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Treffsichere stilistische Vielfalt

Konzert der Kammersolisten Minsk in der Stadthalle Kirchheim – „Alte Musik“ auf dem Programm

Kirchheim. Die Kammersolisten Minsk unter Leitung von Dmitri Subow gehören in der Region Stuttgart zu den bekannteren Ensembles für „Alte Musik“, das auf Instrumenten

spielt, wie sie im 18. Jahrhundert üblich waren und nicht die sogenannten modernen Instrumente verwendet. Auch im Raum Kirchheim haben sich die Musiker schon öfter hören lassen, wie jetzt wieder in der Stadthalle Kirchheim. Sie präsentierten ein Potpourri an Werken mit verschiedenen musikalischen Formen, Stilen und Spielweisen aus der Zeit zwischen 1650 und 1800. Verschiedene Nationen und Stile trafen sich zu einem Stelldichein, von französisch inspirierter Musik der in England wirkenden Komponisten Locke, Purcell und Händel über das italienische Temperament eines Vivaldi bis zum galanten Stil in Ferrandinis Flötenkonzert und einer zeitgenössischen Bearbeitung einer klassischen Sinfonie Haydns für Flöte und Streicher.

Um es ohne Umschweife zu sagen: Es war ein gelungener Abend, unterhaltsam, abwechslungsreich und von hoher musikalischer Qualität. Besonders hervorzuheben ist dabei die Stilsicherheit, mit der die Werke der verschiedenen Epochen und Zeitströmungen dargeboten wurden: differenzierter Bogenstrich, klare Zeichnung der Charaktere der Stücke, plastische Herausarbeitung der Gegensätze, delikate, bis ins Detail ausgearbeitete, fein ziselierte Melodielinien, nicht zuletzt der unterschiedlichen Spielhaltungen, die elegante Vornehmheit der französischen gegenüber der unmittelbar zupackenden, die Extreme auslotenden italienischen Art im ersten Teil des Programms, das feinsinnig Galante eines Ferrandini und den Esprit eines Haydn im zweiten Teil. Davon könnte sich auch manch hoch gehandeltes Ensemble der „Alte-Musik-Szene“ etwas abschneiden. Bewundernswert das durchweg hohe Niveau der Konzentration der Musiker, was umso höher zu veranschlagen ist, als die Stimmen sämtlich einfach besetzt waren und nicht, wie im Orchester, mit mehreren Spielern. So waren klangliche und artikulatorische Transparenz und Flexibilität garantiert. Freilich bewegte sich das Ensemble mit der solistischen Besetzung an der Grenze dessen, was die Stadthalle an akustischer Präsenz noch toleriert. Die Plätze weiter hinten im Saal dürften so doch im Hörerlebnis benachteiligt gewesen sein.

Bemerkenswert das für gewöhnlich kaum beobachtbare Alternieren der beiden Geigen in der Führungsposition. Oleg Jatsyna, bei den auf die französische Art gesetzten Suitenwerken Lockes und Händels sowie der Chaconne Purcells an der ersten Violine, trat für die Werke der italienischen Komponisten, das Concerto von Vivaldi, das Flötenkonzert des in München wirkenden Ferrandini und die Haydnsche Sinfonie die Führungsrolle an seine Kollegin Elena Maltsewa ab. Das bedeutete zum einen Entlastung für beide, zum anderen konnte jeder seine Stärken zum Besten der Musik demonstrieren. Dmitri Subow hielt vom Cembalo aus die Zügel in der Hand, gab hier und da einen Impuls, die anderen Streicher fügten sich aufmerksam und in den Gesamtklang ein, traten zur rechten Zeit mit ihrer Stimme an wesentlichen Passagen hervor und rundeten das Klangbild gekonnt ab. Galina Matjukowa brillierte auf der Flöte im Solopart des Konzertes von Ferrandini, setzte in der Händelschen Suite wechselweise deutliche klangliche Akzente oder mischte sich delikat mit der ersten Violine.

Es versteht sich daher von selbst, dass auch die Zugabe, eine „Sinfonia“ genannte instrumentale Einleitung zu einer weltlichen Kantate Johann Sebastian Bachs, sich nahtlos in das Gesamtbild eines bestens aufgelegten und aufeinander eingespielten Ensembles einfügte.