Lokalsport

Mehr Komfort im Führerstand

Cedric Brooks und Ahmad Smith unterschreiben – Tauziehen um Heyden und Bekteshi

Die Führungspositionen bei Kirchheims Basketballern für die kommende Saison sind vergeben: Cedric Brooks hat einen Einjahresvertrag unterschrieben. Mit dem US-Amerikaner Ahmad Smith vom Nürnberger BC kommt ein Spielmacher, der schon jetzt als der große Coup gefeiert wird.

Basketballbundesliga Pro B, Play-Off Halbfinale Spiel 2: Nürnberger Basketball Club - Erdgas Ehingen 58:45: Ahmad Smith vor Ehin
Basketballbundesliga Pro B, Play-Off Halbfinale Spiel 2: Nürnberger Basketball Club - Erdgas Ehingen 58:45: Ahmad Smith vor Ehingen´s 10-Akeem VargasCopyright: ISPFD-Nbg.deISPFD/IPD UG (haftungsbeschränkt)Werkvolkstraße 22, D-90451 NürnbergT 0049 (0) 911-644785, F 0049 (0) 911-644834M 0049 (0) 171-5477639Bankverbindung: VR Bank Nürnberg, BLZ 760 606 18, Kto 543748

Kirchheim. Der Mai macht nicht alles aber doch vieles neu. Im Falle der Knights zeichnet sich auf der Zielgeraden des Wonnemonats eine Rochade ab, die der Mannschaft von Headcoach Fenkie Ignjatovic in der kommenden Pro-A-Saison ein völlig neues Gesicht geben könnte. Die vielleicht wichtigste Frage ist beantwortet, nämlich die, wer die Mannschaft künftig als Leitwolf in die Playoffs führen soll. Wurde lange gebangt, wer Topscorer Ced­ric Brooks nach einem möglichen Abschied als Spielmacher ersetzen könnte, zeichnet sich jetzt eine komfortable Doppellösung ab. Brooks bleibt und könnte nach der Verpflichtung des Nürnbergers Ahmad Smith auf die Position zwei wechseln – dorthin, wo aufgrund seiner Spielanlage eigentlich seit jeher sein Platz gewesen wäre. Mit dem US-Amerikaner Smith kommt ein klassischer Spielmacher, der mit 1,95 Meter Größe die nötige Athletik mitbringt. Was aus Kirchheimer Sicht das Wichtigste ist: Smith gilt als Schnäppchen. „Anders hätten wir so früh vor der Saison nicht zugeschlagen“, sagt Frenkie Ignjatovic.

Der 26-Jährige galt vor zwei Jahren bei den Hertener Löwen als einer der Besten in der Pro B, wechselte anschließend nach Würzburg und sah dort angesichts der starken Konkurrenz beim ambitionierten Aufsteiger seine Felle davonschwimmen. Vergangenen Dezember landete er schließlich in Nürnberg. „Ahmad hat Riesenpotenzial, aber eben noch nie in der Pro A gespielt“, nennt Ignjatovic den Grund, weshalb der Deal auch finanziell ein reizvoller war. Mit Junioren-Nationalspieler Besnik Bekteshi stünde sogar eine dritte Option auf den ers­ten beiden Spielpositionen bereit. Damit wird aus der einstigen Problem- plötzlich eine Komfortzone. „Es war immer unser vorrangiges Ziel, auf der Spielmacherposition mehr Stabilität zu erreichen. Das ist uns jetzt gelungen“, freut sich der Trainer. Doch Bekteshi ist noch lange nicht in Kirchheim. Anders ausgedrückt: Der 18-jährige Shooting Star droht zum Zankapfel der beiden Kooperationspartner in Kirchheim und Ludwigsburg zu werden. Jüngste Gespräche brachten keine Lösung, kommenden Montag soll erneut verhandelt werden. Es geht ums Geld und darum, wer welchen Anteil am gemeinsamen Ziehsohn trägt. Bekteshi, der bis zur U16 die Ausbildung beim VfL Kirchheim durchlief, genießt jetzt die Vorzüge des Vollzeit­internats der Ludwigsburger Basketball-Akademie und steht im erweiterten Kader des BBL-Teams. Die Fronten scheinen verhärtet. „Besnik ist ein Kirchheimer, Ludwigsburg profitiert heute von seiner Ausbildung beim VfL“, sagt der sportliche Leiter der Knights, Michael Schmauder. „Das muss sich letztlich auch finanziell niederschlagen.“

