Ein InterCity ist zum Regionalzug mutiert – anstatt Düsseldorf, Bremen und Saarbrücken heißen die Haltestationen künftig Grünwettersbach, Fürstenfeldbruck oder Königshofen. Mit dem selbst verordneten Abstieg von der ersten in die zweite Bundesliga spart der TTC Frickenhausen bei Dienstreisen zwar jede Menge Zeit und Fahrtkosten, dafür büßt eine ganze Tischtennis-Region ab der Spielzeit 2015/16 an Attraktivität, Nationalspieler-Auftritten und internationalem Flair ein.
Ohne Moos nix los – das Fall-Beispiel TTC führt ausdrücklich vor Augen, wie sehr der Leistungssport von der Großzügigkeit potenter Sympathisanten aus dem Wirtschaftsbereich abhängig ist. Vereine wie Rekordmeister Borussia Düsseldorf, dessen Saisonetat dank mehrerer Geldgeber an der Millionenmarke kratzt, leisten sich Champions League und Timo Boll, Clubs wie dem TTC zieht es schon bei 100 000 Euro Unterdeckung die sportliche Existenzgrundlage weg. Die Frickenhausener Fehlsumme ist im Übrigen fast identisch mit jener, die im Juli 2011 den VfL Kirchheim zum Rückzug aus der Fußball-Oberliga getrieben hatte. Damals, in höchster Not, zogen die teckstädtischen Funktionäre die Reissleine – und ahnten noch nicht, dass die Aktion der Anfang eines Falls bis in tiefste Kicker-Niederungen war.
Höchst unwahrscheinlich, dass den mit ebenso strenger wie fürsorglichen Hand ihres erfahrenen Präsidenten Rolf Wohlhaupter-Hermann geführten TTC ein ähnliches Schicksal ereilt. Denn im Plattensport ticken die Uhren nun mal ganz anders als beim Rasensport, und ein RWH, der sich selbst als Tischtennis-Verrückten bezeichnet und bis heute TTC-Aktiver geblieben ist, wird ein Ausbluten seines Lieblingsclubs kaum dulden.
Andrerseits muss sich auch der Clubboss nach dem von ihm mit beschlossenen Bundesliga-Aus damit abfinden, dass der sportliche Unterhaltungswert im eigenen Verein mangels erster Liga und erstklassiger Stars demnächst signifikant sinken wird. Es sei denn, ein neuer Hauptsponsor taucht auf und ändert die Weichenstellung.
THOMAS PFEIFFER