Lokales

„Man ist auf Facebook angewiesen“

Viele ärgern sich über Datensammelwut – Trotzdem ist das soziale Netzwerk für die meisten alternativlos

Facebook sammelt seit Kurzem mehr Daten seiner Nutzer, um gezielter und personalisierter zu werben. Das stößt vielen sauer auf, wie der Teckbote bei einer Straßenumfrage erfahren hat. Ihren Account löschen trotzdem die wenigsten.

Umfrage Facebook
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Kirchheim. Die Datensammelwut von Facebook ist auch dem 18-jährigen Felix Hastenteufel aus Kirchheim ein Dorn im Auge. „Die Daten werden an andere Firmen verkauft. Da mache ich mir schon Sorgen“, sagt er. Sich deshalb bei dem sozialen Netzwerk abzumelden, kommt für ihn trotzdem nicht infrage – obwohl es Alternativen gäbe. „Es ist halt bequemer, denn mittlerweile sind praktisch alle auf Facebook. Es ist ein gewisser Zwang, dort einen Account zu haben.“

Auch Ruben Doll aus Kirchheim findet die Änderungen von Facebook bedenklich, bleibt aber trotzdem angemeldet. Der 19-Jährige nutzt die Plattform jedoch nur selten. Lieber tritt er mit Freunden über den Nachrichtendienst Whats­App in Kontakt. Außerdem nutzt er die kostenpflichtige Kurznachrichten-App Threema, bei der über eine Verschlüsselung besonderer Wert auf Sicherheit gelegt wird. So soll garantiert werden, dass niemand, außer dem Empfänger, die Nachricht lesen kann. Allerdings müssen natürlich auch Freunde dort angemeldet sein; sonst macht es wenig Sinn. „Ein Teil meiner Freunde nutzt Threema bereits“, erzählt der 19-Jährige.

Raffi Kartalian aus Mühlacker hat schon einmal darüber nachgedacht, seinen Facebook-Account zu löschen – aber den Gedanken schnell wieder verworfen. „Das bringt nichts. Man würde sich ausgrenzen“, winkt der 25-Jährige ab. „Facebook ist das größte soziale Netzwerk. Es läuft vieles darüber ab, auch in den Bereichen Schule und Studium. Man ist einfach darauf angewiesen.“ Die Werbung, die nun gezielter auf die einzelnen Nutzer zugeschnitten ist, brauche man ja einfach nicht anzuklicken, betont er.

Sehr verärgert über das verstärkte Sammeln von Daten ist auch Olga Bauer aus Ötlingen. Sie hat sich kein einziges Mal mehr eingeloggt, seit Facebook die Änderungen vornahm. „Ich weiß, dass ich meinen Account eigentlich löschen müsste, aber das will ich dann doch nicht“, sagt die 33-Jährige, die den Kontakt zu ihren Facebook-Freunden – vor allem zu denen, die weiter weg wohnen – nicht aufgeben möchte. „Meine Familienmitglieder haben sich teilweise aber bereits abgemeldet“, erzählt die Kirchheimerin. Olga Bauer nutzt verstärkt Whats­App, weiß allerdings: „Das ist ähnlich und wurde ja von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg aufgekauft.“

Auch Katja Solic aus Kirchheim bleibt auf Facebook, weil es „das einfachste Mittel ist“, um Freunde, auch im Ausland, zu kontaktieren. Die 36-Jährige gibt außerdem zu bedenken: „Man kann seinen Account zwar löschen, aber die Daten sind doch trotzdem noch überall.“ Momentan gebe es schlichtweg keine Alternative zu Facebook. „Ich habe mich lange geweigert, mich anzumelden“, erzählt sie. Letztlich sei der Druck der Gesellschaft aber zu groß gewesen.

Keineswegs überrascht über das verstärkte Datensammeln von Facebook ist Manfred Sigel aus Kirchheim. „Das ist die allgemeine Tendenz bei Internetanbietern.“ Die Daten seien ja sowieso schon überall im Umlauf; deshalb komme es auf Facebook jetzt auch nicht mehr an. „Man muss die Werbung ja nicht anklicken. Da sollte man erwachsen genug sein“, findet der 59-Jährige. Die gezieltere Werbung ist für Manfred Sigel kein Grund, sich bei Facebook abzumelden. Vielmehr gefällt ihm generell nicht, dass das soziale Netzwerk unpersönlich ist und viele Banalitäten gepostet werden. „Persönliche Kontakte sind doch viel spannender.“

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Facebook sammelt verstärkt Daten seiner Nutzer. Das bringt viele auf die Palme.Fotos: Jean-Luc Jacques
Facebook sammelt verstärkt Daten seiner Nutzer. Das bringt viele auf die Palme.Fotos: Jean-Luc Jacques