Lenningen. Im Winter Ski, im Sommer Inline – so einfach ist die Rechnung für die meisten Kinder und Jugendlichen, die der TV Unterlenningen in seiner Wintersportabteilung zählt. Da macht auch der achtjährige Felix keine Ausnahme, der sowohl auf zwei Brettern als auch auf acht Rollen für sein Leben gern die Hänge runterdüst.
Sein Faible für den Inline-Sport kam dabei eher zufällig. Vor zwei Jahren hatte er im Lenninger Blättle gelesen, dass man beim TVU auch im Sommer dem Rausch der Geschwindigkeit frönen kann. Nach dem ersten Inline-Training gab‘s für ihn kein Zurück mehr, wobei seine Vorlieben von Anfang klar verteilt waren: „Am meisten Spaß macht mir Skitty“, sagt der Drittklässler nach kurzem Nachdenken – bei der eigens für den Inlinenachwuchs geschaffenen Wettkampfform müssen die Kids in einem Parcours ihre Geschicklichkeit zwischen Stangen, Pylonen und Hütchen unter Beweis stellen.
Wie das geht, macht Felix kurzerhand vor. Mit ordentlich Schwung fährt er durch einen Halbkreis aus bunten Hütchen, duckt sich unter gelben Stangen weg, springt über sie hinweg und traut sich zum Schluss sogar noch mit einem Affenzahn über die Holzrampe zu schanzen. Angst vor Stürzen hat er dabei nicht. „Manchmal schürft man sich halt auf, das tut aber kaum weh“, zuckt er mit den Achseln. In der Tat ist das Verletzungsrisiko im Inline-Alpin-Sport trotz hoher Geschwindigkeiten vergleichsweise gering. Neben Helm, Ellbogen- und Knieschonern tragen die meisten Fahrer auch noch den dem Motocross entliehenen Schutzpanzer unter ihrer Kleidung.
Dennoch gehört beim Inlinern, zu dem neben dem Skitty noch die klassischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom zählen, eine gehörige Portion Mut. Kein Wunder also, dass die verantwortliche Trainerin im TVU ihre Hauptaufgabe eher im mentalen Bereich sieht. „Die meisten Kinder müssen erst einmal ihre Angst überwinden“, weiß Tina Strehle, die in diesen Lernprozess auch die Älteren aus der Trainingsgruppe einbindet. Erfahrenere Inline-Cracks wie Leonie Gökeler (14) nehmen die Jüngeren gerne unter ihre Fittiche, geben Tipps, verraten Tricks und sorgen so dafür, dass sich alle wohlfühlen. „Das ist wie eine große Familie“, schwärmt Leonie Gökeler und bekommt Recht von Felix. „Der Zusammenhalt ist echt toll.“
Nicht zuletzt dieses Teamgeists wegen ist der TV Unterlenningen einer der am besten aufgestellten Inlinevereine in der Region. 22 Mitglieder schnallen regelmäßig die Roll(en)-schuhe an, im Skittybereich für bis Zwölfjährige sind‘s aktuell sechs. Ähnlich wie beim TV Neidlingen und dem SC Unterensingen sticht der TVU mit ehrenamtlicher Manpower hervor, was zuletzt bei der problemlosen Bewältigung der deutschen Meisterschaften im Juni eindrucksvoll belegt wurde.
Auch Felix stürzte sich da unter den Augen unzähliger Zuschauer die Hochwangsteige hinunter, wo neben der DM einer von sechs Läufen zum Ba-Wü-Slalom-Cup anstand. Achter wurde er beim Heimspiel, genauso wie in der Gesamtwertung aller sechs Rennen. Dass es nicht aufs Podium gereicht hat, stört Felix nicht. Schließlich will er auf den Inline-Rollen eines Tages ja auch nicht sein Geld verdienen. „Wenn ich groß bin, werde ich Zimmermann“, sagt er ohne lange überlegen zu müssen. Bis dahin muss er nun zunächst einmal die inline-freie Zeit überbrücken. Bis nächstes Frühjahr ist die Saison auf den acht Rollen beendet. „Traurig bin ich deshalb aber nicht“, lacht Felix, der sich zu recht wie ein Schneekönig freut: Bald geht‘s mit dem TVU-Tross zum Skifahren.
Das Inline-Training beim TV Unterlenningen beginnt wieder im kommenden Frühjahr und soll dann, wie dieses Jahr, dreimal die Woche stattfinden. Genaue Termine und weitere Informationen können Interessierte bei Ralf Gökeler unter 0 70 26/55 30 erfragen.