Lokalsport

Merlins vor der gelben Wand

Knights setzen gegen Crailsheim auf den Heimvorteil – Platz zwei in Gefahr

Was wäre die Liga ohne Spiele wie diese? Im Spitzen-Duell der Pro A steht für Kirchheims Basketballer morgen (19.30 Uhr, Sporthalle Stadtmitte) nicht weniger als Tabellenplatz zwei auf dem Spiel. Für Verfolger Crailsheim spricht der vielleicht beste Kader der Liga – für die Knights das Gesetz der Serie.

Basketball VfL Kirchheim  Knights - EssenSmith, Ahmad Jamal (1)
Basketball VfL Kirchheim Knights - EssenSmith, Ahmad Jamal (1)

Kirchheim. Neun Jahre können wie eine Ewigkeit erscheinen, wenn man wie der Hamster im Rad dem Erfolg hinterherhechelt. Neun Jahre haben die beiden Dauerrivalen aus Kirchheim und Crailsheim zuverlässig Gastgeschenke verteilt und in gegnerischer Halle brav die Punkte abgeliefert. Im September 2003 entführte der VfL letztmals zwei Zähler aus dem Hohenlohischen. Der letzte Crailsheimer Sieg in Kirchheim liegt noch viel länger zurück. Er stammt aus der Saison 1997/98 als beide Teams sich in der Oberliga beharkten und Kirchheims Topscorer noch Pasko Tomic hieß.

Ob morgen nun ein neues Kapitel beginnt oder die Kirchheimer Serie sich ins 15. Jahr rettet, verspräche Zockern gleichermaßen Quote, denn einen klaren Favoriten gibt es wie so häufig nicht. Glaubt man Kirchheims Coach Frenkie Ignjatovic, treffen seine Jungs am Samstagabend auf die stärkste Mannschaft der Liga. „Alle reden nur vom MBC“, sagt er. „Dabei ist Crailsheim in der Breite am besten aufgestellt.“ Bei Merlins-Manager Martin Romig hört sich das so an: „Kirchheim ist Tabellenzweiter und hat Heimvorteil. Für mich sind die Knights klarer Favorit.“

Lässt man statt des üblichen Geplänkels im Vorfeld die Fakten sprechen, hat das Überraschungsteam aus der Teckstadt allen Grund auf der Hut zu sein. Die Merlins haben in den vergangenen Wochen die Latte reichlich hoch gelegt: Tabellenführer MBC dreistellig abserviert, im Testspiel unter der Woche die Münchner Bayern abgewatscht und auch die Giants aus Düsseldorf suchten vergangenen Samstag in der Hakro-Arena vergeblich den Schlüssel zum Erfolg.

Morgen kann Trainer Ingo Enskat bis auf die verletzten Antonis Sivorotka und Jeremy Dunbar, der noch immer mit verstauchtem Finger pausiert, auf seine stärkste Formation bauen. Damit auch auf Topscorer Darryl Webb, der nach seiner Schulterverletzung gegen Düsseldorf nur eine gute Viertelstunde auf dem Platz stand, in Kirchheim morgen aber wieder fit sein wird. Bei den Knights wird viel davon abhängen, wie gut sie die Schaltzentrale des Gegners in den Griff bekommen. Im Spielaufbau haben die Merlins ein echtes Luxusproblem: Das starke US-Duo Mark Hill und Billy Baptist wird seit Januar durch Aaron Cook ergänzt, den besten Spielmacher der vergangenen Saison im Trikot von Cuxhaven.

So beeindruckend die momentane Verfassung des morgigen Gegners, so gelassen geht man in Kirchheim die Aufgabe an. Am Mittwoch schwor sich die Mannschaft bei einem verspäteten Weihnachtsessen auf das Spitzenspiel ein. Nach dem 14. Saisonsieg und dem so gut wie sicheren Erreichen der Play-off-Runde gibt Frenkie Ignjatovic neue Ziele aus: Die restlichen Heimspiele gewinnen, um als eines der vier besten Teams in der ersten Play-off-Runde Heimrecht zu genießen. Klar, dass diese Mission bereits morgen starten soll, auch wenn der Coach betont: „Die Entscheidung über die Endplatzierung fällt nicht im Spiel gegen Crailsheim.“ Den größeren Druck dürften ohnehin die Gäste verspüren. Hält die Serie, wäre Kirchheim vier Punkte weg. Umgekehrt würden beide Teams die Plätze tauschen, denn im direkten Vergleich haben die Merlins bereits einen Heimsieg auf dem Konto.

Die schlechte Offensivleistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte in Homburg, die nur dank Cedric Brooks Galavorstellung folgenlos blieb, will Ignjatovic nicht überbewerten. „Moral und Kampfgeist stimmen, das ist, was zählt.“ Dass sein Team am Ende die Punkte entführte, in allen Statistikwerten aber schlechter abschnitt als der Gegner, auch das schert ihn wenig: „Statistiken“, meint der Trainer, „so etwas sammeln meistens Kinder.“

„Kirchheim sieht Gelb“

Mit rund 100 Anhängern aus Crailsheim rechnen die Knights beim morgigen Schlagerspiel in der Sporthalle Stadtmitte. Die Merlins reisen mit einem Fanbus zum Duell mit dem Erzrivalen, der den Gästen in der Halle einen heißen Empfang bereiten will. „Kirchheim sieht Gelb“ lautet das vorgegebene Motto morgen Abend, mit dem man alle Kirchheimer Zuschauer auffordern will, Farbe zu bekennen. Wer nicht ohnehin ein Original-Trikot oder einen kompletten Satz Fan-Bekleidung zuhause im Schrank hat, sollte sich demzufolge nach Alternativen umsehen. Egal wie, Hauptsache in den Vereinsfarben. Die Zuschauertribüne in der Sporthalle Stadtmitte soll zur gelben Wand werden. Das originellste Fan-Gewand soll in der Halbzeitpause prämiert werden. Der Gewinner erhält eine Kofferraumfüllung Mineralwasser des Sponsors und ein Mannschaftsbild mit den Unterschriften aller Spieler der Knights. Die passende Fanbekleidung gibt es zudem im Knights-Büro zu kaufen oder direkt vor dem Spiel in der Halle.tb