Lokale Kultur

Solidarität mit Frauen in aller Welt

Austausch und Begegnung bei Musik, Tanz, Theater, Modenschau in der Kirchheimer Alleenschule

Alleenschule,Weltfrauentag, Frauentag, , koreanische Lieder
Alleenschule,Weltfrauentag, Frauentag, , koreanische Lieder

Kirchheim. Am Freitag trafen sich rund 100 Frauen in der Kirchheimer Alleenschule, um den Weltfrauentag zu feiern. Bei Musik, Tanz und einer

Theatervorführung tauschten sich Besucherinnen aus verschiedenen Kulturen und aller Altersklassen aus. Im August 1910 machte sich Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen für die Einführung eines Internationalen Frauentages stark. Die Idee dazu stammte aus den USA, wo im Februar 1909 erstmals ein nationaler Kampftag für das Frauenstimmrecht initiiert worden war. Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert.

Die Festlegung des Internationalen Frauentages auf den 8. März erfolgte 1921. Damit sollte an den Textilarbeiterinnen-Streik in Petersburg erinnert werden, der auf andere Sektoren übergriff und eine große Arbeiterinnendemonstration auslöste. Seither wird überall auf der Welt der Weltfrauentag gefeiert, der daran erinnern soll, dass die weibliche Bevölkerung in verschiedenen Bereichen des Lebens noch immer benachteiligt und unterdrückt wird.

Die von der Amnesty-International-Gruppe Kirchheim, dem Arbeitskreis Asyl, dem Verein „Frauen helfen Frauen“, dem Eine-Welt-Verein, der Beratungsstelle für Flüchtlinge „Chai“ und der Familien-Bildungsstätte Kirchheim organisierte Veranstaltung in der Alleenschule, war laut Renate Hirsch ein interkulturelles Event. In der Begegnung und dem Austausch von Frauen aus verschiedenen Kulturen sei deutlich geworden, dass Themen wie Emanzipation, Chancengleichheit oder die Gleichstellung von Mann und Frau in Deutschland oder in der Türkei, in Afrika oder in Asien eine jeweils andere Brisanz erfahren.

„Hierzulande sind wir im weltweiten Vergleich in einer glücklichen Lage, was die Frauenrechte anbelangt“, so Hirsch. „Aber wenn man bedenkt, wie viele Frauen global betrachtet beispielsweise Opfer häuslicher Gewalt werden, wie viele Mädchen zwangsverheiratet oder beschnitten werden, dann gibt es noch viel zu tun.“ Das Fest in der Alleenschule sollte laut Hirsch unter den Besucherinnen eine Solidarität mit Frauen in aller Welt erzeugen.

Biluge Mushegera vom Verein „Namél“, der beim Fest zum Weltfrauentag eine Modenschau mit farbenprächtigen Kleidern aus Afrika aufführte, berichtete, dass in ihrer Heimat Frauen großes Leid erfahren. In dem kriegsgeschundenen Land werden Mushegera zufolge Vergewaltigungen als Waffe eingesetzt, die den Körper, die Seele und die Familien zerstört. Deshalb hat der Weltfrauentag für die Kongolesin eine besondere Bedeutung, wie sie betonte. Waceke Romig, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, berichtete, dass der Internationale Frauentag in ihrer Heimat Kenia in der Kirche gefeiert werde und dass heutzutage Kenianerinnen beispielsweise in Führungspositionen zu finden sind, studieren oder politische Ämter bekleiden.

Die Koreanerin Mi-Hae Schalow erzählte, dass viele Frauen in ihrer Heimat studieren. „Das heißt allerdings nicht, dass sie tatsächlich einen Beruf ergreifen, in dem sie ihre akademische Qualifikation zum Tragen bringen. Die meisten heiraten immer noch, bekommen Kinder und bleiben dann zu Hause.“ Sie erklärte, dass viele Koreaner glauben, dass sich im Bereich der Emanzipation und Chancengleichheit viel verändert habe in den vergangenen Jahrzehnten. „Doch so gravierend waren die Fortschritte nicht“, berichtet Mi-Hae Schalow. Sie trug am Freitag Lieder aus ihrer Heimat Korea vor. Die Stücke stammten aus unterschiedlichen Jahrzehnten und spiegelten inhaltlich die Selbstwahrnehmung der verschiedenen Frauengenerationen wider.

Die interkulturelle Theatergruppe „Wilde Schwestern“ führte in der Alleenschule zwei Szenen ihres neuesten Stücks „Entbindung“ auf. Darin geht es um Mutter-Tochter-Beziehungen und die Konflikte, die in ihnen entstehen können. Traditionelle und moderne Frauenbilder, unterschiedliche Wertvorstellungen und Sozialisationsgeschichten treffen in dem Stück aufeinander und verdeutlichen unter anderem, wie Frauen unterschiedlicher Generationen und Kulturen sich mit ihren Fähigkeiten und in ihrer Selbstwirksamkeit wahrnehmen. Katja Schuler, Leiterin der Theatergruppe, hielt es vor dem Hintergrund des Weltfrauentags für wichtig, dass Frauen ihre Ressourcen entdecken und die Möglichkeiten, die sich ihnen damit eröffnen. „Denn wenn ich nicht weiß, wie stark ich sein kann, dann fordere ich gewisse Rechte vielleicht auch gar nicht ein“, so Schuler.