Lokalsport

Kein zweiter Aufsteiger in Sicht

Basketball: Kirchheims Chancen auf den Klassenerhalt in der Pro A steigen weiter

Die Liga lässt sich Zeit und spannt die Basketball-Gemeinde in Kirchheim weiter auf die Folter. Vor einer endgültigen Entscheidung im Lizenzverfahren wächst bei den Knights die Zuversicht. Von vier Pro-B-Ligisten, die eine Lizenz für den Aufstieg beantragt haben, meint es nur einer ernst. Für die Knights würde das bedeuten: Saisonstart am 28. September wäre unverändert in der Pro A.

Basketball Knights-CrailsheimStimmung, Fans,
Basketball Knights-CrailsheimStimmung, Fans,

Kirchheim. In der Knights-Geschäftsstelle in der Kirchheimer Einsteinstraße ist man dieser Tage bemüht, den Eindruck zu vermeiden, man lasse sich von Gerüchten und wilden Spekulationen ins Bockshorn jagen. Gestern Abend startete Teil eins einer zweitägigen Bewerberschau, die man in Basketballsprache Tryout nennt. Ein knappes Dutzend deutscher Spieler, die meisten davon aus der Pro B und der Regionalliga, geben in der Sporthalle Stadtmitte ihre Visitenkarte ab. Wer überzeugen kann und ins Konzept passt, hat Aussichten auf ein rasches Vertragsangebot. Die Veranstaltung hat Signalcharakter: Auf dem deutschen Markt will man diesmal schneller sein als die Konkurrenz. Mit sechs deutschen Kräften würde Coach Frenkie Ignjatovic im September gerne an den Start gehen. Zwei davon sind bereits gesetzt: Kapitän Radi Tomasevic und Sebastian Adeberg bilden den erfahrenen Kern der neuen Mannschaft. Mit Dominik Schneider laufen die Verhandlungen. Sechs Deutsche wären ein Gerüst, das in beiden Ligen Stabilität verspräche. In der Pro B aufgrund der schärferen Ausländer-Regel mehr noch als in der Pro A.

In entspannter Atmosphäre gedeihen besonders angenehme Träume. Etwa bei Kaffee und Kuchen. Am vergangenen Wochenende war Ignjatovic von seinem Freund Jürgen Barth in Langen zu einer Familienfeier eingeladen. Klar, dass es beim Kaffeekränzchen mit Langens Manager auch um Basketball ging, und zweifellos dürften Kirchheims Coach die neuesten Informationen aus seiner alten Heimat gefallen haben. Der TV Langen ist einer von vier Vereinen, die im März eine Lizenz für die Pro A beantragt haben. Nur vorsorglich, denn die Play-offs waren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im Gange. Wochen später ist für die Giraffen im Halbfinale Schluss und die Pro A auch sonst nur ein Randthema. „Wenn wir sportlich aufgestiegen wären, hätte das vielleicht einen Entwicklungsschub ausgelöst“, meint Jürgen Barth. „So weiß ich mit 30 Jahren Erfahrung hier in Langen nicht, wo das Geld herkommen soll.“ Die Hessen erfüllen zwar die geforderte Mindestpunktzahl im neuen Standardkatalog, doch ist der fehlende Parkettboden nur einer von mehreren Punkten, die ins Gewicht fallen. „Von beiden Standorten ist Kirchheim in der Pro A derzeit sicher besser aufgehoben“, räumt Langens Klubchef ein.

Auch anderswo hält sich die Abenteuerlust offenbar in Grenzen. Mangels sportlicher Qualifikation hat man sowohl in Rhöndorf, wie auch in Nördlingen die Aufstiegspläne begraben, auch wenn die Play-off-Teilnahme als formale Voraussetzung genügt hätte. Beide Vereine galten lange Zeit als heißeste Anwärter, denn beide waren vor wenigen Jahren schon einmal in der Pro A vertreten. „Wenn wir ins Finale gekommen wären, hätten wir uns vielleicht Gedanken darüber gemacht“, meint Rhöndorfs Pressesprecher Philipp Döring und schiebt nach: „Unsere Pläne sind eher mittelfristig angelegt.“ Ähnlich argumentiert sein Kollege Leo Emmert aus Nördlingen. „Der Sport steht bei uns im Vordergrund. Man muss es aus eigener Kraft schaffen.“

