Lokalsport

Viele Fragen offen

Basketball: Die Saisonplanungen bei den Knights gestalten sich derzeit schwieriger als erwartet

Wer einkaufen geht, sollte wissen, wie viel Geld er im Portemonnaie hat. Weil Kirchheims Basketballer genau dies zur Stunde nicht wissen, gestaltet sich die Personalplanung für die neue Saison schwierig.

Kirchheim Knights - ETB Baskets Essen Trainer Ignjatovic
Kirchheim Knights - ETB Baskets Essen Trainer Ignjatovic

Kirchheim. Der Markt ist in Bewegung, die meisten US-Kräfte auf Urlaub in der Heimat und die Funktionäre in den Klubs hüllen sich in Schweigen. Alles sichere Anzeichen, dass man den Mai im Datum schreibt. Jenen Monat, in der die Gerüchteküche in den Basketball-Bundesligen am heftigsten brodelt. Seit der Nachricht von der Vertragsverlängerung mit Kapitän Radi Tomasevic vor wenigen Wochen sind auch bei den Knights in Kirchheim neue Fakten rar. Die Wunschliste dagegen ist lang. Mehr als 20 Spieler standen am 7. und 8. Mai beim Tryout in der Kirchheimer Halle. Viele neue, meist junge Gesichter, die der Trainer und sein sportlicher Leiter in Augenschein nahmen. Daneben laufen weiterhin Gespräche mit dem Ziel, den Kern der letztjährigen Mannschaft zum Bleiben zu bewegen.

Das Problem: Die Höhe des verfügbaren Etats ist noch immer unbekannt. Dies war die gleichermaßen ernüchternde wie wichtigste Erkenntnis bei der Gesellschafterversammlung am vergangenen Dienstag. Mehrere Sponsorenverträge, die am Saisonende ausliefen, müssen neu verhandelt werden. Zumindest in diesem Punkt hinken die Knights dem Zeitplan hinterher. Knights-Geschäftsführer Siegfried Meissner zeigt sich immerhin zuversichtlich, dass in der kommenden Woche anstehende Gespräche, neue Erkenntnisse bringen werden. „Wir waren im vergangenen Jahr zur selben Zeit auch nicht viel weiter“, wiegelt er ab. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das in den kommenden Wochen hinbekommen.“

Für Sportchef Karl Lenger und seinen Trainer Frenkie Ignjatovic heißt das weiterhin: Gespräche mit möglichen Neuzugängen lassen die wichtigsten Fragen offen. Derweil zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Mannschaft ein weitgehend neues Gesicht bekommen wird. Die Zukunft von Spielmacher Bryan Smithson ist nach wie vor völlig offen. Der Amerikaner ist derzeit in der Heimat und lotet alle Möglichkeiten aus. Dasselbe gilt für Center Björn Schoo, der bis zur Stunde noch in Kirchheim wohnt und Maximilian Rockmann, der die Nähe zu seiner Heimatstadt Berlin sucht, wo auch die Freundin lebt. Mike Baumer, mit dem die Verhandlungen bereits weit gediehen waren, ist wohl keine Option mehr für die neue Saison. Der Deutsch-Amerikaner aus Karlsruhe hat seine Koffer offenbar schon gepackt und wird mit den White Wings aus Hanau in Verbindung gebracht.

Ein Körnchen Wahrheit steckt in jedem Gerücht. Mehr aber auch nicht, das zeigt das Beispiel Ben Beran, der in Fan-Foren in den vergangenen Wochen bereits als Neuzugang in Heidelberg gehandelt wurde. Der frisch gebackene Papa fliegt voraussichtlich am Wochenende mit der Familie zum Heimaturlaub in die USA. Bis dahin wohnt er in Kirchheim, und vieles deutet darauf hin, dass dies nach seiner Rückkehr auch weiterhin so sein wird. Gerüchte, wonach Beran noch vor seinem Abflug in Kirchheim unterschreiben werde, will Sportchef Karl Lenger allerdings nicht bestätigen: „Wir sind mit ihm auf einem guten Weg.“

Das dürfte auch für Sebastian Adeberg gelten, der Basketball nur noch im Nebenjob betreibt. Mit ihm lagen die Verhandlungen wegen einer USA-Reise auf Eis. Das könnte sich nach seiner Rückkehr diese Woche rasch ändern. Adebergs Wert für die Mannschaft ist in Kirchheim unbestritten. Dass der Mediziner am Heidelberger Klinikum seinen Abschied von der Basketball-Bühne in Kirchheim feiern wird, gilt als wahrscheinlich.

Die neue Woche verspricht Antworten zu liefern, nicht nur was offene Fragen in Kirchheim betrifft. Mit Ablauf der Lizenzierungsfrist am Samstag wird sich zeigen, wer im kommenden Jahr die Gegner sind. Nach dem Aufstiegsverzicht des Pro-B-Meisters aus Oldenburg gilt Vize Baunach bisher als einzig sicherer Kandidat für einen Platz in der Pro A. Der SC Rist-Wedel würde gerne hoch, müsste in Sachen Hallenkapazität allerdings nachrüsten. Gerüchte, wonach die Nordlichter von der Unterelbe ihre Lizenz an Nachbar Hamburg abtreten und als Farmteam einen Neubeginn in der Regionalliga anpeilen würden, werden von der SC-Führung aufs Heftigste dementiert. Für die Hamburg Towers und ihren Sportdirektor Pascal Roller, die die Hansestadt möglichst rasch zum BBL-Standort erheben wollen, wäre ein Quereinstieg in die Pro A ansonsten nur über eine Wildcard möglich. Mit der 75 000 Euro teuren Eintrittskarte liebäugelt auch Absteiger BG Karlsruhe. Die Badener hätten die Lizenz für die Pro A ebenso wie Magdeburg bereits in der Tasche. Experten halten einen Platztausch der BG mit Wedel für eine denkbare Variante. Für das Team aus Schleswig-Holstein hätte das den Vorteil, dass es anders als beim Deal mit den Hamburgern weiterhin in der Pro B vertreten wäre.

Nicht ausgeschlossen ist ein Weg, den bisher keiner auf der Rechnung hat: Die Pro A von 16 auf 18 Mannschaften aufzustocken ist bei der Jungen Liga zumindest kein undenkbares Szenario wie Liga-Sprecherin Nadine Vongehr bestätigt. Dem müssten allerdings genauso wie der Vergabe einer Wildcard alle Vereine der Zweiten Liga zustimmen. „Vor dem Wochenende ist es schwer, eine Aussage zu treffen“, sagt Vongehr. „Bis zum 31. Mai haben theoretisch alle Vereine noch die Möglichkeit, ihre Lizenz zurückzuziehen.“

So oder so – Für Kirchheims Coach Frenkie Ignjatovic, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, steht jetzt schon fest: Die Pro A 2014/15 wird die stärkste aller Zeiten sein. Mit den beiden BBL-Absteigern aus Vechta und Würzburg stoßen zwei finanzstarke Klubs hinzu, die den direkten Wiederaufstieg anpeilen. „Die Hälfte der Mannschaften sind potenzielle BBL-Kandidaten“, ist Ignjatovic überzeugt. „Die Liga spaltet sich immer mehr auf“, sieht auch Karl Lenger die Kirchheimer mehr denn je in der Rolle der Außenseiter. Lenger sagt aber auch: „Für mich ist genau das die Herausforderung: Mit unseren Mitteln eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen.“