Lokalsport

„Schauen, wo wir Fehler machen“

Basketball: Den Knights fehlt noch immer ein Stück vom Etat und ein neuer Trikot-Sponsor

Mit der Verpflichtung von Michael Mai als neuer Trainer haben Kirchheims Zweitliga-Basketballer das größte Problem auf dem Weg in die neue Saison gelöst. Ein anderes bleibt: Zum angepeilten Etat fehlt noch immer eine mittlere fünfstellige Summe.

Spieler wie der 19-jährige Johannes Joos (beim Wurf) sind die Lebensversicherung eines jeden Profiklubs. Mehr Spielzeit für U23-
Spieler wie der 19-jährige Johannes Joos (beim Wurf) sind die Lebensversicherung eines jeden Profiklubs. Mehr Spielzeit für U23-Kräfte lautet bei den Knights die Devise in der neuen Saison. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Sommer, Sonne, sorgenfreies Dasein – Wenn Knights-Schatzmeister Siegfried Meissner in einigen Tagen aus dem Urlaub in Südfrankreich zurückkehrt, wird damit erst mal Schluss sein. Daheim wartet Arbeit, nicht nur im Architekten-Job, sondern auch in Sachen Basketball, der nicht nur für Meissner längst mehr ist als ein begeisterndes Hobby. Das Klinkenputzen bei potenziellen Geldgebern ist auch für Stefan Schmauder ein zeitintensiver Nebenjob im Hauptberuf als Unternehmer.

Der Geschäftsführer der Knights kennt diesen Job seit vielen Jahren, doch so schwierig wie in diesem Frühjahr war er selten. Drei Sponsoren haben sich nach Saisonende verabschiedet. Ersatz bisher Fehlanzeige. Derzeit sind die Ritter die einzigen in der Pro A, die noch ohne Trikot-Sponsor dastehen. In Zahlen heißt das: Bei der Lizenzerteilung im Mai konnten die Kirchheimer die geforderten 60 Pozent ihrer Finanzmittel nachweisen. Mehr aber auch nicht. Inzwischen hat sich die Lage zwar weiter entspannt, doch „uns fehlen weiterhin zehn Prozent, um unseren Aufgaben nachgehen zu können“, sagt Schmauder. Dabei handelt es sich immerhin um eine mittlere fünfstellige Summe.

Ungewöhnlich ist das zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Schließlich bleiben noch gut zwei Monate, bis die Liga den vollen Nachweis verlangt. Sorge muss dieser Zustand dennoch allen bereiten, die wissen, welche Aufgaben den Klubs in der Pro A in den kommenden Jahren ins Haus stehen. Auf dem Weg zu professionelleren Strukturen hat die Liga vor zwei Jahren neue Leitplanken errichtet. Statt finanzielles Wachstum vorzuschreiben, lässt man die Vereine vermeintlich an der langen Leine. Jeder soll selbst entscheiden, in welchem Bereich er den nächsten Schritt tun will – in der Nachwuchsförderung, bei der Infrastruktur oder in der Verwaltung. Der verstärkte Einsatz von U 23-Kräften, ein hauptamtlicher Geschäftsführer bis spätestens 2016 und Internet-TV von allen Heimspielen, so sieht bisher der Fahrplan der Kirchheimer aus. Am Ende wird zusammengerechnet, denn für alles gibt es Punkte.

„Unterm Strich kommt uns kleine Vereine dies teurer zu stehen, als die bisherige Vorgabe eines Mindestetats“, sagt Stefan Schmauder. Er weiß: Auf Nachwuchsspieler zu setzen, ist in der kommenden Saison keine edle Geste, sondern ein Beitrag zur Existenzsicherung. Aus dem 2008 eingeführten Ausbildungsfonds haben die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga in diesem Jahr eine Viertelmillion Euro an Mitglieder mit mustergültiger Nachwuchsarbeit ausgeschüttet. So viel wie nie zuvor. Nur: Kirchheim ging wieder einmal leer aus. Der Solidarpakt ist für die Knights seit jeher ein Verlustgeschäft. Während Liga-Konkurrent Leverkusen mit mehr als 17 000 Euro in diesem Jahr den Höchstbetrag einstrich, zahlten die Kirchheimer zum wiederholten Mal ordentlich drauf.

Immerhin: Die Hoffnung ist groß, dass sich dies im kommenden Jahr ändern wird. Mit einem Trainer, der auf die Jugend baut und die Kooperation mit dem Erstliga-Partner aus Ludwigsburg vertiefen soll. „Wir brauchen mehr junge Spieler mit mehr Spielzeit,“ sagt Stefan Schmauder, der weiß, dass dieser Grat ein schmaler ist. Am Ende wird sich auch ein bekennender Nachwuchsförderer wie Michael Mai an sportlichen Erfolgen messen lassen müssen. Jugend allein reicht nicht, sie muss vor allem gut sein.

Der Wille ist da, doch mit stagnierenden Einnahmen gibt es kaum Spielräume. Warum das so ist, darauf kennt auch Schmauder keine einfache Antwort. „Wir müssen uns selbst auf den Prüfstand stellen und schauen, wo wir Fehler machen.“ Ein naheliegender Schluss, wenn man sieht, wie auch in strukturschwachen Regionen die Etats mancher Klubs in die Höhe schießen. „Wir müssen uns über die Grenzen Kirchheims hinaus künftig besser verkaufen“, sagt Stefan Schmauder. „Sonst wird es in naher Zukunft keinen Zweitliga-Basketball in Kirchheim mehr geben.“