Lokalsport

96:87 – Kukiqis Asse stechen

VfL-Basketballer gewinnen Oberliga-Gipfeltreffen

Das Topduell der Basketball-Oberliga hat alle Erwartungen erfüllt. Das Niveau war hochklassig, der Ablauf dramatisch. Für beide Teams und für die knapp 200 Zuschauer. Mit dem Ergebnis war nur Tabellenführer VfL Kirchheim zufrieden, der die TSG Reutlingen in dessen Halle 96:87 bezwang.

Reutlingen. War’s das schon? Der Regionalliga-Aufstieg im Januar? In der Euphorie des Samstagabends ging so manchem der gut 50 mitgereisten Fans der VfL-Oberliga-Basketballer der „Das-war’s!“-Gedanke durch den Kopf. Verfolger Böblingen hatte am Nachmittag 74:75 gegen Söflingen verloren, und nun dieser sagenhafte 96:87-Sieg beim schärfsten Widersacher TSG Reutlingen.

Und für euphorische Gefühle war ja reichlich Grund vorhanden! Denn was war das für ein Spiel! Da war alles drin, vor allem aber Klasse, Intensität und Leidenschaft. Und natürlich dieser irre Spannungsbogen! Der Favorit VfL kalt – besser: hypernervös – erwischt, fast aussichtslos im Rückstand. Und dann dieses Comeback, geboren aus Herz, Kampfgeist, Zusammengehörigkeit, und natürlich der individuellen Qualität der Kirchheimer Spieler. Und am Ende ein VfL-historischer Sieg, der die Tür zum großen Ziel Regionalliga weit aufstößt. Noch sieben Spiele.

Coach Bekim Kukiqi hatte dem Team vorher gesagt: „Keine Panik, wenn wir am Anfang in Rückstand geraten.“ Doch 3:9, 5:15 und 13:25 hieß es im ersten Viertel, und 19:34 stand es nach zwölf Minuten. Überlegene Fitness brachte die Kirchheimer zurück auf die Erfolgsstraße.

Kukiqis Asse stachen. Zum Beispiel Desmond Strickland: Wie der die Zähne zusammenbiss , sich trotz seiner offenen Wunden vom Fahrradsturz am Mittwoch (wir berichteten) in der Defensive reinhängte und vorne traf – er lieferte eines seiner besten Spiele für den VfL. Oder Devontee Lawson: Der wird unter Kukiqi noch vom Flieger zum Basketballer. Wie er reihenweise Rebounds über Korbniveau fischte, mit schnellen Händen die Reutlinger verunsicherte – zum Beispiel beim womöglich spielentscheidenden Steal zwei Minuten vor Schluss – und zuverlässig punktete. Zum Beispiel Shkelzen Bekteshi, der nach schwacher erster Hälfte nicht verzagte und einige der wichtigsten Körbe seines Basketball-Lebens machte. Oder natürlich Nate Gibbs, der MVP des VfL, der immer zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird – und mit einem Hechtsprung inklusive Schlittereinlage und Ballgewinn ein flammendes Signal setzte.

Trotzdem wurde es hinten raus spannend. Die TSG hatte den 82:74-Vorsprung des VfL (34.) noch umgedreht, war 83:82 (37.) in Führung gegangen. Doch zwei Spieler, die an diesem Abend nicht zu den Hauptdarstellern gehörten, aber wie alle anderen ihren wichtigen Teil beitrugen, machten das 87:82: Arber Shabani nach dem Lawson-Steal und Jorey Scott. Doch bis zum 88:87 (39.) war immer noch nichts entschieden. Dann erst wurde die Müdigkeit der Gastgeber dramatisch sichtbar. Der VfL erzielte die letzten acht Punkte.

Kukiqis Schlusswort: „Ich habe dem Team schon vor der Saison prophezeit, dass wir zusammen etwas erleben können, von dem sie in 30 Jahren ihren Kindern erzählen können. Ich denke, dieser Abend war so etwas.“ Es war ein Abend mit einem denkwürdigen Sieg und vielen Emotionen.ut

TSG Reutlingen: Gförer (5), Sipotic (2), G.Tsuknidis (8/1), Schindel (2), Eroglu (19/1), Weber (2), Klay (15/1), Hoste (8), Adeboyeku (5), Dronjic (12/1), Tejada Munoz (8).

VfL Kirchheim: Auerbach (3/1), Bekteshi (15), Gibbs (15), Kraft (n.e.), Lawson (13/3), Pascucci, Scott (6), A. Sengül (8), E. Sengül (n.e.), Shabani (11/1), Strickland 25/3), Wanzke (n.e.).