Kirchheim. Michael Schmauder spricht von einem „Ritt auf der Rasierklinge“ und davon, dass es zur Entschlossenheit im Handeln keine echte Alternative gibt. „Der Trainer macht zu Recht Druck“, sagt Schmauder. „Wir müssen uns nach vorne bewegen. Anders geht es nicht.“ Der einstige Teammanager der Knights hat in den vergangenen Wochen viel Zeit mit Kirchheims Headcoach Michael Mai verbracht. Stellvertretend für Geschäftsführer Christoph Schmidt, der erst am Dienstag vom Urlaub in den USA zurückkehrt, hat er die letzten Details im neuen Vertrag mit dem Trainer geklärt. Was am Ende herauskam, darf man, wenn nicht als Überraschung, so doch als ein deutliches Signal werten. Michael Mais Treueschwur für weitere drei Jahre zeigt, dass der 41-jährige Amerikaner mit seiner Arbeit in Kirchheim noch nicht fertig ist. Er drückt aufs Tempo, appelliert an den Mut der Verantwortlichen, wenn es darum geht, die nächsten Schritte zu wagen. Dass in der Abteilungsversammlung des VfL am Montagabend bei nur einer Enthaltung der einstimmige Beschluss fiel, das Projekt Regionalliga nun doch zu starten, ist im Wesentlichen Resultat von Überzeugungsarbeit des Trainers.
VfL-Geschäftsführer Ulrich Tangl war vergangene Woche vorgeprescht, hatte die Finanzierung für gescheitert erklärt, nachdem sich im Vereinsetat unerwartet große Lücken auftaten. Das JBBL-Projekt, finanziert aus einem separaten Topf, galt weiterhin als gesichert. Am finanziellen Rahmen hat sich nichts geändert, doch jetzt wollen Knights und VfL gemeinsam die Abfolge ändern. Statt Mitte Juni mit einer eiligst zusammengewürfelten Nachwuchstruppe in die Qualifikation zur Jugend-Bundesliga zu starten, liegt nun das Hauptaugenmerk auf einer Mannschaft, die stark genug sein soll, um in der kommenden Saison einen sicheren Mittelfeldplatz in der 2. Regionalliga zu belegen. Ein Kursschwenk, der auch auf den zweiten Blick noch einen Sinn ergibt. Die erste Mannschaft des VfL hat schließlich eine Doppelfunktion: Als Aufstiegsperspektive für junge Talente und als Plattform für potenzielle Nachrücker in den Profikader. Die Entscheidung bringt zudem Zeit, die man braucht, um in Ruhe an einem Konzept für die JBBL zu arbeiten. Ab der Saison 2017/2018 führt in der Pro A daran kein Weg mehr vorbei. Dass die Regionalliga-Mannschaft für die kommenden beiden Jahre organisatorisch und finanziell unter dem Dach der Knights beheimatet sein soll, hat die Entscheidung am Montag erleichtert. Es ist kein Einstieg auf Pump, wie Knights-Gesellschafter Michael Schmauder versichert. Er sagt aber auch: „Spätestens im kommenden Jahr muss das Geld für beide Projekte da sein.“
Die nächsten Entwicklungsschritte sind alternativlos, solange man die Klasse halten will. Michael Mai spricht von „Wachstumsschmerzen,“ von einem langen und schwierigen Prozess. Dass er an den Erfolg glaubt, hat er mit seiner Unterschrift bekräftigt. „Wenn ich mich dieser Aufgabe für drei Jahre stelle“, sagt er, „dann will ich auch die Ernte einfahren.“
Sich der Aufgabe zu stellen, bedeutet momentan vor allem, gegen die Uhr zu kämpfen. Der Beschluss, die Regionalliga-Mannschaft nicht vom Spielbetrieb abzumelden, fiel am Montagabend in buchstäblich letzter Minute. Tags darauf war Meldeschluss. Jetzt heißt es, in Windeseile an einer schlagkräftigen Mannschaft zu basteln und einen Trainer zu bestimmen. Kandidaten gibt es bereits, das Anforderungsprofil ist klar: ein Coach, der im Folgejahr auch als Jugend-Koordinator sich um ein JBBL-Konzept kümmern soll.
Ein fordernder Job, vor allem für den Chefcoach, der aufpassen muss, dass die Kaderplanung für die Pro A nicht in Rückstand gerät. Im vergangenen Jahr lief vieles ungewöhnlich glatt. „Wir haben momentan deutlich mehr Arbeit“, sagt Michael Mai, „aber wir sind im Plan.“ Auch wenn bisher vor allem Abschiedsszenarien das Tagesgeschäft bestimmen (siehe Infoteil).