Kirchheim. Wäre Rainer Kraft Grünen-Politiker, man müsste ihn als „Realo“ bezeichnen – der 48-Jährige findet angesichts des dezimierten Spielerkaders, den er zu Beginn der Vorbereitung auf die Oberligasaison vorfindet, sachlich-nüchterne Worte: „Mehr als in der abgelaufenen Saison ist so nicht drin“, meint er in Bezug auf die Tatsache, dass ihm gerade mal 16 Feldspieler zur Verfügung stehen, wenn er morgen zur ersten Trainingseinheit ins Stadion an der Jesinger Allee bittet. Die Langzeitverletzten Nico Kauffmann, Maximilian Laible und Mario Klotz, mit denen es immerhin 19 Spieler wären, zählt Kraft gar nicht erst mit. Bei keinem der drei rechnet er damit, dass sie in der am 6. August beginnenden Vorrunde zum Einsatz kommen könnten.
Neu an Bord sind Julian Schwarz vom FSV Bissingen und Benedikt Deigendesch vom schweizer Club SC Kriens (wir berichteten jeweils) sowie die beiden Nachwuchstalente Swen Schmeer (19) von den A-Junioren des VfR Aalen und Fabian Abramowitz (18) von Oberligist Carl Zeiss Jena II.
Diesem Quartett stehen inklusive des geschassten Ferdi Er sechs Abgänge gegenüber, von denen Uwe Beran (SC Pfullendorf) und Christian Kuhn (TSG Backnang) bereits feststanden. Emrah Polat hat sich statt der VfL-Bezirksligamannschaft nun dem FC Frickenhausen angeschlossen, während Ryan Callahan in seine Heimat USA zurückkehren musste, weil seine Aufenthaltsgenehmigung ausgelaufen war. Und Sabri Gürol hat sich nicht mehr beim Verein in Sachen Vertragsverlängerung gemeldet.
„Wir haben einen kleinen, aber guten Kader, der sicherlich auch positiv überraschen kann“, macht Kraft gute Miene zum bösen Spiel. Zu genau weiß er, das ein im Vergleich zum Vorjahr um sechs Feldspieler kleineres Aufgebot kaum den Ansprüchen eines Vereins genügen kann, der bis 2013 an die Tür zur Regionalliga klopfen will. An der Jesinger Allee fehlen derzeit (noch) die Möglichkeiten, um mit den Schwergewichten der Oberliga mitzuhalten. Die sitzen nach Krafts Einschätzung in der kommenden Saison in Neckarelz, Villingen, Gmünd und Hollenbach.
Nichtsdestotrotz freut sich der Fußballlehrer auf seine zweite Saison als hauptverantwortlicher Mann bei den Teckstädtern. „Ich gehe mit dem gleichen Enthusiasmus an die Sache wie letztes Jahr, mit dem Vorteil, dass ich dieses Mal weiß, was wir besser machen müssen.“ Was das ist, will er ebenso wenig verraten wie sein Favorit für das Amt des Mannschaftskapitäns. „Das bestimme ich in der letzten Juli-Woche. Bis dahin will ich sehen, wer das Heft in die Hand nimmt.“
Eine erste Chance dazu bietet sich an der Kapitänsbinde interessierten Spielern morgen übrigens nicht unbedingt. Zum Auftakt der Vorbereitung um 11 Uhr stehen neben einer ausführlichen Kennenlernrunde ein Ausdauertest sowie ein lockerer Kick auf dem Programm.
