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„Wir sind umgeben von Elektrosmog“

Vortrag Elektromagnetische Strahlung von Handys, Sendemasten und drahtlose Technologien – ist überall die Gesundheit gefährdet? Peter Hensinger klärt über Risiken und Alternativen auf. Von Melissa Seitz

„Wir sind umgeben von Elektrosmog“
„Wir sind umgeben von Elektrosmog“

Peter Hensinger kam vor 15 Jahren in Berührung mit dem Thema Strahlung. Vor der Klinik für psychisch Kranke, in der er arbeitete, sollte ein Sendemast aufgestellt werden. „Als ich von den geplanten Bauarbeiten hörte, informierte ich mich über elektromagnetische Strahlung“, sagt er bei seinem Vortrag in der Kirchheimer Stadthalle. „Während meiner Recherchen habe ich gemerkt, dass wir dauernd von Strahlung umgeben sind. “ Doch das bedeutet nicht, dass Peter Hensinger ein Mobilfunkgegner ist: „Ich bin nicht gegen die Mobilfunktechnologien, ich will nur Alternativen dafür.“ Schon im Jahr 2008 hat der BUND festgestellt, dass Schäden durch Elektrosmog entstehen. Doch wirklich etwas unternommen wurde bis heute nicht. „Früher war der Funk nur dem Militär vorbehalten“, erklärt der Experte. Umso erschreckender ist die Vielzahl der elektronischen Geräte, die heutzutage im Umlauf sind und andauernd Strahlung aussenden.

Auch das Licht sendet elektromagnetische Strahlung aus, das nimmt jeder wahr. Anders ist das bei Handy und Co: „Wir sehen sie nicht, wir spüren sie nicht und hören sie nicht.“ Doch auch wenn die Strahlung nicht zu existieren scheint, ist die Gefahr, die von ihr ausgeht, laut Hensinger groß. Kommen die Mobilfunkfrequenzen mit den Zellen im menschlichen Körper in Kontakt, könnten sie die Gesundheit beeinflussen. Gesunde Zellen sind in der Lage, Schäden zu reparieren. Ist die Strahlungsdosis aber sehr hoch, sei der natürliche Schutz nicht mehr da.

Im EMF-Portal, einer Informationsplattform im Internet, gibt es wissenschaftliche Studien zu diesem Thema. „Die Selbitz-Studie zeigt beispielsweise, dass je näher ein Mensch an einem Sendemast wohnt, desto öfter hat er mit Schlafstörungen, Depressionen und Herz-Kreislauf-Beschwerden zu kämpfen“, erklärt Peter Hensinger. Und diese Ergebnisse sind nicht einfach reine Beobachtungen. Denn: Jeder der dort wohnenden Menschen war zur Untersuchung bei acht verschiedenen Ärzten. „Doch dass all diese Symptome von der elektromagnetischen Strahlung kommen, das ahnen viele oft nicht“, erläutert Hensinger.

Krebserkrankungen und elektromagnetische Strahlung – diese beiden Begriffe werden nur ungern in Zusammenhang gebracht, zumindest in der Industrie. Würde durch Studien herauskommen, dass zum Beispiel Handys das Krebsrisiko erhöhen, ginge ein großer Marktsektor zugrunde. Der Strahlungs-Experte erklärt: „Aus diesem Grund wurden bis heute alle Überprüfungen abgesagt. Die Unternehmen weigern sich.“ Aber Studien aus dem Ausland bewiesen: „Das Krebsrisiko ist höher, je stärker man der Strahlung ausgesetzt ist.“

Auch das Telefonieren erweise sich als gefährlich. „Studien haben ergeben, dass ein fünf Prozent höheres Krebsrisiko bei einer Handynutzung von zehn Jahren besteht, als bei einem Menschen, der kein Handy besitzt“, erläutert Hensinger. Selbst die Weltgesundheitsorganisation hat im Jahr 2011 die Mobilfunkstrahlung als möglicherweise krebserregend eingestuft. Der Strahlungs-Experte ist damit nicht einverstanden: „Eigentlich sollte man das Wort ‚möglicherweise‘ wegstreichen, denn diese Strahlung ist wirklich krebserregend.“

Wer Nachwuchs plant, sollte ebenfalls über die Handybenutzung nachdenken. „Die Strahlung beim Telefonieren oder Daten-Roaming kann die Spermien beschädigen und sich auch auf die Embryos auswirken“, erklärt Peter Hensinger.

Was soll man nun aber tun? Ganz auf das Handy, WLAN und Co verzichten? Laut dem Experten ist das nicht unbedingt notwendig, aber: Abstand ist hier der Freund. Selbst in Gebrauchsanweisungen der Smartphones steht, dass man es nicht in Körpernähe verwenden soll. Man solle also mit Kopfhörern telefonieren, so sei genug Abstand zum Kopf. Für daheim ist die beste Lösung ein verkabeltes Telefon und eine sogenannte Femtozelle mit geringer Strahlenbelastung anstatt des WLAN-Routers. Was die Mobilfunkmasten angeht – die sollen laut Hensinger durch Kleinzellennetze ersetzt werden. Guter Vorreiter sei der Cannstatter Wasen, der durch Kleinzellennetze schon für guten Empfang sorge.