Lenninger Tal

Skurrile Käfer kriechen über Holz

Vier Lenninger Künstler stellen im alten Bauernhaus von Karl Vogt ihre Werke aus

Das Unterlenninger Künstler-Quartett von links nach rechts: Karl Vogt, Hubert Resch, Birgit Ringelspacher und Christa Leder. Fot
Das Unterlenninger Künstler-Quartett von links nach rechts: Karl Vogt, Hubert Resch, Birgit Ringelspacher und Christa Leder. Foto: Jörg Bächle

Lenningen. Eine Ausstellung von mehreren Künstlern führt in aller Regel zu einem Feuerwerk an Kreativität. Die individuelle Gestaltungskraft der Künstler, die in ihren Objekten zum Ausdruck kommt, ist

eine Ermunterung für die sinnliche Wahrnehmung. Und so kann sich der geneigte Kunstfreund am kommenden Wochenende auf die Gebilde von Karl Vogt aus Silber, Stein und Holz, auf die Zeichnungen und Malerei von Hubert Resch, die Bilder von Birgit Ringelspacher sowie die künstlerischen Fotografien von Christa Leder freuen. Die Ausstellung des Künstler-Quartetts findet im charmanten Ambiente von Karl und Elisabeth Vogt in Unterlenningen statt.

Der gebürtige Schweizer Karl Vogt und ehemalige Diplom-Chemiker ist in seinem beruflichen Leben weit gereist. Seine letzte Station war Kairo, dort erlernte er, bevor es in den wohlverdienten Ruhestand zurück nach Unterlenningen ging, wo er seit 1976 lebt, das Silberschmiede-Handwerk. Über fein polierte und mit Bienenwachs eingelassene Baumzweige krabbeln kurios anzuschauende Käfer, deren dünne Silberbeinchen sich im Holz einhaken. Die kleinen Körper, meist aus blauem Lapislazuli bestehend, verleihen dem Insekt ein edles Aussehen. Alles was kreucht und fleucht scheint den quirligen Unruheständler zu inspirieren, selbst der seltene und unauffällige, schlichte Juchtenkäfer, der durch das pomphafte Großprojekt Stuttgart 21 Berühmtheit erlangte, wurde von Karl Vogt künstlerisch verarbeitet. Ein Verkaufsschlager, wie sich herausstellen sollte: „Ich bin mit der Produktion des ,Juchtis‘ gar nicht mehr nachgekommen“, gesteht er augenzwinkernd.

Ebenfalls im Ruhestand ist der ehemalige Kunstschreiner Hubert Resch, ein begnadeter Zeichner und Maler, dessen Talent schon als kleiner Bub sichtbar wurde. Seine Begabung blieb auch dem Teckboten nicht verborgen. Als Dreizehnjähriger nahm er in den 1950er-Jahren an einem Malwettbewerb „Petzi, Pelle und Pingo“ teil. Der erste Preis war ihm gewiss und der damit verbundene Hauptgewinn – ein Besuch in die Wilhelma. Hubert Resch, dem die Malerei und das Kreativsein einfach Spaß machen, ist das Musterbeispiel des schwäbischen Tüftlers. Während er in seinem Berufsleben unzählige Patente hervorgebracht hat, setzt er sich nun mit den unterschiedlichsten Maltechniken auseinander. „Meine Bilder drücken einfach aus, wie schön wir es hier haben“. Sei es der Reußenstein, der Wildenstein oder die Teck, die Region und die Nähe zum Albtrauf, all dies beflügelt nicht nur sein künstlerisches Schaffen. Seine mit größter Schärfe und Genauigkeit gezeichneten Porträts, die originellen Gestalten, die sich zum Schwatz nach der Kehrwoche treffen, gemalt auf handgeschöpftem Papier, sind bezaubernd.

„Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet“, schreibt Astrid Lindgren (1907–2002) in Pippi Langstrumpf. Dieser Satz der schwedischen Autorin ist für Birgit Ringelspacher das Leitmotiv für ihre Malerei. Die Natur und ihre Elemente, beispielsweise das Gezeitenspiel des Meeres, das wunderbare Dinge an den Strand spült, gestrandete Muscheln und Seetang, geformt zu sonderbaren Gebilden im Sand, inspiriert die gelernte Damenschneiderin nicht nur in ihren neuesten Fotografien, sondern auch in ihrer Malerei. Acryl und Tusche, Holzschnitt und Radierungen, Bildhauerei und Druckgrafik sind verschiedene Kunstformen, die Birgit Ringelspacher seit 2013 an der Kunstakademie Esslingen-Artcompany erlernt – eine begabte Sachensucherin, deren fantasievolles Empfinden in und über die Natur sich in ihren Werken widerspiegelt.

Mit ihren künstlerischen Fotografien ist Christa Leder längst über die Region hinaus bekannt. Farbenprächtige Bilder, die oftmals auf den ersten Blick gesehen die verborgenen fotografischen Sichtweisen der Künstlerin nicht preisgeben. Wasserspiegelungen, Gesichter und Mosaike, fließend vereint und nachhaltig festgehalten. Das unwiderstehliche Spiel von Licht, Schatten und Farbe, Inszenierung auf höchstem Niveau ist das gestalterische Markenzeichen von Christa Leder und die Schwäbische Alb ein unerschöpflicher Fundus für die Fotografin. Ihr neuestes Werk: ein grandioses Panorama-Bild vom Albtrauf, das einmal mehr ihr handwerkliches Können unter Beweis stellt. Das Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit ist der Landkreis Esslingen und deren Nachbargemeinden.

Die Blickpunkt-Ausstellung findet in Unterlenningen in der Bissinger Straße 2 bei Karl Vogt statt, am Samstag, 25. April, von 13 bis 18  Uhr und am Sonntag, 26. April, von 11 bis 18 Uhr.