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„Das Buch behält seinen Platz“

Lesezeit (1): Verdrängen E-Books das klassische Buch? - „Man darf sie nicht als Spinnerei abtun“

Digitale Bücher sind auf dem Vormarsch: In den USA verkauft der Online-Versand Amazon bereits mehr E-Books als gebundene Bücher. Die Inhaber der Kirchheimer Buchhandlungen sehen das klassische Buch dennoch nicht vom Aussterben bedroht. Aber sie sind sensibilisiert.

Das E-Book ist handlich und passt in jedes Reisegepäck. Die Kirchheimer bevorzugen dennoch das klassische Buch. Foto: Jean-Luc J
Das E-Book ist handlich und passt in jedes Reisegepäck. Die Kirchheimer bevorzugen dennoch das klassische Buch. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Bei zahlreichen Menschen aus der Region rund um die Teck füllen sie große Regale im Wohnzimmer - und nach wie vor sind sie ein beliebtes Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk: Bücher. Doch wie sieht in Zeiten von Internet, iPad und E-Book die Zukunft des klassischen Buches aus? Ist es vom Aussterben bedroht? Und bedeutet die Digitalisierung eine Gefahr für den Buchhandel?

„E-Books sehe ich nicht als Bedrohung an, aber man sollte sie nicht als Spinnerei abtun“, betont Ruben Schömers von der Buchhandlung Zimmermann. „Wir dürfen die Augen nicht vor dem technischen Fortschritt verschließen.“ Elektronische Bücher hätten Zukunft, fügt der Experte hinzu. Bisher habe sich das Lesen anhand des handlichen Geräts in Deutschland allerdings nur wenig durchgesetzt. „Manche Kunden, vor allem Männer, fragen danach. Sie interessieren sich aber eher dafür, wie das E-Book funktioniert und was es kann“, erzählt Ruben Schömers. „Das technische Interesse kommt vor dem literarischen.“

Hierzulande sind E-Books seit Anfang 2009 auf dem Markt. Seit Frühjahr vergangenen Jahres führt auch die Buchhandlung Zimmermann die Geräte, auf die man im Internet Krimis, Romane oder Sachbücher übertragen kann. Elektronische Bücher sind taschenbuchgroß; speichern kann man darauf einige hundert Bücher. „Wir planen, bei uns in der Buchhandlung eine Ladestation einzurichten“, informiert Ruben Schömers. „Aber das ist noch Zukunftsmusik.“ Die Bedienung der E-Books, von denen die Buchhandlung Zimmermann bislang fünf Stück verkauft hat, sei relativ einfach. Und auch für die Augen sei das Lesen am Display nicht besonders anstrengend. „Es flimmert nicht wie am PC, weil das E-Book kein künstliches Licht hat. Deshalb kann man mit dem E-Book auch nicht im Dunkeln lesen, sondern braucht ein natürliches Licht“, weiß der Fachmann, der selbst allerdings das klassische Buch vorzieht. „Ich bin eben Literaturliebhaber“, unterstreicht Ruben Schömers. Interessant seien E-Books für Menschen, die viel reisen. Denn man habe wenig Gepäck und könne trotzdem so viele „Bücher“ wie man will mit in den Urlaub nehmen.

„Wir müssen das Fortschrittliche mit dem Traditionellen verbinden und sowohl E-Books als auch Bücher anbieten“, beschreibt Ruben Schömers die künftigen Aufgaben der Buchhandlungen. Vom Aussterben bedroht sei das klassische Buch aber dennoch nicht.

Das glaubt auch Ralf Bauer von der Kirchheimer Bücherstube. „Aber wenn ich höre, dass in den USA bereits über die Hälfte als E-Book verkauft wird, dann ist das schon erschreckend“, räumt er eine gewisse Unsicherheit ein. Für ihn hat ein Buch allerdings einen ganz anderen Stellenwert als ein technisches Gerät. „Es ist ein sehr sinnliches Kulturgut, in dem man blättern kann. Die Seiten riechen, man braucht keinen Strom. Es ist einfach praktischer“, findet Ralf Bauer, bei dem sich bisher nur ein Kunde nach E-Books erkundigt hat und der sie deshalb auch nicht anbietet. Elektronische Bücher würden Technikfreaks ansprechen und keine traditionellen Leser, sagt der Fachmann.

„Das klassische Buch wird auf jeden Fall nach wie vor Bestand haben. Davon bin ich überzeugt“, unter­streicht Margot Schieferle, die in ihrer Buchhandlung bisher noch keine E-Books anbietet. „Momentan sind sie auf dem deutschen Markt einfach noch nicht ausgegoren genug“, findet die Expertin, die interessierten Kunden deshalb eines rät - nämlich abzuwarten. Zwar würden die Geräte mittlerweile über eine hohe Speicherkapazität und eine gute Akkuleis­tung verfügen, sie seien „sehr elegant“ und handlich und man könne die Schriftgröße nach Belieben einstellen. Aber die E-Book-Titel seien für die Kunden noch relativ teuer. „Der Inhalt kostet nur etwa 20 Prozent weniger als das Buch selbst.“

Obwohl Margot Schieferles Herz für das klassische Buch schlägt, will sie das E-Book keineswegs verteufeln. „Es ist eine Generationenfrage. Ich bin eben mit dem Papierbuch aufgewachsen.“ Auf den Buchhandel selbst sieht sie eine „richtige Revolution“ zukommen: „Durch die neuen Medien wird sich sehr viel verändern. Deshalb müssen Bücher schöner gestaltet und aufgemacht sein. Das ist die Stärke des Buches“, verdeutlicht Margot Schieferle.

Mit der Digitalisierung habe der Buchhandel aber bereits seit Jahren zu kämpfen, fügt sie hinzu. Das liege daran, dass immer mehr Kunden im Internet Bücher kaufen. Die einzige Möglichkeit für Buchhandlungen sei deshalb, sich ein zusätzliches Standbein aufzubauen. „Wir bieten neben Büchern regionale Produkte an. Man muss offen sein für Sinnvolles und Schönes.“

Gelassen blickt hingegen Roland Schöllkopf von der gleichnamigen Buchhandlung dem technischen Fortschritt entgegen: „Ich mache mir keine Sorgen. Das Buch ist nicht zu verdrängen.“ E-Books sind bei Roland Schöllkopf nicht erhältlich, „aber ich kann sie für interessierte Kunden natürlich jederzeit bestellen.“ Bislang allerdings habe es noch keine Anfrage gegeben, erzählt Roland Schöllkopf, der den E-Books „nicht feindlich“ gegen­über steht. Aber er sieht eine gewisse Gefahr in der Elektronik schlummern: „Ein Buch, das einmal gedruckt wurde, kann man nicht mehr verändern. E-Book-Texte hingegen sind jederzeit manipulierbar.“ Roland Schöllkopf glaubt zwar, dass elektronische Bücher sicher bei vielen Menschen Neugier wecken. „Aber der Großteil bleibt nicht daran hängen.“