Lokale Kultur

„Frauen – Männer – Macht“

Tag des Archivs zum Internationalen Frauentag – Abwechslungsreiches Programm von 7. bis 30. März

Der Strickkranz von Mutter und Tochter Hofmann um 1920.Foto: Hofmann
Der Strickkranz von Mutter und Tochter Hofmann um 1920.Foto: Hofmann

Kirchheim. „Frauen – Männer – Macht“: So lautet das Motto des Tages des Archivs, der zusammen mit dem Internationalen Frauentag am Sonntag, 9. März, veranstaltet wird. Ganz bewusst entschied man sich deshalb für das aktuelle Dauerthema der Lebenswirklichkeit von Mädchen, Ehefrauen, Witwen und Ledigen, um die Geschichte ihrer Bildungsmöglichkeiten, Arbeitsverhältnisse und Rechtssituation zu beleuchten.

Das Stadtarchiv Kirchheim zeigt im Rahmen der Frauenkulturtage ausgewählte Quellen zu Kirchheimer Frauen, die sich in der Vergangenheit aus ihrem Lebensalltag herausgehoben haben, die aber auch im Alltag ihren Mann stehen mussten. Auf nebenstehendem Foto sieht man den „Strickkranz“ von Mutter und Tochter Hofmann, die Familie des Berufsfotografen Otto Hofmann. Stricken, Nähen, Kochen und Waschen waren um 1920 die Haupt-Bildungsinhalte der Frauen nach der Schule. Auch Tochter Anna Hofmann erlernte an der Frauenarbeitsschule zusammen mit weiteren „höheren“ Töchtern, wie zum Beispiel den Schwestern Kaim und Gertrud Riethmüller, „weibliche Handarbeit“.

Von dem Ideal, dass Frauen – abgesehen von den Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Krankenschwestern – ausschließlich für den eigenen Haushalt ausgebildet wurden, bis zum heutigen Stand der Ausbildung und Berufstätigkeit der weiblichen Bevölkerung war es ein langer Weg. Auch bis sich Frauen aktiv politisch beteiligten, dauerte es lange.

Im Stadtarchiv können Interessierte nun den Spuren spannender Biografien und Bildungseinrichtungen für Frauen nachgehen. Eine breite Palette bisher nicht gezeigter Quellen erwartet die Besucher: Original-Schriftstücke von den Klosterfrauen vor über 500 Jahren handgeschrieben, ein 350 Jahre zurückliegender Gerichtsbeschluss, die freche Hebamme Appolonia Mühlhäuser ins Gefängnis zu stecken, oder die Familiensituation einer Gastwirtin, die den Gemeinderäten vor 165 Jahren Bier einschenkte. Fotos und Filme machen trockene Aufschriebe lebendig. Büchertisch und -flohmarkt laden zum Schmökern und zum günstigen Einkaufen ein. Kinder können puzzeln und eine „Geheimschrift“ lernen. Darüber hinaus bietet Stadtarchivar Dr. Joachim Brüser um 10.30 Uhr, 13 Uhr und 14.30 Uhr Führungen durch die Magazinräume an. Die Veranstaltung findet am 9. März von 10 bis 16 Uhr in den Räumen des Stadtarchivs, Wollmarktstraße 48, im Freihof statt.

Rund um den Internationalen Frauentag gibt es zudem unter der Organisation der Frauenliste Kirchheim vom 7. bis zum 30. März ein abwechslungsreiches Programm. Den Auftakt macht der Weltgebetstag der Frauen am 7. März. Er folgt der Liturgie ägyptischer Frauen und findet in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde im Steingauzentrum und 28 weiteren Kirchen in und um Kirchheim statt.

Ein fester Bestandteil der Frauenkulturtage ist seit vielen Jahren das Internationale Frauenfest am 8. März. Amnesty International, der Arbeitskreis Asyl, Frauen helfen Frauen, der Eine-Welt-Verein, die Familien-Bildungsstätte und die Beratungsstelle für Flüchtlinge „chai“ laden von 14 bis 17 Uhr in die Familien-Bildungsstätte zu Kunst und Kultur, zum Mitmachen, Betrachten und Genießen ein.

Wie in jedem Jahr zeigen die Kinobetriebe Frech im Kino Tyroler Filme zu Frauenthemen. Am 10. März ist der berührende Film über schwesterliche Liebe „Meine Schwestern“ zu sehen, und am 14. März läuft der Film „Alles was wir wollen“, in dem die Regisseurin Beatrice Möller drei Frauen um die 30 drei Jahre lang begleitet hat.

Die Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro und ihre Kurzgeschichten aus dem wahren Leben stehen im Mittelpunkt eines Vortrags von Dr. Jutta Heinze. Er findet am 13. März um 19.30 Uhr im Spitalkeller der Volkshochschule statt.

„Armut ist weiblich – Frauenarmut hat System“: So lautet der Titel eines Vortrags, zu dem die Frauenliste und die Frauen von Bündnis 90/Die Grünen am Mittwoch, 19. März, um 19.30 Uhr einladen. Marta Aparicio, Gewerkschafterin bei Verdi und Mitglied der Partei Die Linke, zeigt in ihrem Vortrag die Problematik aktueller Arbeitspolitik für Frauen auf. Der Vortrag findet im Vortragssaal der Stadtbücherei statt.

Die Frauenliste Kirchheim ist am 22. März am Vormittag in der Fußgängerzone mit einem Stand zum Equal Pay Day (Tag der gerechten Entlohnung) präsent, um auf die Entgeltunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Gewerkschaften beteiligen sich an dieser öffentlichen Aktion.

Damit Musik und Stimmung nicht zu kurz kommen, hat die Frauenliste für den 22. März das Frauenquintett Vokaliesen in die Aula der Alleenschule eingeladen. Lieder und Chansons – gesungen, gespielt, gegeigt, getanzt und getrötet. „Weisser Essen“, ein musikalisch-szenisches Menü, gibt es um 19.30 Uhr.

Einen Blick weit über Europa hinaus eröffnet Dr. Gisela Schneider, die Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission in Tübingen. „Die Hoffnung kehrt zurück – Frauen im Kongo“ heißt ihr Vortrag, zu dem der Bezirksarbeitskreis Frauen des Kirchenbezirks Kirchheim der Evangelischen Landeskirche am 25. März um 20 Uhr in den Albert-Knapp-Saal einlädt.

Den Abschluss der Frauenkulturtage bildet am 30. März um 11 Uhr eine Stadtführung mit dem Titel „Frauenorte – Frauenleben in Kirchheim“. Die Historikerin Dr. Iris-Patricia Laudacher nimmt Frauen mit auf einen Rundgang durch die Stadt zu Orten des Alltagslebens von Frauen und Mädchen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Anschluss gibt es im Spital Suppe und die Möglichkeit, sich auszutauschen. Veranstalter sind die Volkshochschule und die Frauenliste. Anmelden sollte man sich unter 0 70 21/97 30-30.pm

Das ausführliche Programm der Frauenkulturtage ist auf www.frauenliste-kirchheim.de im Internet zu finden.