Bleibt Bewerber Nummer vier: Der frisch gebackene Meister aus Leverkusen meint es zwar ernst, doch auch hier fehlt bis zur Stunde das Geld. Weil man abwarten wollte, ob der sportliche Aufstieg gelingt, dreht die Werbemaschine bei den Bayer-Giants erst jetzt so richtig auf Touren. „Bei uns laufen derzeit viele Gespräche mit neuen Sponsoren“, berichtet Geschäftsführer Achim Kuczmann, der die Frist bis Ende Mai ausnutzen will. „Wir werden alles versuchen, das irgendwie noch hinzubekommen.“

Bei nur einem Aufsteiger aus der Pro B wäre Kirchheim gerettet. An der Vertrauenswürdigkeit des letztjährigen Vizemeisters dürfte im Gutachterausschuss der Jungen Liga ohnehin niemand zweifeln. Damit könnten die Knights sogar halbwegs gelassen, das derzeitige Treiben an der Spitze verfolgen.

Dort geht nach dem besiegelten Aufstieg von Meister SC Vechta die Hängepartie um Finalgegner Düsseldorf in die Verlängerung. Der Lizenzligaausschuss der BBL hat den Widerspruch der Rheinländer abgeschmettert. Die Bedenken an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Klubs von Murat Didin waren zu groß. Es fehlen nach wie vor Werbeverträge, die juristisch wasserdicht sind. Ob die Giants doch noch eine Erstliga-Lizenz erhalten werden, muss nun das Schiedsgericht der BBL Ende Mai entscheiden. Dabei könnte es für den Vizemeister sogar noch dicker kommen: „Wer sagt uns, dass den Düsseldorfern nicht auch die Voraussetzungen für die Pro A fehlen?“ Diese berechtigte Frage beschäftigt Pro-A-Spielleiter Jochen Böhmcker schon seit längerem. Fielen die Giants ganz durchs Raster, könnte sogar der Fall eintreten, dass neben den Knights noch ein zweiter Bewerber zum Zuge käme oder die Liga wie vor zwei Jahren schon einmal mit nur 15 Mannschaften an den Start gehen müsste.

Mit den Hoffnungen unter der Teck erhalten auch jene beim Kooperationspartner in Ludwigsburg neue Nahrung. Bleibt die BBL bei ihrer harte Haltung und die Tür für Düsseldorf verriegelt, gilt es als annähernd sicher, dass sich die Erstliga-Klubs für die Vergabe einer Wildcard aussprechen werden. Ludwigsburgs Klubchef Alexander Reil, der im Lizenzausschuss der BBL sitzt, blieb der entscheidenden Sitzung im Fall Düsseldorf vergangene Woche wegen Befangenheit fern. Die Neckar Riesen sind offenbar bereit, die Viertelmillion Euro für die Wildcard ins sportliche Überleben zu investieren. Die Aussichten, zum Zuge zu kommen, stehen nicht schlecht, glaubt auch BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. „Die Klubs werden eine Gesamtschau machen“, sagt Pommer. „Dafür spräche sicher einiges für Ludwigsburg.“ Pommer, der sich zuletzt für den aufstrebenden Standort Hamburg stark gemacht hatte, meint: „Hamburg könnte sicher ein interessanter Kandidat sein. Ich gehe aber davon aus, dass 2013 dafür noch zu früh ist.“ Das sieht auch derjenige so, der es am besten wissen muss: „Wenn ich mir die Auflagen so anschaue, dann fehlt uns noch einiges“, bestätigt Till Everling, der Vorsitzende der Hamburg Tigers. Zum Beispiel eine geeignete Spielstätte, nachdem es in der O2-World inzwischen eng wird. Everling: „BBL ja, aber nach derzeitigem Stand nicht 2013.“