Lokalsport

Einig mit Stommes

Knights holen Flügelspieler der Eisbären aus Bremerhaven

Die Hoffnung auf bessere Basketball-Zeiten in Kirchheim hat seit gestern einen Namen: Jus­tin Stommes. Mit dem 25-jährigen Flügelspieler, der zuletzt für die Eisbären Bremerhaven in der BBL am Ball war, kommt ein Scharfschütze, der die Liga kennt. Das Signal ist deutlich: diesmal keine Kompromisse.

Webmöbel Baskets - Kirchheim Knights-16-12-2011Kirchheims Jonathan Maier (li) gegen Justin Stommes (re)

Webmöbel Baskets - Kirchheim Knights-16-12-2011Kirchheims Jonathan Maier (li) gegen Justin Stommes (re)

Kirchheim. Gute Nachrichten sind rar geworden in der Kirchheimer Basketball-Szene. Da wirkt diese hier wie Balsam. Als Montagabend gegen 18 Uhr in der Knights-Geschäftsstelle die erhoffte Mail aus Übersee einging, hatte das tagelange Versteckspiel ein Ende. Im Anhang: der Vertragsentwurf mit der Unterschrift von Justin Stommes. Bis dahin hatten nur wenige Eingeweihte vom geplanten Deal gewusst. Kurz vor Schalterschluss an der Spielerbörse wollte man die Konkurrenz nicht neugierig machen. Alle Hoffnungen ruhten bis dahin auf einer mündlichen Zusage des Wunschkandidaten. Die freilich hatte es in anderen Fällen in der Vergangenheit schon öfters gegeben.

Läuft alles nach Plan, wird der US-Amerikaner bereits heute um 10.30 Uhr mit der Maschine aus Minneapolis in Stuttgart landen, am Abend ab 20 Uhr mit der Mannschaft das erste Training bestreiten und am Sonntag im Heimspiel gegen Chemnitz sein Debüt geben. Selten wurde in Kirchheim ein Spieler mit mehr Vorschusslorbeeren empfangen als diesmal. Der Grund liegt auf der Hand: Mit Stommes kommt keiner, auf dessen Qualitäten man gespannt sein muss. Die hat er in der Pro A zur Genüge unter Beweis gestellt. Die Frage wird vielmehr sein, wie nahtlos sich der blonde Zwei-Meter-Mann in die Mannschaft einfügen wird.

Im Fokus der Kirchheimer stand Stommes bereits in der vergangenen Saison, allerdings nur als Gegner. Im Trikot der Baskets aus Paderborn erzielte er in 26 Spielen 17,3 Punkte im Schnitt, mit einer Dreier-Quote von über 50 Prozent. Beim 87:73-Heimsieg der Baskets am 16. Dezember 2011 – dem bisher einzigen Aufeinandertreffen mit den Kirchheimern – war Stommes mit 23 Punkten und fünf Assists bester Spieler in der Halle. Das sind statistische Werte, die auch Erstliga-Klubs aufhorchen lassen. Im Sommer dann der Wechsel zu den Eisbären nach Bremerhaven, wo er es in zwölf Spielen auf knapp sechs Punkte im Schnitt brachte. Mitte Dezember trennten sich die Wege. Stommes schlug eine angebotene Vertragsverlängerung bei den Eisbären aus und kehrte vor Weihnachten in die Heimat zurück.

Mit ihm könnten die Kirchheimer den erhofften Shooter an Land gezogen haben. Die Erwartungen sind riesig. „Die Wahrheit wird auf dem Spielfeld liegen, aber meine Zuversicht ist groß, dass wir den Richtigen gefunden haben“, sagt Coach Frenkie Ignjatovic, dem die Erleichterung gestern deutlich anzumerken war. Von Stommes erhofft man sich nicht nur Punkte. Er soll seinen Nebenleuten Cedric Brooks oder Radi Tomasevic auch die zuletzt vermissten Freiräume verschaffen. Wie schwer groß gewachsene Flügelspieler mit gut justiertem Visier zu verteidigen sind, hat keine Mannschaft in der Pro A zuletzt schmerzhafter erfahren müssen als die Kirchheimer. „Seine individuelle Klasse und seine Erfahrung wird uns weiterhelfen“, ist auch Sportchef Karl Lenger überzeugt.

Jetzt heißt es abwarten, ob der Patient auf das neue Medikament anspricht. Vom Verlauf der beiden kommenden Wochen wird abhängen, ob es zum Monatsende eine zweite Nachverpflichtung auf der Spielmacherposition geben wird. Lenger zufolge gibt es Kandidaten, mit denen man im Bedarfsfall einig wäre. „Wir werden in dieser Frage die Zeit, die uns bleibt, ausnutzen“, sagt der sportliche Leiter.

Wohl auch deshalb, weil eine Personalakte noch immer nicht ganz geschlossen ist. Zumindest der Coach hat die Hoffnung auf eine Rückkehr Besnik Bekteshis noch nicht aufgegeben. Nach dem Trainerwechsel in Ludwigsburg rechnet Ignjatovic fest damit, dass sich die ebenfalls abstiegsbedrohten Neckar-Riesen bis Transferschluss am 31. Januar noch einmal verstärken werden. Damit sänken die ohnehin geringen Chancen Bekteshis auf künftige Einsatzzeiten weiter. Das Kirchheimer Eigengewächs, das heute seinen 20. Geburtstag feiert, stand diese Saison in zehn Spielen in der BBL bisher knapp 55 Minuten auf dem Spielfeld. In Kirchheim wäre der defensivstarke Guard nicht nur die ideale Ergänzung zu Cedric Brooks oder Chris Alexander, sondern neben Kapitän Radi Tomasevic auch eine weitere deutsche Alternative auf dieser Position. „Unsere Meinung dazu ist bekannt“, sagt Frenkie Ignjatovic, den das Thema sichtlich nervt. „Die muss man nicht jeden Tag wiederholen.“