Lokale Wirtschaft

Erfolgreicher Stabwechsel

Autohaus Karl Russ gewinnt Bundeswettbewerb für Betriebsnachfolge

In Deutschland suchen jedes Jahr mehr als 20 000 Betriebsinhaber einen Nachfolger - ihn zu finden, ist aber oft nicht leicht. Dass es auch anders geht zeigt das Autohaus Karl Russ in Dettingen. Das Unternehmen wurde nun Sieger im Bundeswettbewerb „Erfolgreicher Stabwechsel“.

Dettingen. Den Wettbewerb hat das Bundeswirtschaftsministerium mit den Aktionspartnern der gemeinsamen Unternehmensnachfolgeinitiative „nexxt“ ins Leben gerufen.

Bei der Preisübergabe im Rahmen des Mittelstandstages im Kongresszentrum des ZDF in Mainz, lobte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle die Familie Russ sowie ein ­Feinblechtechnik-Unternehmen aus ­Bayern: „Die Preisträger haben gezeigt, wie Unternehmensübergaben familienintern beziehungsweise unternehmensextern vorbildlich gestaltet werden können. Sie sind ausgezeichnete Beispiele für einen gelungenen Generationswechsel im Mittelstand.“

Die Laudatio hielt das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Werner Netzel und stellte nochmals die Jurybegründung heraus. Da der Stabwechsel gleich in doppeltem Maße stattfand, stellte dies sowohl Übergeber als auch Übernehmer vor besondere Herausforderungen.

Und der war bei Familie Russ nicht nur lange und gut geplant, sondern hat „bei uns schon lange Tradition“, erklärt Stefan Russ, der zusammen mit seinem Vetter Hansjörg heute die Firma leitet. Schon ihr Großvater, der das Unternehmen 1933 gründete, habe sich frühzeitig um das Thema Generationswechsel gekümmert. Und als nun die mittlerweile dritte Generation das Autohaus übernehmen sollte, holten sich die Russ’ Unterstützung bei einem Coach, der die Übergabe begleitete. Und das schon lange vor dem eigentlichen Stabwechsel.

Drei Tage lang gingen die Familienmitglieder in Klausur und brachten ihre Gedanken, Wünsche und schließlich Entscheidungen ein. „Dabei war nichts festgelegt, alles wurde aufgemacht. Alle haben dabei aber gemerkt, dass das nicht so schnell geht mit der Übergabe“, erinnert sich Hansjörg Russ. Denn die einzelnen Familienmitglieder hatten zwar mit der Fortführung des Unternehmens ein gemeinsames Ziel, allerdings unterschiedliche Vorstellungen über den Weg dorthin. „Unser Moderator hat immer wieder Löcher gebohrt und kritische Punkte angesprochen.“

Während des Generationswechsels entstand ein fast 150 Seiten starkes Protokoll, das Regelungen und Beschlüsse enthält, berichtet Stefan Russ.

Zusammen mit seinem Vetter leitet er seit 2007 das Unternehmen. Beide haben sich lange auf diese Aufgabe vorbereitet und in anderen Betrieben - teilweise auch im Ausland - eine Kfz-Mechaniker-Lehre, eine kaufmännische Ausbildung und später auch ein Studium zum Betriebswirt absolviert.

Schon 2008 wurde das Unternehmen von Wirtschaftsminister Ernst Pfister und Sparkassenpräsident Peter Schneider mit dem Gründerpreises des Baden Württembergischen Sparkassenverbandes für die beispielhafte Übergabe ausgezeichnet.

Die Russ-Gruppe erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 100 Millionen Euro und beschäftigt heute 230 Mitarbeiter mit einem Auszubildenden-Anteil von knapp 20 Prozent.pm