Lokale Kultur

Rasend schnelles Flötenspiel

Susanne Ehrhardt und Ralf Sach begeisterten ihr Publikum

Lenningen. Die siegreiche Nachtigall, so war das Konzert in der Martinskirche Oberlenningen angekündigt, mit Ralf Sach, Orgel, und Susanne Ehrhardt, Flöte. Zustande

kam es durch private Vermittlung – wie auch sonst sollte eine hochdekorierte, weltweit erfolgreiche Flötenprofessorin ins Lenninger Tal geraten. „Die siegreiche Nachtigall“ ist der Titel eines Stückes aus dem Programm. Im französischen Original: „Le rossignol Vainqeur“, von François Couperin für Flöte und Cembalo geschrieben. Nach dem Hören darf man das hübsche Bild der siegreichen Nachtigall ruhig aufgreifen, denn als solche entpuppte sich die Bläsersolistin selbst, und Ralf Sach war ihr bereitwilliger Steigbügelhalter. In der Tat fanden sich da zwei wesensverwandte Musiker. Sie, mit virtuoser Attacke vor keinem Tempo, keiner noch so erschwerenden Verzierung zurückschreckend; er ließ sich als Begleiter den Schneid nicht abkaufen, und agierte bei seinen Soli ähnlich draufgängerisch wie Susanne Ehrhardt.

Dem Beginn der Karwoche geschuldet war wohl die originelle Idee, das Programm mit Variationen über „Mein junges Leben hat ein End“ zu strukturieren. Oder sollte darauf angespielt werden, dass junges Leben zu allen Zeiten auf Schlachtfeldern geopfert wird, von siegreichen Helden, die sich dann mit musikalischen „Nachtigallentönen“ feiern lassen? Dann hätte die Flötistin mit ihren Pyrrhussiegen feine Ironie bewiesen. Und der Organist distanzierte Humanität, indem er als musikalischer Überläufer ins siegreiche Lager die melancholischen Variationen eher hastig und lustig interpretierte. Was die Zuhörer aber am meisten verblüffte: die angekündigte Flötistin nahm zunächst ihre Klarinette und vergriff sich an Mozarts Kirchensonaten – fehlerfrei natürlich, und sportlich schnell. Diese Eigenarten ihres Spiels konnte man dann bei einem Stück des finnischen Klarinettenvirtuosen Bernhard Henrik Crusell (1775–1838) erst richtig genießen. Entzücktes Vergnügen pur! Carl Maria von Weber hätte solche Musik kaum besser komponieren können.

Als Susanne Ehrhardt dann zur Blockflöte wechselte, ausgerechnet zur schrillen Sopranino, trauerte man doch etwas der sonoren und stimmstabilen modernen Klarinette nach. Erst bei Jakob von Eyck (17. Jahrhundert) und Hans Martin Linde (geboren 1930) kamen Flötenohren voll auf ihre Kosten. Das moderne Stück, vom kompositorischen Anspruch eher bescheiden, phänomenal doch im Ausloten vieler verrückte Klangeffekte, bekam zu Recht den ersten Szenenbeifall. Nach etlichen charmanten, leichtgewichtigeren Stücken zeigte die Solistin bei Vivaldi noch einmal, wie rasend schnell sie spielen kann und wie traumhaft Ralf Sach die Orgel zu registrieren und zu traktieren weiß. Bei der Zugabe sind die Posaunenengel vor Begeisterung fast von ihren Orgelpodesten gehüpft und hätten zur Abwechslung Flöte getrillert.