Lokalsport

VfL bezahlt Lehrgeld

Fußball-Verbandsliga: Überlegene Kirchheimer verlieren in Hall mit 1:2

Michael Hofstetter vergrub sein Gesicht in beide Hände. Wie ein Häufchen Elend saß der lange Innenverteidiger noch lange nach Schlusspfiff am Spielfeldrand und schüttelte immer wieder den Kopf. Er war der tragische Held des Verbandsligaspiels bei den Sportfreunden Schwäbisch Hall, das der VfL Kirchheim äußerst unglücklich mit 1:2 (0:1) verlor.

Bild: Michael Hofstetter (VfL Kirchheim), klaert gegen Furkan Uysal (SSV Reutlingen)VfL Kirchheim vs. SSV Reutlingen, Frankensta
Bild: Michael Hofstetter (VfL Kirchheim), klaert gegen Furkan Uysal (SSV Reutlingen)VfL Kirchheim vs. SSV Reutlingen, Frankenstadion Heilbronn, 11.06.2011Foto © Eibner-Pressefoto 0172 837 4655

Schwäbisch Hall. Hofstetter war an diesem Nachmittag eine Symbolfigur für die ganze Mannschaft – gut gespielt und dennoch mit leeren Händen nach Hause gefahren. Erst am Dienstag war er von einem dreimonatigen Praktikum im Rahmen seines Studiums der Elektrotechnik aus Santa Barbara/USA zurückgekehrt, am Donnerstag hatte er zum ersten Mal wieder mit trainiert. Dennoch avancierte er gleich zum einzigen Torschützen seiner Mannschaft und zum besten Spieler auf dem Platz – wenn da nicht die beiden Gegentreffer gewesen wären. Doch davon später.

Mit dem USA-Heimkehrer und seinem Nebenmann Caruana als Stabilisatoren im Rücken legte der VfL gleich los wie die Feuerwehr. Die beiden Stürmer Roberto Forzano und Manuel Rothweiler machten mit Unterstützung der Flügel Lennart Zaglauer und Emrah Basol mächtig Betrieb. Im Mittelfeld rackerte „Marathonman“ Marcel Helber für zwei. Hinten rechts bot der dunkelhäutige Denis Marcelles (kam aus Münchingen), der kurzfristig für den von Zahnschmerzen geplagten Verteidiger Alexander Berg eingesprungen war, einen überzeugenden Einstand.

Bereits nach zweieinhalb Minuten hätten die „Blauen“ in Führung gehen können, besser gesagt: müssen. Zaglauer bediente Forzano, dessen Flachschuss parierte Karel Nowak. In der 15. Minute scheiterte Forzano mit einem Kopfball, vier Minuten später Rothweiler mit einem 16-Meter-Knaller am famosen Haller Torwart. An der Seitenlinie rauften sich Trainer Stefan Haußmann und der Sportliche Leiter Janusz Szuta die Haare. „Uns fehlt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor“, klagten sie unisono.

Jeder kennt den Spruch: Wer solche Chancen vergibt, wird irgendwann bestraft. Tatsächlich, in der 41. Minute tauchten die Haller zum ersten Mal vor dem VfL-Tor auf. Ein Abstimmungsfehler ausgerechnet zwischen Hofstetter und Caruana und der quirlige Sipahi erzielte das 1:0. Ein Treffer aus dem Nichts, ein Tor aus heiterem Himmel. Der VfL war geschockt und hatte Glück, dass Beck in der Nachspielzeit nicht noch einen zweiten Treffer nachlegte, als sein Schuss aus spitzem Winkel über die Latte zischte.

Mit dem 1:0 ging es in die Pause. „Wir sind die klar bessere Mannschaft und liegen im Rückstand. Das kann doch nicht wahr sein“, haderten die VfL-Spieler beim Gang in die Kabine. Doch der feste Vorsatz, die Partie in der zweiten Halbzeit zu drehen, ließ sie verkrampfen. Missverständnisse und Fehlpässe häuften sich. In der 55. Minute dann die Vorentscheidung durch einen Patzer von Hofstetter. Lehanka ließ ihn mit einer 180-Grad-Drehung ins Leere laufen und zog blitzschnell ab, ohne den Ball richtig zu treffen. Gemächlich hoppelte die Kugel, vorbei am verdutzten Manuel Doll, zum 2:0 ins lange Eck.

In den letzten zehn Minuten rafften sich die Kirchheimer noch einmal auf. Hofstetter marschierte mit nach vorn. In der 85. Minute machte der Lange seinen Fehler wieder gut: Er schraubte sich hoch wie ein Hubschrauber und köpfte eine Maßflanke von Rothweiler ein. Die „Blauen“ witterten noch einmal Morgenluft, warfen Mann und Maus nach vorn und drängten vehement auf den Ausgleich. Doch die Zeit rannte ihnen davon. Die bittere Analyse von VfL-Trainer Stefan Haußmann: „Wir waren die spielerisch klar bessere Mannschaft und 90 Minuten feldüberlegen, haben aber leider zu viele Chancen liegen gelassen. Eine völlig unnötige Niederlage.“