Lokalsport

Riesen-Freude

Die Knights erwarten mit den Giants aus Düsseldorf den Wunschgegner

Das Wunsch-Halbfinale ist perfekt, der große Coup vorerst geplatzt. Mit den Giants aus Düsseldorf treffen die Knights in der Runde der letzten Vier am Freitag auf einen lange Zeit „schlafenden Riesen.“ Riesig wäre aus Kirchheimer Sicht auch ein Deal gewesen, so er denn zustande gekommen wäre: Verhandlungen mit Essens Star Chris Alexander verliefen am Wochenende im Sande.

Kirchheim Knights - Giants DuesseldorfNils Menck (Kirchheim) beim Korbleger gegen Dennis Mims (Duesseldorf)
Kirchheim Knights - Giants DuesseldorfNils Menck (Kirchheim) beim Korbleger gegen Dennis Mims (Duesseldorf)

Kirchheim. Schwer was los im Training der Knights. Das liegt nicht nur am bevorstehenden Play-off-Halbfinale, das haben inzwischen auch die Basketball-Fans in Kirchheim mitbekommen. Entsprechend groß war die Zahl der Zuschauer unter der Woche in der Halle, die dort auf neue Gesichter lauerten. Es wird ausgiebig getestet, und das mitten in den Play-offs. Ungewöhnlich? Vielleicht sogar fahrlässig? Nein, sagt Kirchheims Coach Frenkie Ignjatovic. Eine Maßnahme, die das Portemonnaie schont. „Wenn wir Spieler testen, die noch in Deutschland sind, erspart uns das Flugkosten“, so die einfache Erklärung des Trainers. Dass das Stelldichein in der heißen Play-off-Phase Unruhe ins Team bringen könnte, wehrt Ignjatovic ab: Die Mannschaft gehe professionell damit um, zudem fehlte vergangene Woche mit den Ludwigsburger Spielern ohnehin ein Teil des Personals. „Die Testspieler verbessern eher unsere Trainingssituation“, sagt der Coach.

Gestaunt haben dürfte der eine oder andere Zaungast dennoch, als am Freitag und Samstag einer der Stars der Liga in Kirchheim aufkreuzte: Chris Alexander, vor einer Woche noch Gegner im Viertelfinale, hatte bereits während der Endrunde Interesse gezeigt. Nach der Verpflichtung von Anthony Pettaway am vergangenen Mittwoch traf Ignjatovic Essens Spielmacher am Wochenende zu einem längeren Vier-Augen-Gespräch. Mit enttäuschendem weil erwartbarem Ausgang: Die Gehaltsvorstellungen des US-Amerikaners sind nicht kompatibel mit Kirchheims Kassenlage.

Probleme, die der Halbfinal-Gegner am Freitag nicht hat – zumindest nicht auf gleichem Niveau. Michael Lollis, Ceyhan Pfeil, Ayodokun Akingbade und Dennis Mims verstärken seit dem letzten Aufeinandertreffen beider Teams im Dezember in Kirchheim den ohnehin tiefen Kader der Düsseldorfer. Giants-Trainer Murat Didin genießt seitdem den in der Liga wohl einzigartigen Luxus, BBL-erfahrene Kräfte wie Aubrey Reese, Patrick Flomo oder Marin Petric von der Bank ins Spiel schicken zu können. Spielmacher Reese, in der holprigen Hinserie als Egozentriker verschrien und lange verletzt, hat sich inzwischen zum Teamplayer gewandelt. Das zweite Viertel (33:14) im entscheidenden Spiel gegen Chemnitz am vergangenen Freitag war mit das Beste, was man als Zuschauer in dieser Saison erleben konnte. Ein Vergleich mit den beiden knappen Duellen im ersten Saisonspiel und beim Sieg kurz vor Weihnachten verbietet sich demnach aus Kirchheimer Sicht.

„Crailsheim hat vielleicht die tiefste Bank, der MBC die homogenste Mannschaft, den stärksten Kader aber hat Düsseldorf“, urteilt Frenkie Ignjatovic, der mit den Giants auf seinen Wunschgegner trifft. Es gebe nichts Reizvolleres, als sich mit Besseren zu messen. Ignjatovic: „Jeder Einzelne in dieser Mannschaft hat mehr Erfahrung als bei uns das ganze Team.“ Entsprechend groß ist das neue Selbstbewusstsein der Rheinländer vor dem Gang zum Basketball-Zwerg unter der Teck, der als Tabellenzweiter eigentlich als Favorit ins Rennen gehen müsste. Man werde in der Serie nicht mehr als ein Spiel verlieren“, versprach Giants-Center Patrick Flomo schon mal vollmundig der Facebook-Gemeinde.

Ob dies zutrifft, wird sich vermutlich in der Kirchheimer Defensive entscheiden und in der Frage, wie gut man aus Fehlern lernt. Als solchen wertet auch Ignjatovic den Versuch, zeitweilig mit vier Guards gegen die rheinischen Riesen zu operieren. Doch auch Kirchheims Coach hat im Vergleich zu Weihnachten inzwischen Alternativen: Brandon Griffin, der Mann mit den entscheidenden Defensiv-Handgriffen in der Schlussphase gegen Essen, kommt auch am Freitag eine wichtige Rolle zu.

Während Ignjatovic seinen Jungs in dieser Trainingswoche nicht alles abverlangt („Einen Tag nach dem driten Essen-Spiel waren einige sowas von kaputt“), sorgen die Düsseldorfer nicht zum ersten Mal in dieser Saison auch abseits des Parketts für Gesprächsstoff. Von verschleppten Gehaltszahlungen an die Mannschaft war immer wieder die Rede, jetzt hat man gar versäumt den Lizenzantrag für die erste Liga fristgerecht einzureichen. Die logische Folge: Die BBL lehnte die Freigabe ab. Zwar rechnen alle Experten damit, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, doch der Fall bestätigt all Jene, die glauben, dass Alleinherrscher Murat Didin als Multi-Tasker am Rhein zeitweilig überfordert ist.

Davon zeugen auch offene Hotelrechnungen in Kirchheim und Chemnitz, die in den vergangenen Tagen öffentlich die Runde machten. Ein Kirchheimer Hotelbesitzer wartet demnach noch immer auf rund 1 600 Euro für Logis im Dezember. Im Mannschaftsbus brauchen die Gäste, die Donnerstag anreisen werden, freilich nicht zu nächtigen. Hotel und Klub haben sich inzwischen verständigt. Wird der Betrag im Laufe der Woche überwiesen, stehen die Türen in aller Gastfreundschaft offen. Diesmal allerdings nur gegen Cash.