die Schwimmmeister fühlten sich unterstützt. Dennoch ist der Alltag ins Bad an der Lindach noch nicht zurückgekehrt. Von „gespenstischer Ruhe“ spricht der Bademeister im Rückblick aufs Wochenende. Natürlich mag dies auch am Wetter gelegen haben: Der Himmel zeigte sich verhangen, allerdings erreichte das Thermometer durchaus tropische Temperaturen. „Die Stammgäste waren wie gewohnt da“, hat Krause beobachtet. Klar, niedriger sei aber der Anteil an Familien mit Kindern und Teenagern gewesen – aber auch an Asylbewerbern.

Die Polizei hat nun ein noch wachsameres Auge aufs Bad: „Unsere Jugendsachbearbeiter sind in ziviler Kleidung verstärkt unterwegs“, berichtet Kirchheims Revierleiter Thomas Pitzinger. Generell stehe die Polizei in engem Kontakt mit dem Badepersonal und unterstütze dies bei Bedarf jederzeit. Grundsätzlich glaubt der erfahrene Polizist nicht, dass es im Kirchheimer Freibad anders zugeht als in anderen vergleichbaren Bädern der gesamten Region.

Ein Deutsch-Iraner, der gegenüber Polizisten und einem Bademeister handgreiflich geworden war, hat sich der Polizei schon am Freitag gestellt. Ihn erwartet eine Anzeige wegen Körperverletzung. Überdies ermittelt die Kriminalpolizei Esslingen in mehreren Fällen wegen „Beleidigung auf sexueller Grundlage“.

Alle fordern „Null Toleranz“

Kirchheim. Längst werden die Freibad-Ereignisse vom vergangenen Mittwoch auf politischer Ebene diskutiert. Vier Abgeordnete in Bund und Land stammen direkt aus Kirchheim. Sie sind sich einig in der Verurteilung der Vorfälle und stehen hinter der Vorgehensweise der Verwaltung, härter durchzugreifen und einen Sicherheitsdienst zu etablieren. Weiter stärken die Politiker dem Bademeisterteam und der Polizei den Rücken.

„Null Toleranz bei sexuellen Übergriffen“ gilt für den Grünen Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Andreas Schwarz, der die Straftaten im Freibad auf das Schärfste verurteilt. Die Vorkommnisse müssten entsprechend hart und konsequent geahndet werden. In Zukunft solle die Stadt im Bad von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und Hausverbote aussprechen. Die Entscheidung, einen Sicherheitsdienst zu engagieren, begrüßt Andreas Schwarz, denn so könne den Badegästen das Gefühl der Sicherheit zurückgegeben werden. Auf politischer Ebene will er sich für eine Verbesserung der Sicherheitslage im Land einsetzen. Die Schaffung weiterer 1 500 Stellen bei der Polizei seien ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel.

Auch für den im Frühling neu in den Landtag gewählten SPD-Abgeordneten Andreas Kenner ist die Erhöhung der Zahl der Polizeistellen ein wichtiges Thema. Es gelte deutlich zu machen, dass hierzulande die Gesetze gelten und sexuelle Übergriffe konsequent verfolgt und bestraft werden. Kenner bezeichnet es als „verabscheuungswürdig“, wenn erwachsene Männer kleine Mädchen sexuell belästigen, begrabschen und dadurch erniedrigen. Frauen und Mädchen dürften nicht zu den Verlierern der Einwanderung werden. Wer nach Deutschland komme, müsse die Werte und Normen, die hier gelten, achten. Auch das Thema Abschiebung dürfe bei Straftaten und sexuellen Übergriffen kein Tabu sein, fordert der Abgeordnete und bedauert, dass die Freibad-Täter all jenen Flüchtlingen, die sich integrieren wollen, großen Schaden zugefügt haben.

„Rädelsführer und der Polizei bekannte auffällige junge Männer müssen die Härte und Konsequenz unseres Rechtsstaates spüren“, fordert den CDU-Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann, Strafvollzugsbeauftragter der CDU-Fraktion im Landtag. Eine Tolerierung sei absolut unangebracht: „Die Strafe muss der Handlung unmittelbar folgen.“ Sonst verlören die Menschen das Vertrauen in den demokratischen Rechtsstaat. Dafür will sich Zimmermann als Mitglied des Innenausschusses einsetzen. Straftaten und Vergehen an Wehrlosen müssten unmittelbar Eingang in das Asylverfahren finden. „Wer unsere Sicherheitsorgane beschimpft, beleidigt oder gar angreift, muss die Handlungsfähigkeit unseres Staates spüren und die für ihn negativen Auswirkungen!“

„Die sexuellen Übergriffe auf Kinder und heranwachsende Mädchen im Kirchheimer Freibad sind widerlich", meint der langjährige Bundestagsabgeordnete der CDU, Michael Hennrich. Auch er fordert, dass sich Übergriffe auf Asylverfahren auswirken müssen. Weiter regt er an, Leistungen des Kirchheimer Sozialpasses, die momentan allen Asylbewerbern zugute kommen, künftig nach einem Bonussystem zu gewähren. Voraussetzung zum Bezug der Leistungen sei dann eine „erbrachte Integrationsleistung". Die Vorfälle seien nicht zuletzt ein Schlag ins Gesicht all der Flüchtlinge, die sich korrekt verhielten und Anstrengungen zur Integration unternähmen.