Lokalsport

Lebensgefahr und Nervenkitzel am Felsmassiv

900 Meter Steilwand, immer auf den nächsten Meter konzentriert. Routiniert arbeitet sich Angela Böbel vor. Der 8 485 Meter hohe Makalu in Nepal fordert ihre volle Aufmerksamkeit. Fehler können in dieser Welt aus Schnee, Eis und Fels gnadenlos bestraft werden. Fast oben, doch wird das Wetter mitmachen? Es schneit immer stärker und das nächste Stück wird eine Gletscherfläche – gefährliche Risse und schlechte Sicht, eine sehr riskante Kombination.

Voll Leidenschaft erzählt die 57-jährige Kirchheimerin von ihren Erlebnissen im Frühsommer 2016. Aber auch mit Wehmut. Auf rund 7 200 Metern brach Böbel den Kampf mit dem Makalu ab. Das Wetter wurde zu gefährlich. Ein Schweizer, mit dem sie einen Sherpa angeheuert hatte, ging weiter und verlor in der Kälte alle Finger an den Berg. Für die Erzieherin war die Tour da schon zu Ende. Ein Unglück hatte das Leben zweier Träger gefordert. Einer von ihnen war der knapp 30-jährige Vater eines Kindes, der sie zuvor begleitet hatte. „Danach konnte ich den Berg nicht mehr genießen“, sagt Böbel.

Lebensgefahr, Schicksalsschläge – davon lässt sie sich aber nicht von ihrer Leidenschaft abbringen. Bergsteigen ist für Angela Böbel ein Ausgleich, bei dem sie mit sich selbst und den Naturgewalten eins sein kann. In Deutschland ist die Kirchheimerin Grundschul-Erzieherin, Mutter dreier erwachsener Kinder, Großmutter. Höhe und Alpinsport liegen der Familie im Blut, der 28-jährige Sohn Florian ist Wettkampfkletterer.

Für den Makalu trainierte die 1,57-Meter-Frau im Iran. „Bergsteigen hat dort eine lange Tradition“, weiß die Kirchheimerin. Mit Skiern ging sie den rund 5 600 Meter hohen Damavand hinauf. Zusammen mit einer Freundin schloss sich Böbel einer Expeditionsgruppe an. Keine Herausforderung für sie, „das war easy“. So übte sie wieder in der Höhenluft, denn auf dem Makalu, dem fünfthöchsten Berg der Welt, liegt ein Basislager etwa so hoch wie der Gipfel des Damavand. Ab Pfingsten beginnt die nächste Tour: In rund vier Wochen will Böbel mit Skiern den etwa 7 500 Meter hohen Muztagata in China meistern. Davor hält sie am heutigen Freitagabend ab 20 Uhr in der Aula der Freihof-Realschule einen Vortrag über die Abenteuer am Damavand.Sebastian Großhans