Lokalsport

Viel Arbeit, wenig Brot

Nur Smith und Griffin verdienen sich in Karlsruhe ein Lob des Trainers

Extreme im Zehn-Minuten-Takt – Kirchheims Zweitliga-Basketballern fehlt es 2012 noch am richtigen Timing. Emotionale Wechselbäder, wie die am Mittwoch in Karlsruhe, lassen jeden Trainer schneller altern.

Viel Arbeit, wenig Brot
Viel Arbeit, wenig Brot

Kirchheim. „Sensationell“ – Ein passenderes Wort fiel Frenkie Ignjatovic auch einen Tag nach der Lektion in Karlsruhe nicht ein. Gemeint war nicht die Moral des Gegners, der sich auch von einem zeitweiligen 19-Punkte-Rückstand nicht beeindrucken ließ, sondern die Wurfquote seiner Mannschaft in den ersten zehn Minuten des Spiels. Da rauschte so ziemlich alles durch die Reuse, was Smith und Kollegen in Richtung Korb zirkelten. Zum Glück, kann man sagen, denn mit einer ähnlich schwachen Ausbeute, wie die Woche zuvor beim Sieg gegen Jena, hätte es in Karlsruhe wohl gewaltig auf die Mütze gegeben. So wurde es im Schlussviertel sogar noch einmal spannend und der Schaden hielt sich mit 89:97 zumindest nummerisch in Grenzen.

Kirchheims Trainer blieb hinterher nur der schwache Trost, gegen die derzeit vielleicht stärkste Rotation der Liga den Kürzeren gezogen zu haben. Die Einkaufstour der Badener nach der schwachen Hinserie macht sich inzwischen bezahlt. Vor allem US-Riese Justin Howard erinnerte die Kirchheimer am Mittwoch daran, dass man Erfolg im Basketball eben auch in Kilogramm und Zentimetern messen kann, und dass die Knights in diesem Punkt nichts Gleichwertiges in petto haben. Howard und die beiden Neuzugänge Jonathan Moore und Dominic Jones rissen genügend Lücken, dass Topscorer Martin Samarco nach Belieben walten konnte und am Ende mit 30 Punkten aus der Halle ging. Dass dieser kann, wenn man ihn lässt, dürfte auch Gegenspieler Cedric Brooks bekannt gewesen sein, der am Mittwoch nicht nur defensiv weit unter Normalform spielte.

Ignjatovic sah das Unheil bereits vor der Pause heraufziehen: „Schon im zweiten Viertel haben wir gegen Ende schlecht verteidigt.“ Danach erwachten auch die Zuschauer aus ihrer Schockstarre nach dem Kirchheimer Offensiv-Feuerwerk in der ersten Viertelstunde. Es kam noch schlimmer, denn gegen Howard war diesmal kein Kraut gewachsen. Adeberg, Uskoski und Menck bissen sich am BG-Center abwechselnd die Zähne aus. Mit 23 Punkten und 15 Rebounds war er spielentscheidender Mann an diesem Abend. Sebastian Adeberg, der im Hinspiel gemeinsam mit Besnik Bekteshi dem Gegner keine Luft zum Atmen gelassen hatte, saß diesmal lange auf der Bank. Vielleicht zu lange, wie der Coach hinterher selbstkritisch einräumen musste.

Kirchheims Defensivstratege kann berufsbedingt unter der Woche weniger trainieren und läuft derzeit seiner Topform vor Weihnachten deutlich hinterher. „Sebastian braucht den festen Rhythmus im Training, das weiß er selbst am besten“, sagt der Trainer. Die Suche nach Kompromisslösungen gestaltet sich schwierig. Mit Adebergs Umzug nach Heidelberg, wo er seit Januar als Mediziner in der Uniklinik arbeitet, ist regelmäßiges Wochentagstraining nur noch eingeschränkt möglich.

Es gab aber auch Lichtblicke in der Europahalle: Ahmad Smith, der sich als einziger ein Sonderlob des Trainers verdiente, war einer davon. Kirchheims Spielmacher als Zuverlässigkeit in Person, daran hat man sich in Kirchheim inzwischen gewöhnt. An einen anderen wird man sich dies wohl noch müssen. Brandon Griffin jedenfalls erledigte die Aufgabe gegen Big Man Howard von allen Kirchheimern noch am besten. Ihm fehlt zwar noch deutlich die Bindung zum Spiel, dafür waren die vier Trainingseinheiten seit dem Jena-Spiel schlicht zu wenig. „Er zeigt immer häufiger, dass er der Mann ist, den wir gesucht haben“, ist Frenkie Ignjatovic überzeugt. In den nächsten Tagen erwartet der Trainer weiteren Fortschritt vom Neuzugang und hofft auf neue Erkenntnisse. Etwa darüber, wie Uskoski und Griffin künftig gemeinsam auf dem Platz harmonieren.

Gestern früh wurde bereits wieder trainiert, am spielfreien Wochenende stehen Fitnesseinheiten auf dem Programm. Bis zum Heimspiel am 22. Januar gegen Nürnberg will Ignjatovic die Schwachstellen beseitigt haben, vor allem in der Defensive. Der Coach hat es eilig: Bis Februar sollen die Siege 13 und 14 auf dem Konto sein. So viel sind laut seiner Rechnung nötig, um am Ende der Saison sicher in den Play-offs zu sein. Das spielfreie Wochenende kommt ihm eher ungelegen. „Mir wäre es lieber, wir würden am Samstag wieder auf dem Platz stehen“, sagt er. Er habe die Wut in den Gesichtern seiner Spieler gesehen. „Die sind jetzt richtig heiß.“