Das Problem: Die Causa Bekteshi wird im Gesamtpaket mit Junioren-Nationalspieler Jonathan Maier und Center Phillipp Heyden verhandelt. „Wir freuen uns, wenn Besnik nach Kirchheim kommen würde“, meint Ignjatovic. „Aber nicht um jeden Preis.“ Ignjatovic weiß, dass es beim Thema Bekteshi in Kirchheim nicht nur um nackte Fakten, sondern auch um Emotionen geht. Für den Trainer zählt Ersteres: „Wir reden bei ihm nun mal über keinen fertigen Spieler. Er muss sich in der Pro A erst beweisen.“ Das ist bei Phillipp Heyden anders. Der 22-jährige Hüne, dessen Vertrag in Ludwigsburg noch zwei Jahre läuft, gilt weiterhin als Wunschkandidat Nummer eins unterm Korb. Glaubt man Ignjatovic, steht einer Rückkehr nach Kirchheim nichts mehr im Wege – außer dem Geld. „Unser Etat ist unverändert“, sagt Michael Schmauder. „Wir müssen immer das Gesamtpaket im Auge haben.“

Das Gesamtpaket, das nimmt trotzt aller finanzieller Fesseln immer deutlichere Konturen an, denn unterm Korb werden zwei weitere Kandidaten heiß gehandelt. Nicht als Alternative wohlgemerkt, sondern als Ergänzung. Ein Name, der aufhorchen lässt, ist der von Oliver Komarek. Kein klassischer Center, aber mit einer Körpergröße von 2,08 Metern bei 110 Kilo Gewicht nicht nur spielerisch ein ganz Großer. Komarek zeigte zuletzt Nerven, war in Heidelberg mit seiner Situation nicht mehr zufrieden und zunehmend ungeduldig angesichts der noch immer ungelösten Trainerfrage beim USC. Und: Mit Sebastian Adeberg hat ein langjähriger Weggefährte trotz Verletzungssorgen in dieser Saison positive Erfahrungen bei den Knights gemacht. Finanziell scheinen beide Seiten nicht weit auseinander zu liegen. Es geht vielmehr um acht Wochen Vertragslaufzeit. Komarek will einen Kontrakt über zehn Monate – Kirchheim bietet nur acht. Ignjatovic glaubt dennoch fest an eine Einigung.

Damit wären die Kirchheimer nur einen Schritt vom Idealfall entfernt: Die neue Saison mit vier Deutschen unterm Korb zu bestreiten. Kandidat Nummer vier heißt Dominik Schneider, zuletzt wie Ahmad Smith in Nürnberg unter Vertrag und vor drei Jahren im erweiterten Kader des amtierenden deutschen Meisters aus Bamberg. Mit ihm seien die Verhandlungen weit fortgeschritten, demonstriert Michael Schmauder Zuversicht. Ein anderer ist derweil kein Thema mehr: Der Freiburger Janis Heindel ist nach unterschiedlichen Standpunkten, was die Gehaltsvorstellungen betrifft, aus dem Rennen. Ebenso wie Marcus Smallwood – vorerst. Der Mann aus Chicago, stärkster Kirchheimer im letzten Saisondrittel, träumt von einer Karriere in seinem Heimatland. „Marcus ist unheimlich ehrgeizig, das kann man ihm nicht verübeln“, sagt sein Trainer, der Kontakt zu ihm hält und nicht ausschließt, dass er im Sommer wieder vor der Tür steht. Im Juli jedenfalls treffen sich beide bei einem Tryout-Turnier in Las Vegas.

Nils Menck und auch Gordon Scott werden wohl für ein weiteres Jahr Ritter bleiben, während für Tim Koch, David Michalczyk und Benjamin Lischka das Kapitel Kirchheim definitiv beendet ist. Koch wird seine Geduld auf der Ludwigsburger Erstliga-Bank auf die Probe stellen, Michalczyk ist auf der Suche nach einem Platz in der Pro B und Benni Lischka zieht es zurück in die Heimat nach Gießen – sportliche Zukunft ungewiss.