Lokalsport

Frechheit siegt

Die Knights erspielen sich zum Auftakt Kredit beim Publikum

Es war kein leeres Versprechen. Michael Mai hat sich vor der Saison weit aus dem Fenster gelehnt. Mehr Spielwitz, mehr Tempo, mehr Emotionen auf dem Spielfeld. Der neue Headcoach der Knights hat viel versprochen und – zumindest am Samstag – alles gehalten. Der Auftaktsieg des neu formierten Kirchheimer Basketballteams gegen den Favoriten aus Nürnberg war eine, aber nicht die einzige Überraschung am ersten Spieltag in der Pro A.

Frech, konditionsstark, selbstbewusst: Der 22-jährige Jannik Lodders (mit Ball) steht für den neuen Spielstil bei den Knights. F
Frech, konditionsstark, selbstbewusst: Der 22-jährige Jannik Lodders (mit Ball) steht für den neuen Spielstil bei den Knights. Foto: Genio Silviani

Kirchheim. Robert Oehle, Yosh Young, Eric Land, Braydon Hobbs und Stephan Haukohl – kein Einziger aus der Startfünf der Nürnberger würde auch nur annähernd ins Kirchheimer Gehaltsgefüge passen. Seit der Schlusssirene nach der Heimpremiere am ersten Spieltag weiß man: Es geht auch ohne große Namen. Mit Ausnahme Haukohls erfüllte keiner im Dress der Franken am Samstagabend die großen Erwartungen. Der Pro-A-Youngster der vergangenen Saison krönte sein Debüt beim NBC mit einer überragenden Leistung. Dagegen ließen sich seine Teamkollegen Oehle, Young und Land, die allesamt im Vorjahr ihr Geld noch in der BBL verdienten, von den Rittern in der Schlussphase der unterhaltsamen Begegnung den Schneid abkaufen.

Erstaunlich, wie schnell Kirchheims Grünschnäbel ihre anfängliche Nervosität in den Griff bekamen, mit wie viel Selbstvertrauen und Kaltschnäuzigkeit vor allem die beiden Newcomer Jannik Lodders (22) und Daniel Krause (24) von der Dreierlinie trafen, als das Spiel kurz vor der Pause zu kippen drohte. Am Ende war es die stärkere Physis, die für die Gastgeber sprach. Sollte dies ein Verdienst Tobias Ungers sein, die Verpflichtung des ehemaligen Weltklassesprinters als neuer Athletiktrainer hätte sich schon jetzt bezahlt gemacht.

„Bei uns hat vor allem die Einstellung gestimmt“, lobt Michael Mai den Einsatz seiner Mannschaft, die in der zweiten Spielhälfte für ihren Mut belohnt wurde. „Das Schlussviertel“, sagt Mai, „haben wir dann mit der Energie des Publikums gespielt.“ Die Stimmung in der nicht ausverkauften Sporthalle Stadtmitte hat beim neuen Trainer Eindruck hinterlassen. „Die Atmosphäre ist toll“, sagt er. „Hier wird es jeder Gegner schwer haben, uns zu schlagen.“ Vorausgesetzt, die Mannschaft bietet ähnlich mitreißende Auftritte wie am Samstag, als das Publikum auch gröbste Fehler verzieh. Die Balance im neuen Team scheint zu stimmen. Die Jungen demonstrieren Selbstvertrauen, erfahrene Kräfte wie Ben Beran oder Bryan Smithson haben am Samstag gezeigt, dass sie echte Leader sind. Hoffnung macht auch der Auftritt von Kirchheims neuem Center Enosch Wolf. Der 23-jährige 2,14-Meter-Riese, dem Kritiker gelegentlichen Mangel an Durchschlagskraft attestieren, räumte einiges unter den Körben ab und war Vorbild in puncto Kampfgeist und Einsatzbereitschaft.

Fazit: Leistungsprognosen nach dem ersten Spieltag im September sind etwa so sinnvoll wie die Wettervorhersage für die Weihnachtsfeiertage. Bis auf den Topfavoriten aus Würzburg, der Cuxhaven mit 114:63 aus der Halle fegte, hatten einige Play-off-Kandidaten mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Die Heimniederlage der Jenaer gegen Aufsteiger Baunach, Gothas Fehlstart gegen den Außenseiter aus Paderborn oder der knappe Hamburger Sieg gegen Gießen – alles so nicht unbedingt zu erwarten. In Gießen feierte ein Kirchheimer trotz Heimniederlage immerhin ein gelungenes Comeback nach langer Verletzungspause: Besnik Bekteshi bot in 23 Minuten Spielzeit nicht nur eine gewohnt starke Defensivleistung, sondern erzielte dabei auch noch 13 Punkte.

Ob hinter dem Sieg der Knights am Samstag mehr steckt als die Gunst der Stunde, wird der Doppel-Spieltag am Wochenende zeigen. Erst Chemnitz am Freitag, dann am Sonntag Hamburg zu Hause. Was wird anders sein? „Hoffentlich nicht allzu viel“, meint Michael Mai. „Gegen Nürnberg haben gute 20 Minuten gereicht“, sagt er. „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir auch über die volle Spielzeit konzentriert sein können.“