Lokalsport

Klein aber bissig

Die Knights liegen nach drei Spieltagen im Soll – Am Sonntag kommt Angstgegner Paderborn

Das Beste draus gemacht: Nach der Englischen Woche zum Auftakt in der Pro A heißt es Durchatmen bei Kirchheims Basketballern. Vier Punkte aus den ersten drei Spielen sorgen im Umfeld vorerst für Ruhe. Entscheidenden Anteil daran hat ein routiniertes Guard-Trio, das glänzend funktioniert.

Chemnitz: Basketball-Bundesliga ProA. BV Chemnitz 99 (Niners) vs. VfL Kirchheim KnightsCedric Brooks. Foto: Peter Zschage
Chemnitz: Basketball-Bundesliga ProA. BV Chemnitz 99 (Niners) vs. VfL Kirchheim KnightsCedric Brooks. Foto: Peter Zschage

Kirchheim. Das Profigeschäft ist hart verdientes Brot. An manchen Tagen gilt das ganz besonders. Montagmorgen um Sechs war die Auswärtsaufgabe der Knights in Chemnitz vollständig erledigt. Eine Vollsperrung auf der Autobahn bei Bamberg machte die Rückreise aus Sachsen zur neunstündigen Odysee. Für Coach Frenkie Ignjatovic ging die Reise danach weiter ins heimische Ober-Ramstadt. Nach schlafloser Nacht blieb eine schwere Erkältung zurück und immerhin die Erkenntnis: Die erste Woche der neuen Saison hätte aus sportlicher Sicht weit weniger erfolgreich verlaufen können. Doch die erwartbare Auftaktniederlage in Karlsruhe hat in der Mannschaft geringere Spuren hinterlassen, als dies viele befürchteten.

Karlsruhe war ein Debakel mit Ansage. Dass die Knights unterm Korb ein Problem haben würden, war schon vor Saisonbeginn augenfällig. In der Europahalle bekam man es nun Schwarz auf Weiß nachgereicht: 28:43 lautete die Rebound-Bilanz. Allein Karlsruhes Dewayne Richardson hatte sich dabei mehr zweite Bälle geangelt als die langen Kerls im Kirchheimer Trikot zusammen. Doch Ignjatovic hat es offenbar verstanden, seinen Jungs binnen drei Tagen einzuimpfen, was in dieser Saison mehr denn je zählt: Kampfgeist. Karlsruhe, das war zur falschen Zeit am falschen Platz, wie der Trainer sagt. „Danach war es wichtig, einen klaren Kopf zu behalten.“

Gegen Nürnberg hat sich die Mannschaft das Glück erarbeitet, am Sonntag nun in Chemnitz hat sie zum ersten Mal auch spielerisch überzeugt und die Partie über weite Strecken kontrolliert. Dies, obwohl mit Sebastian Adeberg einer der bisher Besten einen rabenschwarzen Tag erwischte. Am Mittwoch gegen Nürnberg hatte Cooper Land das Streichresultat geliefert. Der US-Amerikaner stand gehandicapt durch einen im Training erlittenen Nasenbeinbruch völlig neben sich, hatte eine unglückliche Spielszene nach der anderen. Dass die Moral in der Mannschaft stimmt, beweist der Umgang mit der eigenen Schwäche: Land entschuldigte sich bei Mitspielern und Trainer hinterher für seinen schwachen Auftritt und meldete sich in Chemnitz mit einer guten Leistung zurück.

Es sind leise Signale, die zu Beginn einer schweren Saison Hoffnung schüren im Kirchheimer Lager. Eines kam zuletzt vom jungen Jonathan Maier, der seine zehn Minuten Spielzeit in Chemnitz nutzte, um unterm Korb vereinzelte Akzente zu setzen, aber auch von einem Spieler wie Marcus Smallwood, der bekannt ist für seinen brennenden Ehrgeiz und dessen bis jetzt geduldig ertragene Rolle von der Bank auf gewonnene Reife schließen lässt. „Wir haben keine überragende Qualität im Kader“, sagt der Trainer. „Unser Mittel ist der Kampf.“

Dass dieses Konzept bisher aufgeht, obwohl die Mannschaft kaum eingespielt ist, liegt auch an einem Trio, das es mit 1,85 Meter Körpergröße im Schnitt zusammen auf 135 Punkte in drei Begegnungen brachte. Chris Alexander, Cedric Brooks und Kapitän Radi Tomasevic sind nach Zentimetern in dieser Liga nur schwer zu unterbieten und spielten zuletzt groß auf. Vor allem Brooks, der kommende Woche 34 Jahre alt wird und den viele bereits zum Auslaufmodell abgestempelt hatten, strotzt vor Energie und Spielwitz und war mit sechs Ballgewinnen in Chemnitz der erhofft bissige Kämpfer. Das Guard-Trio gemeinsam auf dem Feld gilt als Risikoprojekt. Zu viel Eigensinn, zu viel Zocker-Mentalität, hatten Kritiker im Vorfeld prophezeit. Stand heute sind diese Stimmen widerlegt, auch wenn es für eine Prognose noch viel zu früh ist.

Am Sonntag bietet sich die nächste Chance, den positiven Eindruck zu festigen. Ein Heimsieg gegen Paderborn hätte mehr Aussagekraft als das, was bisher war. Mit den Baskets aus Westfalen kommt der Angstgegner in die Sporthalle Stadtmitte. Ein unorthodox spielendes Team mit präzisen Schützen, das regelmäßig heiß zu laufen verspricht, wenn es gegen Kirchheim geht. Spätestens am Sonntagabend wird man der Wahrheit ein Stück näher sein.

Zweitligisten beschließen die Einführung einer Wildcard

Ab der kommenden Saison wird es auch in der 2. Bundesliga Pro A die Möglichkeit geben, über eine Wildcard am Spielbetrieb teilzunehmen. Darauf haben sich die Vertreter der Zweitligavereine während der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft 2. Basketball-Bundesliga am vergangenen Wochenende in Berlin geeinigt. Über die Eröffnung eines Wildcard-Verfahrens entscheiden die Vereine der Pro A und Pro B gemeinsam. Die Zulassung zum Spielbetrieb über eine Wildcard setzt neben der Zahlung einer Gebühr von 75 000 Euro auch die Zustimmung des Aufsichtsrats der Jungen Liga (DJL) voraus. Für Bundesligisten aus der BBL, der Pro A und der Pro B besteht jedoch wie bisher die Möglichkeit, sich über das normale Lizenzverfahren für einen freien Startplatz in der Pro A zu bewerben und diesen bei Zustimmung der anderen Bundesligisten ohne Zahlung einer Gebühr einnehmen zu können. Damit folgt die 2. Liga dem Beispiel der BBL, wo eine Wildcard 150 000 Euro kostet. „Wir möchten die Pro A weiter als Unterbau der BBL etablieren und dabei Standorten mit Erstliga-Perspektive auf ansprechendem Niveau den Einstieg in den Profibasketball ermöglichen“, sagt Hansjörg Tamoj (Bad Honnef), der wie der gesamte Vorstand im Rahmen der Veranstaltung einstimmig für eine neue Amtszeit von zwei Jahren in seinem Amt bestätigt wurde.pm