Kirchheim

Mutigen Frauen ein Gesicht geben

Weltfrauentag Kirchheimer Hilfsvereine rücken die Arbeit von Menschenrechtlerinnen im Iran und Sri Lanka bei einer Fotoausstellung in den Fokus. Von Daniela Haußmann

Moujan Taher (rechts) und Padmi Liyanage (Mitte) gewähren am internationalen Frauentag Einblicke in ihre Menschenrechtsarbeit un
Moujan Taher (rechts) und Padmi Liyanage (Mitte) gewähren am internationalen Frauentag Einblicke in ihre Menschenrechtsarbeit und die Lage der Frauen in ihren Herkunftsländern.Foto: Daniela Haußmann

Die Bilderschau „Irans Herz schlägt“, präsentiert Journalistinnen, Juristinnen, Wissenschaftlerinnen und Bloggerinnen, die sich für Menschen- und Frauenrechte in ihrem Heimatland einsetzen. Wegen ihres Einsatzes werden sie bedroht, misshandelt, inhaftiert und ins Exil getrieben. Doch ihren Kampf geben die 19 mutigen Frauen, deren persönliche Geschichten die Wanderausstellung erzählt, nicht auf.

Die von Amnesty International in Kooperation mit dem Arbeitskreis Asyl, der Familien-Bildungsstätte Kirchheim, dem Verein Frauen helfen Frauen und der Beratungsstelle „Chai“ initiierte Fotoausstellung gewährt tiefe Einblicke in die Menschen- und Frauenrechtssituation im Iran. Dazu tragen bei der Eröffnung der Bilderschau auch die Schilderungen von Moujan Taher bei. „Je mehr sich die Frauen über den Islam definieren, desto mehr Respekt und Akzeptanz erfahren sie in muslimischen Gesellschaften“, berichtet die Iranerin. „Je mehr sie den Hijab tragen, je opferbereiter, fügsamer, gehorsamer und abhängiger sie sind, desto mehr werden sie in der männlich dominierten Gesellschaft geschätzt und gelobt.“

Internationale Frauenrechte werden nach Aussage von Moujan Taher in ihrem Heimatland vom Gesetz und der Mehrheit der iranischen Bevölkerung nicht genau definiert und eingehalten. Allerdings gibt es laut Taher eine Handvoll Aktivisten, die versuchen, Männer und Frauen über ihre Rechte aufzuklären. Dabei werden diese zumeist inhaftiert oder in ihren Aktivitäten stark eingeschränkt. „Nach dem islamischen Gesetz ist eine Frau ein unvollständiges und mangelhaftes Wesen, das nur halb so viel wert ist wie ein Mann“, berichtet Taher.

Ihre Ausführungen und die Geschichten der Frauen, die die Bilderschau präsentiert, geben den rund 100 Besuchern, die in der Aula der Alleenschule die Eröffnung der Wanderausstellung besuchen, Anlass zur Diskussion. Den 24-Jährige Yousef, der 2011 aus Afghanistan nach Deutschland geflohen ist, stimmen die Poster nachdenklich. Zutiefst schockiert hat ihn der Tod der afghanischen Studentin Farkhunda, die im März 2015 zu Unrecht beschuldigt wurde, den Koran verbrannt zu haben. „Daraufhin wurde sie von einer aufgebrachten Menge von Männern verprügelt, vom Dach eines Hauses gestoßen und anschließend in Brand gesteckt“, erzählt Yousef. „Das geschah mitten in Kabul, und niemand half der jungen Frau. Ich bin mir sicher, dass das alles nicht so abgelaufen wäre, wenn es sich um einen Mann gehandelt hätte.“ Bis heute macht die öffentliche Hinrichtung der Studentin den Afghanen fassungslos.

Die Menschenrechtsaktivistin Padmi Liyanage, die in ihrer Heimat Sri Lanka viele Jahre mit singhalesischen Frauen und Kindern arbeitete, die unter häuslicher Gewalt litten, berichtet, dass etliche Betroffene keinerlei Kenntnisse über ihre Rechte hatten. „Sie verfügten über kein Einkommen, das es ihnen ermöglichte, unabhängig zu leben“, erzählt Liyanage, die ihm Rahmen ihrer Bildungsarbeit versuchte, Frauen über ihre Rechte zu informieren und sie unterstützte, damit diese einer beruflichen Tätigkeit nachgehen können. Der Bürgerkrieg, der von 1983 bis 2009 in Sri Lanka tobte, hat zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen geführt. Bei ihrem Einsatz für Frieden und für eine Lösung des Konflikts geriet Padmi Liyanage in Lebensgefahr und war deshalb gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Bis heute setzt sie sich für die Menschenrechte in Sri Lanka und der Welt ein.

Beispiele, die für Renate Hirsch von der Amnesty-Ortsgruppe Kirchheim zeigen, dass es wichtig ist, Frauen eine Plattform zu geben. „Frauen benötigen in patriarchalischen Gesellschaften erst einmal viel Kraft, um den häuslichen Kreis zu verlassen. Setzen sie sich dann für Menschenrechte ein, begeben sie sich in Lebensgefahr.“ Aus Sicht der Sozialpädagogin ein doppelt schwerer Schritt, den Frauen in den betreffenden Ländern gehen.