Lokalsport

„Ein Betriebsunfall, der so schnell wie möglich behoben werden soll“

Der Abstieg und seine Folgen: Frenkie Ignjatovic will seinen bis 2015 laufenden Vertrag erfüllen – Gesellschafter tagen nächste Woche

Nach dem Abstieg haben Kirchheims Basketballer bereits begonnen, die Scherben einer verkorksten Saison zusammenzufegen. Analysierende Gespräche zwischen Trainer und Gesellschaftern soll es zwar erst nach den Osterferien geben, doch ist eines jetzt schon klar: Frenkie Ignjatovic will bleiben, der Verein will ihn behalten. Konsequenzen aus dem Abstieg soll es trotzdem geben.

Kirchheim. „Wenn alle jetzt hart arbeiten, bin ich zuversichtlich, in zwei bis drei Jahren wieder eine schlagkräftige Truppe beieinander zu haben, die um den Aufstieg mitspielen kann.“ Mit diesen Worten hat Frenkie Ignjatovic im Mai vergangenen Jahres seine Einschätzung zu den Aussichten der Knights in Sachen Erster Liga formuliert – Kirchheims Korbjäger hatten zuvor mit Platz zwei den sportlichen Aufstieg in die Beletage des deutschen Basketballs geschafft, wegen nicht erfüllbarer Lizenzauflagen jedoch verzichten müssen.

Knapp zehn Monate später sind die Knights auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet: Statt in den Play-Offs an einer möglichen Wiederholung des 2012er-Coups zu basteln, müssen die Ritter als Tabellenvorletzter den bitteren Gang in die drittklassige Pro B gehen. „Sportlicher Erfolg ist eben nicht am Reißbrett planbar“, sagt Ignjatovic, der keine Pauschalerklärung für die Berg- und Talfahrt findet, auf die die Knights ihre Fans binnen eines Jahres mitgenommen hatten. „Das kann man nicht knapp in zwei, drei Sätzen erklären. Es gibt jetzt viele Dinge zu analysieren und das müssen wir in Ruhe tun.“ Kommende Woche, nach dem Ende der Osterferien, will sich der Trainer mit den Knights-Verantwortlichen zusammensetzen, um den Super-GAU aufzuarbeiten.

Die Frage, die im Umfeld von Kirchheims sportlichem Aushängeschilds alle am meisten interessiert, beantwortet der 46-Jährige jedoch vorab. „Ich habe Vertrag bis 2015 und bin bereit, ihn zu erfüllen“, betont Ignjatovic, um nachzuschieben: „Wenn man mich lässt.“ Der Mann ist zu lange im Geschäft, um nicht zu wissen, welche Mechanismen sportlicher Misserfolg in Gang setzen kann.

Die Verantwortlichen der VfL Kirchheim Knights GmbH erwecken momentan allerdings nicht den Anschein, als wollten sie Ignjatovic als alleinigem Sündenbock den Stuhl vor die Tür stellen. „Ich gehe davon aus, dass wir mit Frenkie weitermachen und er auch nächste Saison unser Trainer sein wird“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Siegfried Meissner, der einer für kommende Woche anberaumten Gesellschafterversammlung jedoch nicht vorgreifen will. „Das ist noch nicht direkt geklärt und wird sicher noch diskutiert. Aber so wie ich die anderen Gesellschafter einschätze, sehen die das ähnlich.“

Auch wenn momentan also niemand offiziell die Trainerfrage stellt, sucht ganz Basketball-Kirchheim verzweifelt nach Antworten: Warum steigt ein amtierender Vizemeister in der Folgesaison ab? Warum vergibt die Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt gleich mehrere Matchbälle? Und warum spricht der Trainer immer wieder von fehlender Qualität in einem Kader, den er zu großen Teilen selbst zusammengestellt hat? Ignjatovic ist Profi genug, um sich solche Fragen nicht bereits hundert Mal selbst gestellt zu haben. Dass es die eine, alles erklärende Antwort nicht gibt, macht den Abstieg der Knights nach fünfjähriger Zweitligazugehörigkeit umso bitterer.

Trotzdem ist allen Beteiligten klar, dass man nun nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann. „Wir wissen alle, dass wir diese Saison Fehler gemacht haben, über die wir reden und aus denen wir Konsequenzen ziehen müssen“, betont Geschäftsführer Siegfried Meisser, dem in diesem Zusammenhang eine straffere Organisation hinter den Kulissen vorschwebt – haben etwa zu viele Köche den Kirchheimer Brei verdorben?

Fakt ist, dass die Rahmenbedingungen, unter denen die Knights Zweitligabasketball geboten haben, ihresgleichen suchen. Dass Herzblut und aufopferungsvolles Ehrenamt die semiprofessionellen Strukturen nicht auf Dauer würden überdecken können, hat sich spätestens am Samstag mit Ertönen der Schlusssirene in Göttingen gezeigt – der Abstieg als logische Konsequenz eines nach dem Play-Off-Finale verpassten Schritts nach vorne, den die Konkurrenz offensichtlich gemacht hat.

Damit aus der offenkundigen Stagnation kein dauerhafter Abschwung wird, wollen die Kirchheimer baldmöglichst wieder zurück in angestammte Gefilde. „Der Abstieg ist ein Betriebsunfall, der so schnell wie möglich behoben werden soll“, sagt Siegfried Meissner. Dass Sponsoren im Zuge des Abstiegs die Knights nun verlassen werden, glaubt der Geschäftsführer nicht. „Das wird weniger ein Problem.“

Weitaus schwieriger dürfte die Zusammenstellung einer neuen Mannschaft sein, zumal sich noch ein Hintertürchen zum Klassenerhalt auftun könnte: Am 17. April entscheidet die BBL über die Lizenzanträge, in deren Folge aufstiegsberechtigte Pro B-Ligisten möglicherweise auf ihr Recht verzichten werden.

Unabhängig von der Ligazugehörigkeit will Frenkie Ignjatovic mit einem breiterem Kader in die neue Saison gehen. „Eine Dysbalance zwischen deutschen und ausländischen Spielern wie in dieser Saison darf es nicht mehr geben. Dafür brauchen wir als erstes fünf erfahrene Deutsche, um die wir ein Team aufbauen können“, nimmt der Trainer eine seiner wichtigsten Forderungen für die Spielzeit 2013/14 vorweg.

Ob und wenn ja, welche Spieler aus der aktuellen Mannschaft dann im Knights-Dress auflaufen, ist dabei noch offen. Alle Spieler haben Einjahresverträge. Ob mit allen über eine Verlängerung gesprochen wird, dürfte nicht zuletzt von der Spielklasse abhängen. Nach dem sportlichen Abstieg befinden sich die Knights in der formellen Warteschleife.