Lokalsport

„Keiner ist ohne Fehler“

Frenkie Ignjatovic und eine Saison, in der den Knights Totalschaden droht

Die Knights dicht am Abgrund: Nach fünf Jahren in der Pro A und der Vizemeisterschaft 2012 droht Kirchheims Basketballern der Absturz in die Drittklassigkeit. Nach den zwei bitteren Niederlagen am Wochenende und einem Blick auf das schwere Restprogramm weiß auch Coach Frenkie Ignjatovic: Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen.

Kirchheim Knights - EhingenTrainer Frenkie Ignjatovic

Kirchheim Knights - EhingenTrainer Frenkie Ignjatovic

Zwei Niederlagen innerhalb von drei Tagen, Abstiegsplatz statt alles klar zu machen, und vor allem: Der Klassenerhalt aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen – Hat die Mannschaft kapiert, was da am Wochenende passiert ist?

 

Ignjatovic: Ich kann der Mannschaft und auch mir in dieser Saison viele Vorwürfe machen, aber sicher nicht, dass wir nicht kapiert hätten, worum es geht. Wir haben am Sonntag gegen eine enorm spielstarke Mannschaft aus Ehingen gefightet und uns nicht dafür belohnt. Das tut weh, aber unsere Probleme liegen nicht in der Motivation. Wäre das so, hätten wir das Spiel mit 30 verloren.

 

Man hatte am Wochenende nicht zum ersten Mal den Eindruck, diese Mannschaft lässt sich in kein funktionierendes Spielsystem pressen.

 

Ignjatovic: Es wäre falsch, wenn ich mich jetzt detailiert dazu äußern würde. Das hilft uns nicht weiter und kann man meinetwegen nach Saisonende tun. Jeder der regelmäßig in der Halle war, konnte sehen, dass unsere Probleme im Spielaufbau liegen. Die Fehler, die wir gemacht haben, haben wir bereits im Mai gemacht. Vor der Saison hätte vermutlich niemand verstanden, wenn wir uns von verdienten Spielern, die im vergangenen Jahr zudem erfolgreich waren, getrennt hätten. Später konnten wir es uns finanziell nicht leisten, Verträge aufzulösen. Wir haben geändert, was wir ändern konnten.

 

Sie sind kein großer Freund von Statistiken. Zwei Punkte fallen aus Kirchheimer Sicht trotzdem auf: Die Mannschaft hat trotz schwacher Defensive die meisten Fouls in dieser Saison gesammelt und kein Team der Liga wirft weniger Dreier.

 

Ignjatovic: Was soll ich sagen? Wenn man die Statistiken aus dem Vorjahr vergleicht, sieht man, dass wir die Spieler für bessere Quoten hätten. Ein Grund ist sicher: Bei uns kommen zu wenig Pässe zum richtigen Zeitpunkt.

 

Zum ersten Mal in fünf Jahren wird unter den Fans auch Kritik am Trainer laut. Sind das nur die üblichen Mechanismen oder nehmen Sie sich das zu Herzen?

 

Ignjatovic: Keiner ist ohne Fehler in dieser Saison. Da schließe ich mich nicht aus. Ich habe mich in meiner Arbeit und meiner Einstellung dazu nicht verändert. Mein Job ist es, Erfolg zu haben. Habe ich den nicht und werde dafür kritisiert, dann muss ich sagen, die Kritiker haben recht. Ich werde deshalb aber nicht alles, was ich bisher gemacht habe, in Zweifel ziehen. Dafür mache ich den Job zu lange. Ich bin trotzdem überzeugt: Sport ist am Ende immer fair. Fairer als das normale Leben.

 

Wäre der Abstieg fair?

 

Ignjatovic: Ob er fair wäre, kann ich nicht sagen. Es wäre auf jeden Fall falsch, zum jetzigen Zeitpunkt vom Abstieg zu reden. Das wäre das völlig falsche Signal an die Mannschaft. Es gibt in den kommenden zwei Wochen noch sechs Punkte zu holen und ich bin immer noch davon überzeugt, dass wir genügend Qualität haben, diese Saison zu retten.

 

Dafür müsste die Mannschaft aber wieder an sich glauben.

 

Ignjatovic: Das wird meine Aufgabe sein. Wie nervös und verunsichert jeder ist, konnte man am Sonntag sehen. So eine Saison geht an keinem spurlos vorbei. Wir müssen den Kopf wieder freibekommen. Vielleicht werden wir diese Woche eine Trainingseinheit streichen und gemeinsam etwas unternehmen. Für große Veränderungen ist es jetzt sowieso zu spät.

 

Wie sieht ihre Rechnung aus, um das Unmögliche doch noch zu schaffen?

 

Ignjatovic: Es gibt keine Rechnung. Wir müssen die restlichen Spiele gewinnen. Selbst mit zwei Siegen gibt es keine Garantie. Ich war zudem noch nie gut in Mathematik.

 

Mich hat vergangene Woche ein Kollege aus Hanau angerufen. Der wollte wissen, warum Frenkie Ignjatovic kommende Saison zu den White Wings wechselt.

 

Ignjatovic: Von diesen Gerüchten habe ich mit Erstaunen gehört, und ich weiß nicht, von wem die stammen. Es gab keinen Kontakt zu irgend jemand, und den wird es auch nicht geben, solange man hier weiter Vertrauen in mich hat. Ich habe mich nicht bis 2015 an Kirchheim gebunden, um mit anderen zu verhandeln – egal wie es läuft.

 

Wie groß wäre der langfristige Schaden im Falle des Abstiegs?

 

ignjatovic: Welche finanziellen Folgen dies hätte, müssen andere beurteilen. Es gab immer Vereine, die sind stärker aus so einer Krise hervor gegangen. Ich muss sagen, für mich persönlich wäre es eine Katastrophe.

 

Gibt es etwas, dass Ihnen dieser Tage Freude bereitet?

 

Ignjatovic: Mein Sohn ist am Samstag mit dem TV Langen Oberliga-Meister in der U18 geworden. Das hat mich gefreut.

Noch drei Spiele: Das Restprogramm im Abstiegskampf

VfL Kirchheim Knights (20 Punkte/Platz 15)
Düsseldorf Baskets (A), USC Heidelberg (H), BG Göttingen (A)
Uni-Riesen Leipzig (14 Punkte/Platz 16)
Baskets Essen (H), SC Vechta (A), Crailsheim Merlins (H)
Rockets Gotha (20 Punkte/Platz 14)
Nürnberger BC (A), Crailsheim Merlins (A), BV Chemnitz 99 (H)
Baskets Paderborn (22 Punkte/Platz 13)
BG Göttingen (A), BG Karlsruhe (H), Nürnberger BC (A)
Baskets Essen (22 Punkte/Platz 12)
Uni-Riesen Leipzig (A), Ehingen/Urspringschule (H), Düsseldorf Baskets (A)
Crailsheim Merlins (22 Punkte/Platz 11)
SC Vechta (H), Rockets Gotha (H), Uni-Riesen Leipzig (A)