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Der Mann für die Uskoski-Lücke

Basketball: Die Knights verpflichten mit Cooper Land den vierten Amerikaner

Kirchheims Basketballer legen auf den großen Positionen nach: Mit Cooper Land haben die Knights gestern den vierten Amerikaner verpflichtet. Nachdem auch Center Jonathan Maier als Kooperationsspieler in Kirchheim bleibt, steht nun das Grundgerüst für die neue Saison. Das heißt auch: Brandon Griffin ist kein Thema mehr.

Der Mann für die Uskoski-Lücke
Der Mann für die Uskoski-Lücke

Kirchheim. Naftan Nawapolazk ist ein Vereinsname, den sich Frenkie Ignjatovic zumindest bis zum morgigen Donnerstag merken will. Schwer genug, aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil dem durchschnittlichen Mitteleuropäer der Name kaum unfallfrei über die Lippen kommt, zum anderen findet in der wenig idyllischen Trabantenstadt im Norden Weißrusslands definitiv kein Basketball statt. Dafür Eishockey und Fußball – beides erstklassig. Morgen Abend also will Kirchheims Trainer den Namen wieder aus dem Gedächtnis streichen. Dann – so der Plan – wird Roter Stern Belgrad die zweite Qualifikationshürde zur Fußball-Euro-League genommen haben und Frenkie Ignjatovic sich zufrieden auf den Heimweg vom Stadion machen. Abstand vom Basketball heißt für den gebürtigen Serben momentan: Zeit für seine alte Liebe Roter Stern. Oder auch: Zeit für die Familie und alte Freunde in der Heimat.

Bis 8. August macht Ignjatovic Urlaub in Belgrad. Doch auch ohne den Maestro stehen in Kirchheim die Räder nicht still. Ganz im Gegenteil: Seit gestern ist die Unterschrift des vierten US-Amerikaners im Knights-Trikot auf dem Papier. Nach Chris Alexander, Anthony Pettaway und Cedric Brooks hat Cooper Land einen Saisonvertrag mit Option auf Verlängerung unterzeichnet. Der 2,04 Meter große Power Forward ist in Deutschland bisher ein unbeschriebenes Blatt, war zuletzt beim norwegischen Vizemeister Asker Aliens im Einsatz – seine erste Auslandsstation überhaupt in seiner noch jungen Karriere. Der Mann aus Ohio spielte zuvor vier Jahre lang in der ersten College League zusammen mit Alba-Spielmacher DaShaun Wood und Tübingens Vaughn Duggins.

Ein weißer Amerikaner, der nicht nur wegen seiner Schnelligkeit und Wurfqualitäten an Devin Uskoski erinnert, den man zum Saisonende schweren Herzens zum Aufsteiger MBC ziehen lassen musste. Der Vergleich mit Uskoski verbietet sich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, das weiß auch sein künftiger Coach. „Nach Adam Baumann, Ryan De Michael und Devin Uskoski sind die Fußstapfen groß, in die er tritt“, sagt Frenkie Ignjatovic. Die Hoffnungen, die man an ihn knüpft, sind es freilich genauso. Auch, wenn sämtliche Informationen über den 23-Jährigen aus zweiter Hand stammen. Zum Beispiel von Tübingens Coach Igor Perovic, der ebenfalls an ihm dran war.

„Wir werden in der neuen Saison eine sehr tempoorientierte Mannschaft haben“, sagt Knights-Sportchef Michael Schmauder, der nach intensivem Video-Studium überzeugt ist, dass der neue Mann dank seiner Schnelligkeit und Athletik gut ins Konzept passt. In Norwegens erster Liga, deren Niveau Ignjatovic irgendwo zwischen Pro B und Pro A ansiedelt, erzielte Land immerhin beeindruckende 21,2 Punkte und 8,2 Rebounds im Schnitt, schaffte es damit in die Top Five der abgelaufenen Saison. Er wird zum Trainingsauftakt am 15. August aus den USA zur Mannschaft stoßen und anschließend zwei Wochen auf Herz und Nieren getestet. Spätestens beim Vorbereitungsturnier in Langen am 1. und 2. September sollen die letzten Details im Vertrag geklärt sein.

Pettaway hingegen wird schon Donnerstag kommender Woche in Kirchheim erwartet. Hinter seiner Form und Fitness steht vielleicht das größte Fragezeichen. Der 120 Kilo schwere Center, der vergangene Saison beim SC Rist-Wedel in der Pro B am Ball war, hielt sich nach Saisonende in der mexikanischen Liga fit und macht derzeit Urlaub in seiner Heimatstadt Toledo im Bundesstaat Ohio. Ist Pettaway der Mann für den Saisonstart am 29. September, sind die Personalplanungen unterm Korb wohl abgeschlossen, nachdem inzwischen feststeht, dass Junioren-Nationalspieler Jonathan Maier als einziger „Überlebender“ im Kooperationsmodell mit Ludwigsburg ein Jahr in Kirchheim dranhängen wird.

Die Option Brandon Griffin, zu dem der Kontakt nach Saisonende aus finanziellen Gründen abgebrochen wurde, dürfte sich damit erledigt haben. Das gilt auch für einen Spieler, der als Wunschkandidat Ignjatovics galt und dessen Verpflichtung ebenfalls am Geld scheiterte: Björn Schoo, zuletzt nicht nur bester Center der Pro A, sondern auch Top-Verdiener beim USC Heidelberg, ist weiterhin ohne Vertrag, aber kein Kandidat für Kirchheim. „Auf dem deutschen Spielermarkt sind wir derzeit leider nicht konkurrenzfähig“, beklagt Ignjatovic das nach der Erhöhung der Deutschenquote in der BBL sprunghaft gestiegene Gehaltsniveau. Abgehakt ist das Thema freilich nicht: „Wir beobachten den Markt in Ruhe und lassen uns Zeit“, meint Michael Schmauder. „Gut möglich, dass wir auf den Positionen drei und vier uns im August noch verstärken, eventuell auch mit einem weiteren Ausländer“, sagt Frenkie Ignjatovic. „Ich werde nicht riskieren, dass das Team nicht konkurrenzfähig ist, nur weil ein paar deutsche Spieler die Bodenhaftung verloren haben.“