Unterensingen. Um Rainer Arnold ist es ein wenig einsam geworden im Wahlkreis Nürtingen. Nachdem seine Genossen Sabine Fohler und Walter Bauer im vergangenen März den Einzug in den Landtag verfehlt haben, beackert der SPD-Bundestagsabgeordnete, der in Berlin verteidigungspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist, den Wahlkreis ganz allein. Und weil der von Schopfloch bis Leinfelden und von Bempflingen bis Notzingen reicht, ist der Kalender mit Wahlkreisterminen prall gefüllt.
Über das vergangene Jahr, in dem es gerade im verteidigungspolitischen Bereich hoch her ging – sowohl personell als auch inhaltlich – verliert Rainer Arnold nicht viele Worte. Dem Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg weine er nicht nach, weil der keine substanzielle Arbeit geliefert, sondern nur an der Oberfläche gekratzt habe. Die Bundeswehrreform finde größtenteils die Zustimmung seiner Partei – wohl auch, weil die Ideen zumindest teilweise identisch mit denen seien, die eine SPD-Arbeitsgruppe schon vor zwei Jahren erarbeitet habe. „Das macht es politisch nicht immer einfach“, sagt Arnold.
Lieber spricht der SPD-Bundestagsabgeordnete von dem, was vor ihm und seiner Partei liegt. Bis zur nächsten Bundestagswahl 2013 dauert es zwar noch eine Weile, aber für den 61-Jährigen steht jetzt schon fest: „Ich will noch einmal kandidieren.“ Im Herbst stelle er sich dem Votum seiner Partei. Wen er für den geeignetsten Kanzlerkandidaten hält, mag Rainer Arnold nicht verraten. „Zuerst kommt die inhaltliche Positionierung“, sagt er. Dann könne man über Personalfragen reden.
Das Thema, das Rainer Arnold abseits der Bundespolitik am meisten bewegt, hängt mit Stuttgart 21 zusammen. Zwar hält er das Projekt nach der Volksabstimmung für legitimiert, gibt aber zu Bedenken, dass gerade auf den Fildern einige Fragen nicht geklärt sind. Klar ist für Rainer Arnold: „Die bisher vorgesehene Lösung, die Gäubahn auf der S-Bahntrasse zu führen, darf nicht kommen.“ Bei einem so sinnvollen Projekt wie Stuttgart 21 dürfe es nicht sein, dass auf den Fildern die „Spar- und Billigversion“ umgesetzt werde. Sein Vorschlag lautet deshalb: Der Fernbahnhof soll parallel und nah zum bisherigen S-Bahnhof gebaut werden. Falls es bei der Führung der Gäubahn auf der S-Bahntrasse bleibe, müsse die S-Bahn ausgefädelt werden. Am liebsten wäre Rainer Arnold die Autobahntrasse. Sei die zu teuer, müsse man dafür sorgen, dass die Trasse zu einem späteren Zeitpunkt gebaut werden könne.
Der Bundestagsabgeordnete hält es für dringend notwendig, die Bürger in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. „Die möglichen Varianten müssen den Bürgern frühzeitig vorgelegt werden“, sagt er. Den Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro für S 21 hält Rainer Arnold für nicht haltbar. „Im Sinne der Verbesserungen im Filderraum muss er angehoben werden“, glaubt er. Solle es im Übrigen bei der Führung der Gäubahn auf der S-Bahntrasse bleiben, brauche es für Leinfelden-Echterdingen einen umfassenden Lärmschutz.
Ein Thema im Bundestagswahlkampf wird die Bürgerversicherung sein, für deren Einführung auf dem SPD-Parteitag geworben wurde. „Wir brauchen ein System, in das alle einzahlen und in dem die Ärzte für jeden Patienten dasselbe Honorar bekommen“, sagte Arnold.