Frenkie Ignjatovic, Sie haben nach der Schlusssirene sofort Kurs in Richtung Umkleide eingeschlagen. Was war los?
Ignjatovic: Seit ich Basketball-Trainer bin träume ich davon, mit meiner Mannschaft in die erste Liga aufzusteigen. Ich habe oft mit meinem Vater über diesen Wunsch geredet, der vor acht Jahren leider gestorben ist. Jetzt war es endlich soweit und ich wollte damit alleine sein. Das war einer der emotionalsten Momente für mich.
Ihr Kollege Murat Didin war kurze Zeit sichtlich überrascht, alleine in der Pressekonferenz zu stehen.
Ignjatovic: Es gab schon vor Spielbeginn einen Handschlag zwischen uns. Es war alles gesagt, was sollte man dem noch hinzufügen. Ich denke, Murat hat das ebenso verstanden wie die Mannschaft. Ich habe in der Pressekonferenz schon so oft den Kopf für die Jungs hingehalten, diesmal habe ich gesagt: Jetzt geht ihr alleine raus und macht das.
Was bedeutet dieser Erfolg für Sie ganz persönlich?
Ignjatovic: Zunächst ist es eine schöne Bestätigung für meine Arbeit. Ich glaube mit Recht sagen zu können, dass es in den vergangenen zehn Jahren, die ich in dieser Liga arbeite, keine einzige Mannschaft gegeben hat, die mit so wenigen Mitteln so viel erreicht hat. Das macht mich stolz, weil wir gezeigt haben, dass wir wissen wie es geht. Jetzt müssen andere aus dieser Erfolgsgeschichte etwas machen. Passiert das nicht, hat sich der ganze Aufwand nicht gelohnt.
Was genau erwarten Sie?
Ignjatovic: Dass sich alle Beteiligten jetzt an einen Tisch setzen und überlegen, wie man dieser Mannschaft eine Perspektive geben kann. Das hat sie verdient.
Hatten Sie einen Moment daran gezweifelt, dass die Sache noch schief gehen könnte?
Ignjatovic: Als Ahmad Smith nach dem ersten Viertel zum ersten Mal auf die Bank kam, haben wir den Faden verloren. Von da an war das Spiel reine Nervensache. Selbst bei den erfahrenen Spielern hat man gemerkt, dass sie gewackelt haben. Düsseldorf hat sich zum ersten Mal so präsentiert, wie ich es in allen Spielen erwartet habe. Wenn eine physisch überlegene Mannschaft so körperbetont spielt wie der Gegner gestern, gibt es keinen Heimvorteil mehr. Ich bin mir sicher, die haben uns in beiden Spielen zuvor unterschätzt.
Was war aus Ihrer Sicht am Ende spielentscheidend?
Ignjatovic: Die Punkte mit der Shotclock von Sebastian Adeberg als wir mit fünf Punkten hinten lagen, waren für mich entscheidend. Danach natürlich der Dreier von Nils Menck. Nils hatte gestern nicht die Quote, die man von ihm kennt. Dafür hat er die wichtigen Würfe getroffen.
Haben die deutschen Positionen am Mittwoch den Unterschied gemacht?
Ignjatovic: Das kann man so sehen. Das sind auf jeden Fall diejenigen, die am häufigsten unterschätzt werden. Devin hat uns zu Beginn auf die Siegerstraße gebracht, war dann in der zweiten Halbzeit aber völlig abgemeldet. Sebastian, Nils, Dominik und Radi haben das Spiel am Ende gedreht. Das ist für mich einer der wichtigsten Unterschiede: Wir haben eine viel stärkere Bank als im Vorjahr.
Bei Devin Uskoski hat man den Eindruck, dass er die Stimmung derzeit in vollen Zügen genießt. Er wolle eine rasche Entscheidung nach Saisonende, hat er am Mittwoch im Gespräch versichert. Steigen die Chancen, dass er bleibt?
Ignjatovic: Dazu kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Wir sind täglich in Kontakt und ich glaube nicht, dass es bei ihm alleine ums Geld gehen wird. Devin ist für mich nicht nur ein herausragender Spieler, sondern auch ein Ausnahmemensch. Die Spieler wollen eine Entwicklung sehen. Sie wollen Teil eines erfolgreichen Projekts sein. Das waren wir bisher in Kirchheim und deshalb haben sie mit einer solchen Leidenschaft gespielt und tun es noch. Deshalb würde ich als Trainer natürlich am liebsten die ganze Mannschaft behalten.
„Das war einer der emotionalsten Momente für mich“
