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Basketball: Brooks und Smallwood zögern – kommt Phillipp Heyden?

Keine neuen Arbeitsverträge am Tag der Arbeit: Die für 1. Mai angepeilte Einigung der Knights mit den beiden US-Amerikanern Cedric Brooks und Marcus Smallwood ist vorerst vertagt. Dafür ist Center Phillipp Heyden plötzlich wieder ein Thema. Sicher ist, dass derzeit nichts sicher ist. Die Jagdsaison in der 2. Basketball-Bundesliga hat begonnen.

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Kirchheim. Der Ball ruht, die Gerüchteküche brodelt, die Spekulationen schießen ins Kraut. Die Zeit nach Saisonende entschädigt Fans mit täglich neuen Wasserstandsmeldungen aus dem Spielerpool für fehlende Spannung unterm Korb. Wer geht, wer bleibt, wer kommt? Die ganze Liga ist in Bewegung, so will es das Geschäft. Den Beweis, dass es auch anders geht, haben die Kirchheimer im vergangenen Jahr eindrucksvoll geführt. Sechs unterschriebene Verträge Ende April, fast den gesamten Kader am Ende zusammengehalten. „Das war die absolute Ausnahme“, weiß der Sportliche Leiter der Knights, Michael Schmauder. Die Branche tickt anders. Schauen, was geht, ist das Motto fast aller Spieler – auch auf die Gefahr hin, als hochpreisiger Ladenhüter zu enden. „Die Zeit läuft für uns“, beruhigt Schmauder. „Wir haben keinen Druck.“

Den beiden Leistungsträgern Cedric Brooks und Marcus Smallwood eine Entscheidungsfrist bis 1. Mai einzuräumen, und damit auf eine frühe Vertragsunterzeichnung zu hoffen, gesteht Schmauder, war „reichlich optimistisch.“ Brooks urlaubt derzeit verhältnismäßig ungebunden an der türkischen Riviera, das gleiche gilt für Marcus Smallwood im heimischen Chicago. Also alles offen? Nicht ganz. „Wir sind einen entscheidenden Schritt weiter“, sagt Schmauder, der mit beiden vor der Abreise intensive Gespräche führte und von baldigem Vollzug ausgeht. Man sei sich über die Konditionen einig. „Es fehlen nur noch die Unterschriften.“ Einziger Unsicherheitsfaktor: Bei einem passenden Angebot aus der ersten Liga wären beide weg. Das heißt im Umkehrschluss: Wenn 2. Liga, dann nur in Kirchheim. Das sei schriftlich so fixiert.

Für Schmauder und Coach Frenkie Ignjatovic, der am Wochenende beim großen Try-Out-Turnier in Mainz auf der Tribüne saß, bedeutet dies, Ausschau halten nach Alternativen für die Position des Spielmachers und des Centers. Während auf der „Eins“ an der Verpflichtung eines weiteren US-Amerikaners wohl kein Weg vorbei führt und mit dem Nürnberger Ahmad Smith sich vergangene Woche ein möglicher Kandidat im Training vorstellte, steht für den Job unterm Korb eine deutsche Arbeitskraft auf der Wunschliste. Der Freiburger Janis Heindel ist ebenso ein Thema wie auch Ignjatovics einstiger Schützling Tobias Jahn, der nach seiner Rückkehr vom US-College derzeit durch die Try Outs der ersten Liga tingelt. Der 26-Jährige hat vergangene Woche täglich mit Ignjatovic in dessen Heimat Ober-Ramstadt trainiert. „Ich bin dabei, ihn zu überzeugen, dass Kirchheim das richtige Sprungbrett in die erste Liga ist.“ Vielleicht bringt der Sommer auch die eine oder andere Überraschung mit sich: Die Urlaubsreise führt den Coach Ende Juni für drei Wochen in die USA. Ein Narr, der meint, dass Basketball dabei nur eine Nebenrolle spielt.

Sämtliche Planspiele könnten sich dagegen schnell in Luft auflösen, wenn ein Kapitel neu aufgelegt wird, das eigentlich als geschlossen galt: Eine Rückkehr Phillipp Heydens unter die Teck gilt zumindest nicht mehr als ausgeschlossen. Der 112-Kilo-Riese, von dem Ignjatovic sagt, er habe die Kraft eines Bullen, kehrt nach einer wenig erfolgreichen Saison als Leiharbeiter aus Bayreuth zurück nach Ludwigsburg, wo er noch ein Jahr Vertrag hat. Diesen in Kirchheim zu erfüllen, ist eine Option über die in den kommenden zwei Wochen verhandelt werden soll. Das Problem: Heydens Kontrakt ist besser dotiert als es Kirchheims Kassenlage zuließe. Eine Einigung wäre folglich nur durch Zugeständnisse auf beiden Seiten möglich. Vorteil Kirchheim: Eine Führungsrolle in der Pro A ist für den 22-Jährigen Center nach zwei ernüchternden Spielzeiten in der BBL vielleicht die letzte Chance, den Abstieg auf der Karriereleiter aufzuhalten.

Immerhin: Heyden würde das Trikot des konstantesten Teams der vergangenen drei Jahre in der Pro A überstreifen. Ein Erfolg, der verpflichtet. Das sieht auch der Trainer so: „Wir werden in der neuen Saison ganz sicher keine schwächere Mannschaft als zuletzt aufs Spielfeld schicken“, verspricht Ignjatovic. Der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und finanziellem Limit geht in die nächste Runde. Nach Platz fünf und zweimal Platz vier ist das Erreichen der erstmals ausgetragenen Playoffs im kommenden Jahr erklärtes Ziel. Wer genau hinhört, vernimmt gar Erleichterung, denn nicht nur Michael Schmauder weiß, dass es nach drei erfolgreichen Jahren immer schwieriger wird, klare Ziele zu formulieren. Eines das logisch wäre, hieße Aufstieg. „Keiner von uns wird offen darüber reden“, meint Schmauder. „Das heißt aber nicht, dass wir es für alle Zeit ausschließen.“