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Stommes_Interview

Bei seinem Debüt am Sonntag gegen Chemnitz gab sich Justin Stommes noch zurückhaltend. Vor dem Spiel am Samstag gegen seinen Ex-Klub aus Paderborn steigt der Erwartungsdruck. Wir befragten den 24-Jährigen zu seiner neuen Rolle als Retter im Kirchheimer Abstiegskampf.

Justin, erstes Spiel, erster Sieg – Sind Sie zufrieden mit Ihrem Einstand in Kirchheim?
Stommes: Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben. Für mich selber ging es darum, wieder meinen Rhythmus zu finden. Ich habe einige Wochen nicht gespielt, da merkt man sofort, dass einem die Praxis fehlt.
Man hatte den Eindruck, Sie haben Ihren Platz in der Mannschaft noch nicht richtig gefunden.
Stommes: Ich habe auf der Position drei begonnen und in der zweiten Halbzeit dann auf die vier gewechselt. Das war etwas ungewohnt für mich. Seit ich Basketball spiele, habe ich die meiste Zeit als Point Guard gespielt oder eben auf der Drei. Grundsätzlich kann ich aber alles spielen. Meine Größe und meine Spannweite sind da recht hilfreich.
Kirchheim ist was die Dreier-Quote anbelangt Schlusslicht der Liga. Jeder erwartet von Ihnen, dass sich das nun schnell ändert. Sind die Hoffnungen berechtigt?
Stommes: Dass ich über einen brauchbaren Schuss verfüge, habe ich, denke ich, schon bewiesen. Wie gesagt, ich muss schnell meinen Rhythmus finden, dann kann ich der Mannschaft sicher weiterhelfen. Mit Erwartungsdruck habe ich keine Prob­leme. Ich war bis zuletzt in Bremerhaven in jeder Mannschaft, in der ich gespielt habe, immer ein Führungsspieler. Ich bin das auch gerne.
Man hat Ihnen in Bremerhaven vor Weihnachten eine Vertragsverlängerung angeboten. Warum haben Sie abgelehnt?
Stommes: Ich hatte zuletzt nicht die Einsatzzeiten, die ich mir erhofft hatte. Genau genommen, wurde das zum Jahresende hin immer weniger. Ich bin ein junger Spieler, und ich bin ehrgeizig. Ich will mich jeden Tag weiter verbessern, weiterentwickeln. Das geht nur auf dem Spielfeld, nicht auf der Bank.
Wie schwer ist der Schritt von der ersten Liga zurück in die Pro A?
Stommes: Für mich ist wichtig, dass ich spiele. Das Publikum am Sonntag   war zudem deutlich lauter, als das in Bremerhaven.
Sie sind nach Ihrem Verzicht erstmal zurück in die USA. Was gab schließlich den Ausschlag, dass Sie sich für Kirchheim entschieden haben?
Stommes: Weihnachten war für mich eine willkommene Pause. Die Familie, alte Freunde mal wiederzusehen, das war verlockend. Mir war aber klar, dass ich im neuen Jahr wieder in Deutschland spielen möchte. Ich kenne die Liga und ich kenne Kirchheim aus der vergangenen Saison. Ich war ehrlich gesagt erstaunt, dass die da unten drinstehen. Ich war auch überzeugt, dass die Mannschaft dort nicht hingehört, weil sie mit Spielern wie Cedric Brooks oder Chris Alexander genügend spielerische Qualität besitzt. Kurz gesagt: Ich fand die Aufgabe verlockend.
Das heißt, ein möglicher Abstieg ist für Sie kein Thema?
Stommes: Keine Frage. Diese Mannschaft steigt nicht ab.
Es wird viel über Ihre Qualitäten geredet. Wo liegen die Schwächen von Justin Stommes?
Stommes: Ich bin ein Shooter. Meine Defensivarbeit kann ich sicher noch verbessern. Zudem arbeite ich hart, um mehr Masse zuzulegen. Das ist im Basketball immer ein entscheidender Faktor.
Sie wirken auf dem Spielfeld manchmal fast schon aufreizend cool. Ist das nur Fassade oder tatsächlich Ihre Natur?
Stommes: Von fast allen Trainern, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, wurde mir vorgeworfen, ich sei im Spiel zu emotionslos. Bei mir gibt es keine großen Ausschläge, weder nach unten, noch nach oben. Wer genau hinsieht, wird aber bemerken, dass ich hart arbeite und immer mit vollem Einsatz spiele, auch wenn sich mein Gesichtsausdruck dabei nicht verändert.
Am Samstag geht es in Paderborn nun gegen Ihren Ex-Club. Werden Sie dem Trainer ein paar nützliche Tipps geben?
Stommes: Wenn er mich danach fragt. Ich glaube aber, dass Frenkie Ignjatovic meinen Rat nicht brauchen wird. Dazu macht er ein zu gutes Scouting.
Sie sind ein guter Schütze, nicht nur auf dem Spielfeld. Ihr Hobby ist die Jagd. Ist das Ihre Art, sich zu fokussieren?
Stommes: Ich bin damit aufgewachsen. Wo ich herkomme, gibt es viel Land. Mein Vater hat mich schon als kleiner Junge mit zum Fischen und zur Jagd genommen.
Aufs Jagen werden Sie in Kirchheim  wohl verzichten müssen. Mit dem Kleinstadt-Charakter Ihres neuen Wohnorts dürften Sie indes kein Prob­lem haben?
Stommes: Im Gegenteil. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich bin Großstädte zwar gewohnt. Mein Heimatort Cold Spring ist aber deutlich kleiner als Kirchheim.
Dass Sie am Sonntag auf dem Spielfeld ein echter Blickfang waren, lag weniger an Ihrer spektakulären Spielweise, als an den giftgrünen Schuhen. Gibt es dazu eine besondere Geschichte, oder ist grün nur Ihre Lieblingsfarbe?
Stommes: Weder noch. Die sind einfach nur bequem.